Diesbar-Seußlitz. Das erste Mal, als Carola Ulrich den kleinen Valentino sah, war er ein Jahr alt. In diesem Alter fangen die meisten Kinder an zu laufen. Valentino allerdings nicht. "Er konnte noch nicht einmal sitzen, wurde den ganzen Tag immer nur getragen", erinnert sich die Winzerin.

Das war vor einem Jahr bei der Hochzeitsfeier ihres Sohnes Richard, bei der auch Valentinos Eltern eingeladen waren. Eine schöne Auszeit für das junge Paar, das ihrem kleinen Schatz alle Liebe gibt, die möglich ist.

Valentino wird wohl noch lange auf diese unendliche Liebe angewiesen sein. Der Zweijährige leidet am sehr seltenen Beckwith-Wiedemann-Syndrom. Bei dieser genetisch bedingten Krankheit wachsen verschiedene innere Organe wie Leber, Bauchspeicheldrüse, Milz und Nieren schneller als der Rest des Körpers. Äußerlich ist die Wachstumsstörung oft an einem kleinen Kopf, einer großen Zunge und hervorstehenden Augäpfeln zu erkennen. Zudem ist diese Fehlentwicklung häufig mit Tumorbildung verbunden.

14 Narben auf dem kleinen Körper

Aus diesem Grund hat der tapfere Junge auch schon viele Eingriffe über sich ergehen lassen müssen. "14 OPs für so einen kleinen Körper – das ist schon eine Menge", sagt Carola Ulrich. Überall auf der Haut seien Narben. Aber Valentino, da ist sie sich sicher, sei ein Kämpfer, der sich nicht unterkriegen lasse.

Zusammen mit ihrem Mann Jan Ulrich hat sie sich entschlossen, Valentino und seinen Eltern, die in Radeberg wohnen, unter die Arme zu greifen und ihnen eine Auszeit von den ständigen Arztterminen zu ermöglichen. Deshalb möchte das bekannte Winzerpaar aus Diesbar-Seußlitz am Wochenende Spenden sammeln.

Bei den Tagen des offenen Weingutes am Sonnabend und Sonntag soll die Hälfte aller Einnahmen für Kaffee und Kuchen Valentino und seinen Eltern zugutekommen. "Wir stellen auch ein Sparschwein für diejenigen hin, die Kaffee und Kuchen nicht so mögen und trotzdem etwas spenden wollen", sagt Carola Ulrich.

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Sie freut sich, dass bereits viele Leute aus dem Dorf ihre Unterstützung zugesagt haben. Jemand aus dem Ort habe auch das Werbeplakat entworfen, mit dem das Weingut Jan Ulrich auf Valentinos Schicksal und die Spendenaktion aufmerksam macht.

Eigentlich sollte es eine Überraschung für Mama Sandra und Papa Enrico werden, verrät Carola Ulrich. Um die Krankheit ihres Sohnes publik zu machen, musste sie allerdings die Zustimmung der beiden einholen. Sie seien überrascht und zugleich dankbar gewesen, dass die Diesbar-Seußlitzer und ihre Gäste ihnen helfen möchten, sagt die 53-jährige Winzerin.

Mama Sandra möchte wieder in ihren Beruf zurück und als Restaurantfachkraft arbeiten. Papa Enrico ist Konditor. Wie Carola Ulrich berichtet, arbeite er vor allem nachts, um am Tag so viel wie möglich Zeit mit Valentino zu verbringen. Die zahlreichen Arztbesuche machen das allerdings auch nötig.

Klarheit erst nach acht Jahren

Erst mit ungefähr acht Jahren lässt sich nach Meinung von Experten abschätzen, ob Valentino eine einigermaßen normale Lebenserwartung hat oder nicht. Viele Kinder, die am Beckwith-Wiedemann-Syndrom leiden, würden dieses Alter nicht erreichen, wenn die Krankheit nicht ständig überwacht und behandelt würde. Jede Operation verlängert ihr Leben und ist mit den Ängsten der Angehörigen verbunden.

Diese wollen Jan und Carola Ulrich mithilfe zahlreicher Spender dem kleinen Valentino und seinen Eltern gern für einen Tag oder einen kleinen Urlaub nehmen. Dafür ist das Geld aus der Spendenaktion bei den Tagen des offenen Weingutes gedacht.

An dieser landesweiten Veranstaltung beteiligen sich in diesem Jahr 50 Weingüter und Besenwirtschaften entlang der sächsischen Weinstraße. Die meisten davon in Meißen, Coswig, Radebeul und Dresden-Pillnitz. In Diesbar-Seußlitz sind es das Weingut Jan Ulrich und das Weingut Lehmann. Im benachbarten Niederlommatzsch begrüßt der Weinhof Günther seine Gäste und in Golk ist es das Weingut Herrenberg. Alle vier locken mit Weinproben und regionalen Köstlichkeiten.