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Rekord bei der Kerzenstummel-Aktion

1,2 Tonnen Wachsreste haben die Riesaer gesammelt. Daraus lässt sich was machen.

Von Christoph Scharf
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Achtung, schwer: Gunter Spies und Kurt Hähnichen (v.l.) vom Stadtbahnverein laden in der Elbgalerie Kerzenreste auf die Waage. Andree Schittko prüft das Ergebnis. Aus dem Wachs werden neue Kerzen.
Achtung, schwer: Gunter Spies und Kurt Hähnichen (v.l.) vom Stadtbahnverein laden in der Elbgalerie Kerzenreste auf die Waage. Andree Schittko prüft das Ergebnis. Aus dem Wachs werden neue Kerzen. ©  Sebastian Schultz

Riesa. Wenn das mal keinen Rückenschaden gibt: Bananenkiste für Bananenkiste haben am Freitag Gunter Spies und Kurt Hähnichen vom Stadtbahnverein auf die Waage in der Elbgalerie gehievt. 

Sechs Rollcontainer reichten nicht aus, um die Masse an Kerzenstummeln zu fassen, die in den vergangenen Wochen eingesammelt wurden. Und so konnte am Ende der Wiegeaktion Center-Manager Andree Schittko zum wiederholten Mal einen Rekord vermelden: Mehr als 1,2 Tonnen Wachsreste kamen bei der jüngsten Aktion des Stadtbahn-Vereins zusammen. Zum Vergleich: Das sind 100 Kilo mehr als im Vorjahr und eine ganze Tonne mehr als 2010.

Damals hatte Gunter Spies eigentlich nur den Plan gehabt, die im Hotel Mercure anfallenden Kerzenreste sinnvoll zu verwenden. Denn wer eine Hochzeit feiert, soll natürlich keine halb abgebrannten Kerzen vom Vorgänger auf der Tafel vorfinden.

 Aber zum Wegschmeißen sind sie auch zu schade, dachte sich Spies – und hatte die Idee, daraus eine wächserne Miniatur-Stadtbahn gießen zu lassen. „Das erwies sich aber als zu kompliziert“, sagt der Braumeister, der vor allem als Darsteller des Stadtmaskottchens Riesaer Riese bekannt ist.

Zum Glück fand man sich aber schnell mit der Diakonie Riesa-Großenhain zusammen – die wusste, was sich aus Wachsresten alles herstellen lässt. Und so werden seitdem einerseits schmucke Kerzen aus dem gesammelten Material gemacht, andererseits praktische Grill- und Kaminanzünder. 

Die Diakonie lässt das Material je nach Qualität sortieren, anschließend geht ein Teil nach Skäßchen, ein anderer nach Kleinwachau. In Skäßchen landet das Riesaer Wachs bei der Förderschule der Diakonie, wo 16- bis 18-jährige Schüler aus den Resten neue Kerzen gießen, ziehen oder stopfen. Da sind unter anderem Lisa, Benny, Aylin und Tim dabei, die in der Riesaer Elbgalerie am Freitag stolz die in Handarbeit gefertigten Produkte präsentieren.

„Im Rahmen einer Schülerfirma werden unsere Schüler auf das spätere praktische Arbeiten vorbereitet“, sagt Lehrerin Katharina Haase. Die fertigen Kerzen gibt es etwa im Laden der Diakonie in Großenhain zu kaufen. 

Der Stadtbahnverein Riesa möchte aber auch eigens für das 900-jährige Stadtjubiläum Kerzen anfertigen lassen, die es dann an den Verkaufsständen zur Automeile, zum Tag der Sachsen oder in der Riesa-Information gibt.

Der andere Teil des in Riesa gesammelten Wachses geht an das Epilepsie-Zentrum in Kleinwachau, einem Ortsteil von Radeberg. Dort fertigt die Diakonie in Lizenz die Grill- und Kaminanzünder der Marke „K-Lumet“. „Uns war es wichtig, eine Aufgabe für die Werkstätten zu finden, wo auch der Schwächste mitarbeiten kann“, sagt Detlef Claus von den Diakonischen Werkstätten.

Die Hälfte der Wachsmenge war in der Elbgalerie selbst zusammengekommen, die andere Hälfte an den anderen Sammelstellen in der Stadt. Offenbar hat sich die Aktion herumgesprochen. „Manchmal kommen sogar Leute mit Kartons zu mir hoch ins Büro“, sagt Centermanager Schittko. 

Manchmal kommt auch jemand mit einem winzigen Beutelchen. „Wenn jeder nur ein klein bisschen was beiträgt, wird was Großes draus“, sagt Gunter Spies. Und wünscht sich, dass das mit dem Tag der Sachsen in Riesa auch so wird.