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Reisetipp Algarve: Ein Stück Malediven in Europa

Wer glaubt, für sandige Strände und türkisblaues Meer müsste man weit weg reisen, der irrt. Auch in Portugals Süden lassen sich versteckte Grotten, unberührte Strände und Inseln voller Geschichte finden.

Von Natalie Stolle
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Mit dem Boot zur Grotte von Bernagil – an der Algarve finden sich einige versteckte Schätze.
Mit dem Boot zur Grotte von Bernagil – an der Algarve finden sich einige versteckte Schätze. © Natalie Stolle

Das Wasser schäumt, während die Wellen über den Strand brausen. Das tosende Geräusch erfüllt die ganze Höhle. In erdigen Braun- und Gelbtönen ragen die rauen Steinwände am sandigen Boden auf. Nur ein Loch gibt den Blick frei auf den wolkenlosen blauen Himmel.

Versteckte Orte wie die Grotte von Benagil gibt es an der Algarve einige. Die Höhle liegt zwischen Carvoeiro und Armacao de Pêra und ist ein beliebtes Reiseziel. Die meisten beginnen ihre Reise im Süden Portugals in der Stadt Faro, die man von Deutschland aus nach drei Stunden Flugzeit erreichen kann.

Schon von oben bietet der Küstenabschnitt mit der Ria Farmosa einen beeindruckenden Ausblick. Die Sandbänke, die vom türkisblauen Wasser umspült werden, wirken wie ein Stück Malediven direkt in Europa. Was zweifellos auch ein Grund ist, warum es viele weg vom lebhaften Faro und hin zur Natur treibt.

Nicht weit entfernt liegt der Naturpark Ria Farmosa mit seiner 180 Quadratkilometer großen Lagunenlandschaft. Das Besondere: Durch die Gezeiten ist alles ständig in Bewegung. Wenn Ebbe ist, kommen plötzlich die von Möwen belagerten Sandbänke zum Vorschein.

Die Insel Culatra und ihre Mission

Das Meer ist in der Region maßgebend für vieles. Viele Fischer leben von der See, verkaufen ihre Errungenschaften wiederum auf dem Fischmarkt in Olhao, dem größten Markt an der Algarve. In zwei steinernen Häusern direkt am Hafen wird alles veräußert, was man sich nur erträumen kann, nicht nur Fisch. Marktschreier und Portugiesen, die beim wöchentlichen Einkauf den ein oder anderen Schwatz halten, sorgen für eine lockere Atmosphäre.

Auch die portugiesische Küche ist vor allem durch die Nähe zum Meer geprägt. Muscheln, Austern, Fisch – es gibt nahezu alles. Wer Fisch und Meeresfrüchte nicht mag, kann Lamm in Portweinsauce probieren. Dazu passt einen süßlichen Weißwein aus der Region.

Dass das Geschäft mit dem Meer aber auch anders laufen kann, beweist Culatra. Die Insel liegt unweit von Olhao und ist von dort mit der Fähre oder einem Wassertaxi zu erreichen. Gerade einmal 1.000 Einwohner leben dort. Hotels sucht man vergeblich.

Die Insel kann nur tagesweise besucht werden. Direkt bei der Ankunft am Steg prangt ein großes Schild mit einem Manifest. Es soll daran erinnern, sich gegenüber der Natur respektvoll zu verhalten. Aber nicht nur Touristen sind daran gebunden. Wann immer die Fischer aufs Meer hinausfahren, gilt die Regel, nicht nur Fisch mitzubringen, sondern auch Müll, wenn sie welchen finden.

Diese Regel hat Sylvia Padinha aufgestellt. Sie ist seit 1996 sowas wie die Bürgermeisterin, auch wenn sie sich als Präsidentin der Bewohner von Culatra bezeichnet. Besonders stolz ist Sylvia auf die Austernzucht. Im Gegensatz zu anderen Gegenden werden die Austernbänke der Insel nicht an Frankreich verkauft. So können sie und die Bewohner sich selbst versorgen und sind nicht auf den Tourismus angewiesen. Das hat sie die Corona-Zeit fast gänzlich unbeschadet überstehen lassen.

