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Rettung aus Wassernot

Die Bundespolizei trainiert mit der Wasserwacht an der Malter. Sie haben Lehren aus dem Hochwasser 2002 gezogen.

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© Andreas Weihs

Von Franz Herz

Malter. Wer dieses Bild beim Hochwasser 2002 gesehen hat, vergisst es nie wieder. Ein Hubschrauber steht in der Luft, an einem Stahlseil hängt ein Luftretter. Darunter steht ein Haus schon tief im gurgelnden Wasser. Menschen haben sich auf das Dach gerettet und hoffen auf Hilfe aus der Luft. Solche Szenen gab es bei dem Jahrhunderthochwasser an vielen Orten, in Freital, Glashütte, Schlottwitz, Schmiedeberg.

Ein Mensch sitzt auf einem Dach und wartet auf Hilfe aus der Luft (li.). Solche Szenen kommen bei Hochwasserkatastrophen oft vor. Bundespolizei und Wasserwacht trainieren diese Einsätze, ebenso das Retten von Ertrinkenden aus dem Wasser (re.).
Ein Mensch sitzt auf einem Dach und wartet auf Hilfe aus der Luft (li.). Solche Szenen kommen bei Hochwasserkatastrophen oft vor. Bundespolizei und Wasserwacht trainieren diese Einsätze, ebenso das Retten von Ertrinkenden aus dem Wasser (re.). © Andreas Weihs
Ein Mensch sitzt auf einem Dach und wartet auf Hilfe aus der Luft (li.). Solche Szenen kommen bei Hochwasserkatastrophen oft vor. Bundespolizei und Wasserwacht trainieren diese Einsätze, ebenso das Retten von Ertrinkenden aus dem Wasser (re.).
Ein Mensch sitzt auf einem Dach und wartet auf Hilfe aus der Luft (li.). Solche Szenen kommen bei Hochwasserkatastrophen oft vor. Bundespolizei und Wasserwacht trainieren diese Einsätze, ebenso das Retten von Ertrinkenden aus dem Wasser (re.). © DRK-Landesverband

Am Montag gab es dieses Bild wieder zu sehen, allerdings in einer Übungsvariante auf der Talsperre Malter. Gerade nach dem Augusthochwasser 2002 haben die Retter Konsequenzen gezogen und einen deutschlandweit einheitlichen Einsatzplan für die hubschraubergestützte Luftrettung entwickelt. „Das sind Standard-Handgriffe“, erläutert Ralf Schindler. Er ist Rettungsschwimmer bei der Wasserwacht, ausgebildeter Luftretter und Vorstand des DRK-Kreisverbands Freital, zu dem auch die Wasserwacht an der Talsperre Malter gehört. Auch er muss diese Handgriffe regelmäßig üben, damit sie im Ernstfall sitzen. Insgesamt elf Luftretter aus Sachsen, Brandenburg und Berlin nehmen an der Übung teil. Robert Rausch ist der Zweite aus dem Kreisverband Freital.

Die Helfer der Wasserwacht haben in ihrer Freizeit ein Übungsdach gebaut, damit das Training lebensnah möglich ist. Das schwimmt jetzt auf einer Plattform mitten auf der Talsperre. Ein Rechteck ist rot-weiß schraffiert. „Das stellt ein Dachfenster dar. Da darf der Retter nicht drauftreten“, erklärt Ralf Schindler. Das wäre im Ernstfall fatal. Er könnte sich an Glasscherben verletzen und es würde danach ins Haus regnen. Beides gilt es zu vermeiden, schon im Training.

Retter für das Osterzgebirge

Der Hubschrauber nähert sich von oben. „Wir trainieren auch unterschiedliche Flughöhen. In der Stadt sind oft Hindernisse, Masten oder Schornsteine. Da können wir nicht so tief runtergehen“, berichtet Schindler. Und es macht schon einen Unterschied, ob er 20 Meter oder 50 Meter tief abgeseilt wird.

Der Hubschrauber steht jetzt über dem Dach. Zwei Piloten sind in der Maschine. Der Luftretter hängt am Seil. Der Mann an der Seilwinde lässt ihn bis auf das Dach nach unten schweben. Hier geht es darum, dem Hilfsbedürftigen in die Bandschlinge zu helfen. „In dieser Situation ist auch Psychologie gefragt“, sagt Schindler. Im Ernstfall haben die Menschen Angst. Sie kennen die Situation nicht. Wenn sie schließlich sicher in der Schlinge hängen, kann der Mann an der Winde sie zum Hubschrauber hochziehen und durch die Seitentür ins Innere holen. Der Hubschrauber dreht eine Runde über der Talsperre und senkt sich gleich wieder zum zweiten Teil der Übung. Wenige Meter entfernt schwimmt ein Mensch im Wasser. Hier ist die Aufgabe ähnlich. Es geht darum, ihm die Schlinge anzulegen und ihn nach oben in Sicherheit zu ziehen.

Die Wasserwacht und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft stellen die ehrenamtlichen Luftretter. Die Hubschrauber kommen von der Bundespolizei. Ihre Piloten müssen regelmäßig nachweisen, dass sie solche Hilfsaktionen trainiert haben. Eine Maschine vom Typ EC 155 kommt aus Ahrensfelde-Blumberg bei Berlin. Mit der wird geübt. Eine zweite Besatzung kommt mit ihrer Maschine aus Chemnitz und nimmt ebenfalls an dem Training teil.

„Für uns ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Rettungsorganisationen wichtig“, sagt Dirk-Heinrich Bothe, der stellvertretende Leiter der Flugstaffel. Die Bundespolizei hat auch eigene Taucher. Die werden aber im Katastrophenfall oft woanders gebraucht, sodass die Polizeihubschrauber beispielsweise mit den Rettern der Wasserwacht zum Hilfseinsatz fliegen. „Es kann im Ernstfall auch sein, dass eine ganze andere Fliegerstaffel zum Einsatz kommt. Umso wichtiger ist es, dass wir die Standardabläufe sicher beherrschen“, sagt Bothe. Gerade in den hochwassergefährdeten Städten im Osterzgebirge hofft niemand, dass er die Luftretter jemals wieder braucht. Dennoch ist jeder beruhigt, wenn er weiß: Es gibt sie und sie trainieren regelmäßig für den Ernstfall.