Merken

Reise in den Orient

Trotz Flüchtlingskrise bleibt der arabische Raum ein Sehnsuchts-Ziel der Deutschen. Das merkt man schon bei Fünftklässlern.

Teilen
Folgen
NEU!
© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Vanessa und Selina waren schon in der Türkei. Die Fünftklässlerinnen kennen einen arabischen Basar und fanden es toll am Meer. „Da waren sogar Frauen im Burkini“, erzählt eine der Zehnjährigen lebhaft.

Fremd und doch reizvoll ist diese orientalische Welt, in die die Jüngsten am Gymnasium dieser Tage in ihrer Schule aufgebrochen sind: bei einer Reise mit dem Orientexpress. Jedes Jahr haben die fünften Klassen dieses Thema beim fächerverbindenden Unterricht. Obwohl Schulunterricht jeden Tag lebensnah und praxisorientiert sein sollte, gelingt es gerade bei dieser zweitägigen Unterrichtsform besonders, ein Thema intensiver zu durchdringen.

Deutsch und Kunstunterricht, Geografie und Ethik kommen zusammen, wenn der kleine Muck sowie Aladin und die Wunderlampe im Kino angeschaut bzw. künstlerisch gestaltet werden. Wenn Bekleidungsgewohnheiten hinterfragt und Kulturräume umrissen werden. Wenn sich der Zauber des Orients bei orientalischem Essen oder mit Sinnesfreude und Erotik beim Bauchtanz entfaltet.

Der neue Bautanzstar

Mit Jenny, die wie alle anderen gerade mal einen Monat am Gymnasium lernt, hat die Schule einen neuen Bauchtanzstar. Die junge Großenhainerin hat ein passendes Kostüm mitgebracht und schwingt zu orientalischer Musik die Hüften ganz reizvoll. „Das habe ich von einer Freundin gelernt, aber ich konnte erst eine Woche üben“, sagt die kesse Zehnjährige.

Auch Fin und Martin haben sich verkleidet. Nachdem sie mit Salemaleikum und Marhaba von den Lehrerinnen Henriette Marquardt und Gerlinde Lehmann begrüßt wurden, lernen sie arabisch schreiben. „Das geht ja von rechts nach links“, wundern sich die Jungs. Aber ihre Vornamen bekommen sie zusammen.

„Wir wollen, dass sich die Kinder einlassen auf ein anderes Fluidum, auf andere Menschen“, sagt Lateinlehrerin Marquardt. Aber vordergründig politisch soll das nicht sein. Die Kinder sollen dieses andere Lebensgefühl verstehen können, sagen die Lehrerinnen. Sie sollen unnötige Ängste ablegen.

Immerhin ist der Orient die Wiege zahlreicher kultureller Errungenschaften: von den Gewürzen angefangen, die die Kinder erraten dürfen, über das Kunsthandwerk, das man auf einem Basar handelnd erwirbt, bis hin zu kulinarischen Köstlichkeiten. Bei den Lehrerinnen Heike Peters und Olga Kupsch an der nächsten Station wird es deshalb schmackhaft: Einen orientalischen Salat mit Gurken, Zwiebeln und Frischkäse können die Schüler zubereiten.

Anschaulicher Unterricht

Sie sind mit Eifer dabei. Ob beim Aufmalen von Tattoos oder beim Beschäftigen mit Islam und Koran – für die Kinder hat das Märchenhafte aus tausendundeiner Nacht seinen Reiz. Hier geht es nicht um Unterwanderung durch eine fremde Kultur, sondern um Bereicherung und auch sinnliche Wahrnehmung. Dabei helfen auch Elftklässler wie Sophie. Sie war schon in Istanbul und Israel und erzählt den Kindern, wie ein Kopftuch vor Sonne und Sand schützt. Und dass weite Gewänder bei heißem Wetter die Luft gut hindurchlassen. Manche Dinge sind also sinnvoll, wenn sie nicht erzwungen sind. Auf diese Weise freiwillig lernen ist auch besonders nachhaltig.