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Revolution in der Keramik-Firma

Der Firmengründer der Technischen Keramik tritt kürzer. Sein Nachfolger soll die Erfolgsgeschichte fortschreiben.

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© Symbolbild/Andreas Weihs

Von Marcus Herrmann

Meißen. Wer eine Marktlücke rechtzeitig erkennt und die technische und betriebswirtschaftliche Kompetenz hat, aus einer Idee eine funktionierende Produktionsmaschinerie zu schaffen, kann darauf schon mal stolz sein. Roland Schreiber, 69 Jahre alt, hat genau das in den letzten 15 Jahren geschafft. So lange gibt es die ehemalige Mikro Ceram Meißen – heute unter dem Namen Technische Keramik Meißen (TKC) bekannt – nun schon im Zaschendorfer Gewerbegebiet. Deren Geschichte wiederum beginnt kurz nach der Wende mit dem Zusammenschluss der Technischen Keramik Coswig GmbH und der Mikrolasertec.

Wo andere nur Bahnhof verstehen, fängt der aus Berlin stammende Unternehmer und studierte Chemiker Roland Schreiber erst richtig an, kann trefflich über die Eigenschaften von Aluminium- oder Zinkoxiden erzählen. Mit diesen Werkstoffen produzieren bei der TKC 16 handwerklich begabte Macher an hochkomplexen Maschinen nach den Entwürfen von fünf bis sechs Keramik-Entwicklern. „Wir arbeiten mit keramischen Hochleistungswerkstoffen. Diese werden überall dort gebraucht, wo andere Materialien versagen“, erklärt Roland Schreiber.

Synthetische Werkstoffe seien aufgrund ihrer Verschleiß- und Biegefestigkeit in der Industrie gefragt. Was die Arbeiter auf der Ziegelstraße 9 per Hand an Keramikspritzmaschinen schaffen, sieht ein wenig wie Spielzeug aus dem Mechanik-Baukasten aus, ist aber mehr: „Wir machen unter anderem kleine Endoskopspitzen, Medikamentendepots oder Skalpelle für die Mikrochirurgie“, nennt Schreiber einige von Dutzenden Produkten, die an Kunden in ganz Deutschland geliefert werden.

Mehr Zeit zum Reisen

TKC Meißen

Die Technische Keramik GmbH trägt diesen Namen erst seit 2013. Vorher hatte die Firma Micro Ceram Meißen geheißen.

2001 hatte Chef Roland Schreiber den Betrieb seines Coswiger Unternehmens nach Meißen verlagert und mit einem Geschäftspartner mit der Produktion keramischer Hochleistungswerkstoffe begonnen.

Heute arbeiten am Standort im Gewerbegebiet-Ost 22 Mitarbeiter, der Umsatz 2015 lag bei 1,5 Millionen Euro.

Die TKC produziert hauptsächlich synthetische Werkstoffe, die in der Medizin, dem Maschinenbau oder der Elektrotechnik benötigt werden.

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Aber auch Bauteile für den Maschinenbau, für Laser- und Sensortechnik gehören zu den wichtigen Erzeugnissen der TKC, ergänzt Geschäftsführer Aaron Makrlik. Seit 2013 hat der 42-Jährige diese Position im Familienunternehmen TKC nun schon inne, war davor zehn Jahre im technisch-organisatorischen Bereich innerhalb des Betriebs tätig. Mit dem Verkauf der Mehrheitsanteile hat der heute als Berater für die TKC tätige Firmengründer Roland Schreiber vor drei Jahren den langsamen Führungswechsel eingeleitet. „Und es wird weiter gehen. Sobald Herr Makrlik weitere Anteile kaufen will und kann, werden wir das tun“, erklärt Schreiber.

Mit „Wir“ meint er sich und seine vier Jahre jüngere Frau Siegried, die derzeit noch als kaufmännische Leiterin arbeitet. Beide halten momentan noch ein Drittel des Unternehmens. Auf das Altenteil möchten sie sich zwar noch nicht endgültig zurückziehen, aber mehr Zeit zum Reisen oder für Weinverkostungen wollen sie sich doch gönnen.

Trotz der „sanften Revolution“ ist Schreiber um die Zukunft der TKC, die kurz nach der Wende als Technische Keramik Coswig in Neusörnewitz gegründet wurde und dort auch ihren Hauptsitz hatte, nicht bange. „Wir haben damals mit drei Mitarbeitern angefangen, stehen jetzt bei 22. Und seit 2010 steigern wir unsere Verkaufszahlen stetig. Herr Makrlik hat diese gute Entwicklung auch mitzuverantworten. Er wird es auch in Zukunft gut machen“, ist Schreiber optimistisch.

Was er sich allerdings wünscht, ist der eine oder andere geeignete Lehrling mehr. Denn die TKC bildet junge Leute, die frisch von der Schulbank kommen, zum Beispiel zum Industriekeramiker aus. „In den letzten zwei Jahren war allerdings niemand geeignet. Das ist schade“, sagt Schreiber. Dabei müssen Interessenten kein Abitur haben. „Technisches Verständnis, handwerkliches Geschick und Kompetenzen in Lesen und Rechnen genügen“, so Schreiber.

Stellen habe die Firma per Annonce und über die Agentur für Arbeit bereits ausgeschrieben. Schüler könnten auch während der Ferien bei der TKC reinschnuppern. Einzige Bedingung neben den bereits genannten Voraussetzungen: Sie sollten aus der Gegend kommen.