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Refood ist abgedüst

Der bundesweite Entsorgungsspezialist hat Lenz wieder verlassen und agiert nun von Halle aus. Nicht grundlos.

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Von Catharina Karlshaus

Lenz/Quersa. Dass der letzte Rest durchaus ein Grund zur großen Freude sein kann, haben sie damals bewiesen. Denn wenn sich ein deutschlandweit marktführender Entsorgungsspezialist für Lebensmittel- und Speisereste – mit Betrieben in Frankreich und Großbritannien – im kleinen Priestewitzer Ortsteil Lenz niederlässt, sorgt das für Aufmerksamkeit. Ein Jahr lang hatte die Lenzer TBA-Chefin Sylvia Schäfer mit der Geschäftsführung von Refood verhandelt. Im Frühjahr 2013 war es dann so weit. Das Unternehmen, welches mit über 800 Mitarbeitern und 18 Niederlassungen tatsächlich als Dienstleister Nummer eins in seiner Branche gilt, gab seinen bisherigen Standort Dresden-Cossebaude auf. Und verlegte seine Sammelstelle auf einen Teil des alten, nicht mehr genutzten Grundstückes der Tierkörperbeseitigungsanstalt (TBA) in Lenz. „Zunächst war die Ansiedlung provisorisch und somit als Test ausgelegt, ob es hier am Standort passt“, erinnert sich Sylvia Schäfer.

Immerhin: Das Refood-Entsorgungssystem für Küchen- und Speisereste, überlagerte Lebensmittel sowie gebrauchte Frittierfette aus Gastronomie, Handel und Industrie gibt es bereits seit Ende der 80er Jahre. Besonders charakteristisch für das Unternehmen, das Teil der wirtschaftlich weit verzweigten Saria-Gruppe mit Sitz in Nordrhein-Westfalen ist: Die organischen Reststoffe nutzt der Entsorger als nachhaltigen Rohstoff.

„Das ist ein ganz natürlicher Prozess“

In bundesweit mehreren Biogasanlagen, die ausschließlich Lebensmittel- und Speisereste verarbeiten, entstehen Strom und Wärme für gegenwärtig knapp 50 000 Haushalte. Die gebrauchten Frittierfette gibt das Unternehmen als nachhaltigen Grundstoff an die Biodieselindustrie weiter. Bevor es allerdings so weit ist, kommen die Speisereste der Refood-Kunden in Sammelbehälter mit 120 oder 240 Liter Fassungsvermögen, ausgediente Frittieröle in spezielle 90-Liter-Behälter. Genau solche Behälter, wie sie auch in Sachsen zum Einsatz gekommen sind. Wie Prokurist Jörg Müller-Scheeßel damals gegenüber der SZ erklärte, würden zunächst zehn Mitarbeiter Behälter mit Speiseresten für andere Niederlassungen des Unternehmens umschlagen. Praktisch bedeutete das, sie werden zunächst geleert und im Anschluss in einer Waschanlage gereinigt. Danach trocknen die Behälter in einer separaten Halle, was wiederum dafür sorge, dass die Tonnen im Anschluss geruchsneutral von den Mitarbeitern für den erneuten Einsatz verladen werden könnten. Wie die Refood-Geschäftsführung seinerzeit betonte, war geplant, den Standort Lenz absehbar für die Weiterverarbeitung der organischen Reststoffe auszubauen. Bis zu 30 Arbeitsplätze könnten entstehen. Darüber hinaus sollte in die Infrastruktur investiert werden. Eine eigene Annahme- und Produktionshalle, um die Speisereste direkt vor Ort für die Biogaserzeugung aufzubereiten, sollte möglicherweise jenen Platz auf dem Grundstück füllen, auf dem früher ein Bürogebäude stand.

Vorhaben, aus denen nun leider nichts geworden sind. Zwar fahren noch Refood-Fahrzeuge durch das Großenhainer Land und nutzen durchaus auch mal den Parkplatz des Abfallunternehmens Remondis in Quersa. An diversen Gerüchten, dort einen neuen Standort zu akquirieren, sei aber rein gar nichts dran.

Wie Unternehmenssprecher Marcel Derichs betont, habe Refood seine Aktivitäten mittlerweile in der Region komplett nach Schwerz bei Halle verlegt. Weshalb es in Lenz nicht geklappt habe, könne Derichs nicht genau sagen. Aber es werde sicherlich betriebswirtschaftliche Gründe haben. „Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Da werden Kundenstrukturen und Umsatzpotenziale umfassend analysiert und dann entschieden, wie sich das Unternehmen künftig ausrichtet.“ Nun, in den Priestewitzer Ortsteil Lenz jedenfalls nicht mehr.