Austernessen bei der Bürgermeisterin von Culatra, Sylvia Padinha.
Austernessen bei der Bürgermeisterin von Culatra, Sylvia Padinha. © Natalie Stolle

Sylvia hat es sich zum Ziel gesetzt, Culatra bis 2030 komplett nachhaltig werden zu lassen. Sie zeigt sich auch sehr zuversichtlich, dass die Insulaner das erreichen können. Bereits jetzt sind Solaranlagen auf den Dächern installiert und laut Sylvia 30 Prozent des Ziels geschafft.

Eine Currywurst am südwestlichsten Punkt Europas

Finden sich auf der vorderen Seite der Insel kleine Gassen mit Geschäften und Restaurants, so erwartet jeden Besucher auf der Rückseite eine Überraschung. Mit einem Boot oder einem langen Spaziergang querfeldein kommt man zum Praia da Ilha do Farol. Der Strand mit Blick auf den Cabo de Santa Maria Leuchtturm ist das perfekte Postkartenmotiv.

Seit 1851 weist der weiße Turm mit der roten Kappe Schiffen den Weg. Wer die Insel mal von oben betrachten möchte, der sollte auf jeden Fall eine Besichtigung buchen. Gemeinsam mit einem Leuchtturmwärter geht es dann 47 Meter über recht enge 200 Stufen in die Höhe.

Zurück auf dem Festland gibt es auch hier noch einiges zu entdecken: Von Portimao ist es möglich, mit einer Bootstour einige Grotten, wie auch die Grotte von Bernagil, zu besichtigen. Richtung Sagres wartet der südwestlichste Punkt Europas.

Mit dem Blick von den steinigen Felsen über das Meer, das an dieser Stelle wirklich unendlich scheint, fällt es leicht zu glauben, was die Menschen früher angenommen haben. Dass dies das Ende der Welt sei. Wer unerwartet Hunger bekommt, kann sich noch die letzte Bratwurst vor Amerika an dem Stand mit Kultstatus holen.

Digitale Nomaden in Aljezur

Weiter nördlich entlang der Küste findet sich die kleine nicht ganz so touristische Stadt Aljezur. In den 70er Jahren ein Ort, zu dem viele deutsche Hippies hinströmten und zwischen Felsen und Stränden ihre Kinder großzogen. Heute auch ein beliebter Ort für digitale Nomaden, die ohne Büro von überall aus arbeiten. Wer Tourist ist oder wer hier dauerhaft lebt, lässt sich seit Corona nicht mehr eindeutig bestimmen, erzählt Nuno vom Ocean Tribe, der schon sein ganzes Leben in Aljezur verbracht hat. Bei einem Wildlife Story Walk zeigt er Interessierten die Vogelwelt der Algarve und die Wasserwelt mit all ihren Fischen, Krabben und Seesternen, die es zu schützen gilt.

Die Algarve bietet einiges an Abwechslung, seien es versteckte Grotten, lebhafte Städte oder nahezu unberührte Natur. Urlauber sollten im Frühling oder Spätsommer kommen, wenn sie auf der Suche nach Entspannung sind. Mitbringen sollten sie Sonnencreme, Neugier und Bargeld. Denn gerade auf dem Fischmarkt oder an der Strandbar ist Kartenzahlung nicht möglich.

Reisetipps Algarve

  • Beste Reisezeit: Mai bis September. Wem große Hitze zusetzt, der sollte den August besser meiden.
  • Typische Gerichte: Bacalhau (getrockneter Kabeljau) – das Nationalgericht Portugals. Außerdem ataplana de amêijoas. Die Venusmuscheln werden mit verschiedenem Gemüse und Koriander zubereitet.
  • Typische Getränke: Weißweine aus der Region und Portweine aus dem Norden
  • Währung: Euro (Kartenzahlung nur vereinzelt möglich)

  • Die Recherche wurde unterstützt von Algarve Tourism Promotion Bureau.