Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Rettungssprung der Stewardess war erfunden

Über den Absturz eines jugoslawischen Flugzeugs 1972 verbreitete der Geheimdienst der CSSR eine eigene Version.

Teilen
Folgen
NEU!

Prag. Ohne Fallschirm soll die Stewardess Vesna Vulovic im Januar 1972 einen Flugzeugabsturz aus gut zehn Kilometern Höhe überlebt haben. Doch was im Guinness-Buch der Rekorde steht, soll eine Erfindung von Geheimdienstleuten sein, sagt hingegen der Prager ARD-Hörfunkkorrespondent nach jahrelangen Recherchen.

1972 war eine Passagiermaschine vom Typ DC-9 der jugoslawischen Fluglinie JAT nahe der Grenze zur damaligen DDR über dem nordböhmischen Dorf Srbska Kamenice abgestürzt. Wahr sei auch, dass die Flugbegleiterin als Einzige überlebt hatte. Doch das Flugzeug sei keineswegs wegen einer Bombenexplosion abgestürzt und allenfalls erst wenige Hundert Meter über dem Erdboden zerbrochen, sagt der ARD-Korrespondent Peter Hornung-Andersen.

Irrtümlicher Abschuss

Der Journalist hat Geheimdienstakten ausgewertet, Zeitzeugen befragt und mit Experten gesprochen. „Sehr wahrscheinlich war das Flugzeug irrtümlich von der tschechoslowakischen Luftwaffe beschossen worden“, glaubt Hornung-Andersen, „und um diesen Zwischenfall zu verschleiern, erfand man diesen Rekordsturz“. Erstaunlich sei, dass es der Staatssicherheit der kommunistischen Tschechoslowakei gelang, eine solch abenteuerliche Geschichte international zu verbreiten, ohne dass selbst im Westen jemals fundierte Zweifel am Hergang des Absturzes geäußert wurden. Vielmehr sei bis in jüngste Zeit immer wieder versucht worden, das Überleben der Stewardess wissenschaftlich zu erklären. (dpa)