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Richter macht keine glückliche Figur

Der Prozess gegen mutmaßliche Vergewaltiger hat es in sich. Einer der Männer stört permanent die Verhandlung. 

Von Alexander Schneider
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Der Fall wird seit November im Dresdner Landgericht verhandelt
Der Fall wird seit November im Dresdner Landgericht verhandelt © Robert Michael

Anca Kübler ist entsetzt. Die Nebenklage-Anwältin vertritt eine Nackttänzerin, die im September 2015 von fünf Männern vergewaltigt worden sein soll. Drei Angeklagte stehen seit Ende November vor dem Landgericht Dresden – doch wie sie sich benehmen, weckt bei der Anwältin die schlimmsten Sorgen. Sie will sich nun dafür einsetzen, dass ihre Mandantin nicht von Angesicht zu Angesicht im Gerichtssaal vernommen werden soll – sondern in einem geschützten Raum per Video-Übertragung. Das sagte Kübler am Dienstag, als vor allem einer der drei Männer erneut auffiel.

Schon als das Gericht morgens eine Beamtin der Bundespolizei vernahm, grinste Kay H. (36) die Frau immer wieder schräg an, machte Bemerkungen, provozierte. Sollte der Vorsitzende Richter Christian Linhardt das bemerkt haben, überging er diese Provokationen. Als die Zeugin den Saal verließ, lief H. ihr nach und fragte sie, ob sie unter Drogen stehe. Dann stürzte er plötzlich zurück in den Saal und behauptete, er sei von der Beamtin bedroht worden. Ein Freund von H. unterstützte ihn. Linhardt befragte nun Zeugen des Vorfalls, und es kam dabei nichts heraus, natürlich.

Doch H. störte weiter, fiel auch dem Richter ins Wort, während sein Kumpel in der ersten Sitzreihe schlief. Linhardt machte keine glückliche Figur im Umgang mit den Störern. Auch Verteidiger Michael Sturm konnte H. nicht beruhigen. Schon zum Prozessauftakt hatte H. gestört.

Sein Kumpel bedrohte sogar Journalisten, sie sollten nicht mitschreiben, „sonst passiert etwas“. Auch das hatte Linhardt ihnen durchgehen lassen, wohl um die Atmosphäre nicht weiter zu eskalieren. Doch in eben dieser Atmosphäre muss Anca Kübler Angst um ihre traumatisierte Mandantin haben. Die Dresdner Kay H., Michael B. (39) und Mehdi B. (42, Serbe) sollen die Frau nachts vor einer Tabledance-Bar in ein Auto gezerrt, entführt und in einer Wohnung stundenlang vergewaltigt haben. Mehdi B. hat am Dienstag die Vorwürfe bestritten, die beiden anderen schweigen.