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„Riesa bleibt attraktiv“

Die Einwohnerzahl sinkt – dennoch sind in der Stadt kaum freie Bauplätze zu bekommen.

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© Sebastian Schultz

Riesa. Riesa schrumpft? Schaut man auf die neuen Eigenheimgebiete in der Stadt, hat man glatt den gegenteiligen Eindruck. So wird etwa an der Müntzerstraße eine ganze Reihe Einfamilienhäuser gleichzeitig gebaut. Wie attraktiv ist Riesa als Wohnstandort? Dazu hat die SZ mit Roland Ledwa gesprochen, dem Chef der Wohnungsgesellschaft Riesa (WGR).

Roland Ledwa ist Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Riesa. Das städtische Unternehmen ist der größte Vermieter Riesas.
Roland Ledwa ist Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Riesa. Das städtische Unternehmen ist der größte Vermieter Riesas. © Archiv/ Sebastian Schultz

Herr Ledwa, an der Müntzerstraße sieht es nicht so aus, als ob sich Riesa über ein Einwohnerminus Gedanken machen müsste. Trügt das?

Der Verkauf der insgesamt zwölf Baugrundstücke fiel uns in der Tat leicht. Obwohl der erste Bauherr dort erst im Frühjahr begonnen hatte, sind drei Häuser bereits fertig, fünf im Bau. Bei den anderen vieren wird es wohl auch bald losgehen.

Was macht die Grundstücke dort so attraktiv? Waren sie so billig?

Wir haben mit etwa 40 Euro pro Quadratmeter einen attraktiven Preis gemacht. Aber Baugrundstücke sind in Riesa ohnehin begehrt, so dass man keine große Werbung machen musste. Die ersten Erfahrungen haben wir vor fünf Jahren gesammelt, als wir an der Karl-Liebknecht-Straße einen Wohnblock abgerissen und dort fünf Baugrundstücke zum Verkauf angeboten haben. Viel mehr als ein Bauschild aufzustellen haben wir für die Vermarktung nicht investiert.

Was sind das für Leute, die derzeit in Riesa Eigenheime bauen?

Wir haben etwa Kaufinteressenten, bei denen beide Partner in verschiedene Richtung zur Arbeit pendeln, aber in Riesa ihren Lebensmittelpunkt haben. Da arbeitet beispielsweise die Frau in Leipzig, der Mann im Raum Dresden. Dann gibt es noch Leute, die vom Land in die Stadt ziehen wollen. Und natürlich junge Leute aus Riesa, die selbst bauen möchten.

Reichen die Bauflächen für sie aus?

Wir haben in Riesa tatsächlich zu wenig ausgewiesene Baugrundstücke, die ja auch erschlossen werden müssen. Als WGR haben wir momentan nur noch zwei Grundstücke am Stadtblick, die anderen zehn sind schon verkauft und werden derzeitig bebaut.

Dort kostet der Quadratmeter ab 40 Euro aufwärts. Und dann hätten wir nur noch ein einziges Grundstück in Pochra. Das sind 2 800 Quadratmeter in sehr ruhiger Lage für gut 56 000 Euro. Da wäre ich selber gar nicht abgeneigt.

Außerdem wird in der Stadt seit Längerem noch über eine größere Fläche an der Segouer Straße debattiert ...

Da war die Stadt auf uns zugekommen, damit wir das Areal vermarkten. Aber ich würde es auch begrüßen, wenn es jemand anderes erschließen will.

Gibt es aus Ihrer Sicht noch weitere Alternativen für Bauflächen?

Ich sehe auch Gut Göhlis als möglichen Standort für Eigenheime – wenn es dafür eine Genehmigung geben würde. Was mit dem Areal langfristig passiert, entscheidet der Eigentümer. Sicher gibt es immer mehrere Optionen. Auch die frühere Hühnerfarm an der Waldstraße hielte ich für attraktiv. Wenn die hohen Erschließungskosten dort nicht wären.

Können Sie denn nicht einfach noch perspektivisch ein oder zwei Blöcke abreißen, um Bauland zu schaffen?

Dafür bräuchten wir größere, zusammenhängende Flächen. Da sehe ich bei uns nichts mehr in der Größenordnung wie an der Segouer Straße. Schließlich hat sich der Bevölkerungsrückgang in Riesa verlangsamt, die Prognosen werden besser.

Sind Sie denn als Großvermieter mit der Nachfrage zufrieden?

Zufrieden kann man nie sein: Solange es einen Bevölkerungsrückgang gibt, ist es für jeden Vermieter nicht so einfach. Der Wohnungsbestand in Riesa muss in den nächsten zehn bis 15 Jahren noch verringert werden. Um wie viel, hängt immer von den aktuellen Prognosen ab.

An der Kasernenstraße wollen private Eigentümer Flächen für ein Dutzend Eigenheime oder mehr entwickeln. Nun liegt in der Nachbarschaft die Delle mit der B 169. Ist so ein Standort aus Ihrer Sicht für ein Wohngebiet geeignet?

Innerstädtische Flächen sind immer sehr interessant. Jeder potenzielle Käufer beurteilt die Lage für sich. Vom Standort Kalkberg etwa war ich zunächst auch nicht so überzeugt. Aber heute ist dort keine Fläche mehr frei. Und auch an der Leipziger Straße hat der Verkauf gut funktioniert. Das hätte ich so nicht vermutet.

Was macht denn Riesa so attraktiv?

Riesa ist ein Mittelzentrum, in dem man kulturelle, gastronomische, Freizeitangebote findet. Ob Sport oder Gesundheitswesen – es ist alles da. Was ich mir noch wünschen würde, wäre ein S-Bahn-Anschluss nach Dresden. Am allerwichtigsten aber sind die Industriearbeitsplätze in der Stadt.

Warum?

Von denen hängt die Bevölkerungsentwicklung maßgeblich ab. Industriearbeitsplätze schaffen Wohlstand. Die Dienstleistungsarbeitsplätze siedeln sich mit zusätzlicher Nachfrage selbst an. Ich bin zuversichtlich: Auch wenn die Bevölkerung in den nächsten Jahren noch etwas zurück geht: Auf lange Sicht bleibt Riesa attraktiv.

Gespräch: Christoph Scharf