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Rettung auf Rollen

Das Bad Schandauer Hotel Elbresidenz ist aus den Fluten auferstanden. Damit es nicht wieder versinkt, wurde viel getan.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Bad Schandau. Der Mond, die Elbe, die laue Sommernacht, ein Schiff, ein Drink auf der Terrasse – alles passt. So fühlt sich ein Fünf-Sterne-Hotel an. Die Elbresidenz in Bad Schandau tut derzeit alles, um wieder in diese Kategorie aufgenommen zu werden. Fünf Sterne prangen schon an den Schildern der einzelnen Räume, die Namen wie Richard Wagner, Dmitri Schostakowitsch und Marie Curie tragen. Nur der Stempel der Hotel-Bewertungskommission fehlt noch. Damit die Sterne beim nächsten Hochwasser nicht wieder untergehen, haben die neuen Eigentümer in den Hochwasserschutz investiert. Flutschutzwand vor dem Hotel, Blockheizkraft auf dem Dach und Technik nach oben sowie eine rollende Küche: Das sind die Kernpunkte des Konzeptes. Alles im Prinzip keine Neuerfindungen. Bis auf die Küche. Der Dresdner Großküchenausstatter Jan Püschel hat sie sich für die Elbresidenz einfallen lassen. Auf den ersten Blick ist es eine moderne Küche wie überall. Um das Besondere zu sehen, muss man in die Knie gehen und die Verblendungen entfernen. Dahinter ist das so einfache wie geniale Geheimnis zu sehen: Rollen. In trockenen Zeiten hängen sie in der Luft, naht das Wasser, werden sie herunter gelassen und die Küche rollt auf Schienen Teil für Teil ins erste Obergeschoss bzw. wird mit dem Fahrstuhl gefahren. Die Andockstationen sind abgeschottet und bleiben stehen. Dass alle Steckdosen oberhalb der Wassergrenze angebracht sind, scheint kaum noch erwähnenswert.

Die Schaltzentrale: Axel Hauswald ist der Herr über die Technik im Hotel.
Die Schaltzentrale: Axel Hauswald ist der Herr über die Technik im Hotel. © Marko Förster
Schutz von außen: Rings um das Hotel kommt bei Hochwasser eine Flutwand.
Schutz von außen: Rings um das Hotel kommt bei Hochwasser eine Flutwand. © Marko Förster

Die Kühlhäuser sind massiv und aus überflutungssicheren Materialien gebaut. Ihnen und vor allem den darin gelagerten Lebensmitteln kann das Wasser nichts antun. Etwa ein Tag wird gebraucht, um die Küche zu evakuieren, eine Woche für das Wieder-Einräumen. Irgendwann soll die rollende Küche getestet werden. Aber nicht in der heißen Phase vor der offiziellen Eröffnung am 26. August. Hoteldirektorin Andrea Kaminski weiß, dass sie funktioniert. Sie und ihr Team haben derzeit noch andere Aufgaben. Und wenn es das Beruhigen der Gäste ist, die sich über die Schwalben und ihre Nester beschweren. „Ich werde einen Teufel tun, sie kaputt machen zu lassen. Wir sind hier schließlich im Nationalpark“, sagt Andrea Kaminski.

Das Reich von Axel Hausmann ist für den Außenstehenden weniger aufregend, aber genau so wichtig. Er ist der Technische Leiter in der Elbresidenz und Herr über das, was der Gast nicht sieht, ihm aber ein sicheres Gefühl geben soll. Räume mit Pumpen, Schaltern, Trafostationen, Reglern. Für mehr Technik wurden ein paar Zimmer des Hotels geopfert. Doch das Opfer ist es wert. Das nächste Hochwasser soll nicht wieder 12,5 Millionen Euro Schaden anrichten können.

„Das Haus ist nicht schlecht gebaut“, sagt Hausmann. „Jetzt ist es auch hochwassersicher.“ Die Trafostation im Obergeschoss sichert die Energieversorgung, auch wenn es unten schon nass wird. Die gesamte Installation für Elektro, Heizung und Sanitär ist in der Decke des Erdgeschosses versteckt. Wenn Axel Hausmann die Technik „seines“ Hauses beschreibt, klingt es trotz der Fachbegriffe wie eine zärtliche Liebeserklärung. Das Hochwasser hat die Elbresidenz zum Opfer und zum spannenden Projekt gemacht. Architekt Andreas Ollertz aus Fulda stand vor der Aufgabe, aus der vorhandenen Struktur des aus mehreren Häusern bestehenden Komplexes etwas Neues zu machen. Und das so, dass das nächste Hochwasser keine Chance hat, so großen Schaden anzurichten und das Hotel damit schneller wieder eröffnet werden kann. Das ist auch eine wirtschaftliche Frage. Mitbesitzerin Marion Schneider schlief kürzlich das erste Mal in ihrem Hotel. Der Mond, die Elbe, das Schiff, die laue Sommernacht – das war nach dem Geschmack der Wellness- und Esoterik-Freundin.