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Raub und Erpressung im Drogenmilieu

Eine Dealerin aus Coswig soll mit Bekannten einen „Kollegen“ verletzt haben.

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Von Maren Soehring

Im Drogenmilieu herrschen raue Sitten, vor allem mit Sandra Y. war scheinbar nicht zu spaßen. Die 34-Jährige fühlte sich von Michael S., dem späteren Opfer, betrogen, wollte ihm einen Denkzettel verpassen. Das gab sie zu Prozessauftakt am Landgericht Dresden zu. „Ich wusste, dass er an dem Tag viel Geld dabei hatte, das wollte ich ihm abnehmen.“ Von massiver Gewalt oder gar dem Einsatz von Messern sei jedoch nie die Rede gewesen.

Doch laut Anklage kam es anders: Sandra Y. verabredete sich mit Michael S. zu einer Beschaffungsfahrt, wollte ihn am 18. Januar 2010 in ihrem Auto nach Annaberg-Buchholz chauffieren. Vorab informierte sie ihren Bekannten, den mitangeklagten Gazmend A. Der 35-Jährige folgte ihr in einem separaten Wagen. In Radebeul hielt sie unter einem Vorwand an, stieg mit dem Hund aus dem Auto und schaute zu, wie Gazmend A. und zwei Unbekannte den Rest erledigten, 3450 Euro erbeuteten und das Opfer mit mehreren Messerstichen schwer verletzten. Sandra Y. brachte Michael S. später persönlich ins Krankenhaus, eine Not-Operation rettete ihm dort das Leben.

Was genau geschah, woher die Messer kamen und ob auch ihr mitangeklagter Lebensgefährte Abdelmonaam S. Bescheid wusste, muss das Gericht in einer mühsamen Beweisaufnahme klären. Beide Männer schwiegen, wurden von Sandra Y. jedoch entlastet: Ihr Bekannter Gazmend A. sei zwar dabei gewesen, habe aber nicht zugestochen. Abdelmonaam S. hätte von allem nichts gewusst. Ebenso wenig wie von der ebenfalls angeklagten Erpressung eines anderen Crystal-Kunden: Das Pärchen soll ihn bedroht und zur Zahlung von 10.000 Euro, leistbar in Monatsraten, genötigt haben. Den Geldeingang – etwa 400 Euro – bestätigte Sandra Y., stritt die Erpressung aber ab: „Dem brauchte ich nicht drohen, er kennt mich, hat auch so bezahlt.“

Die 34-Jährige saß wegen Drogendelikten bereits vier Jahre und sieben Monate in Haft, kümmerte sich nach ihrer Entlassung weiter um ihre Geschäfte. Das Crystal besorgte sie nach eigenen Aussagen meist in Tschechien, transportierte den Stoff auch schon mal in ihrer Vagina über die Grenze. Der Prozess geht noch bis Mitte Juli, es werden viele Zeugen gehört, zum Beispiel der Cousin der Angeklagten, den sie für gelegentliches Hunde-Sitting mit Crystal bezahlt haben soll.