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Bald kälteres Wasser in den Schwimmbädern im Elbland?

Nicht nur in Riesa und Radebeul haben der Ukraine-Krieg und die Energiekrise Folgen. Auch höhere Eintrittspreise stehen zur Debatte.

Von Christoph Scharf
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Im Riesaer Hallenbad prüft man mögliche Reaktionen auf die Energiekrise - von einer Absenkung der Wassertemperatur bis zu einer Erhöhung der Eintrittspreise.
Im Riesaer Hallenbad prüft man mögliche Reaktionen auf die Energiekrise - von einer Absenkung der Wassertemperatur bis zu einer Erhöhung der Eintrittspreise. © Sebastian Schultz

Elbland. Schwimmunterricht, Vereinssport, Freizeitspaß: Die Schwimmbäder in Riesa, Radebeul, Meißen, Bad Liebenwerda und Oschatz werden derzeit rege genutzt. Doch überall sind die Verantwortlichen gerade am Rechnen: Der Ukraine-Krieg und die Krise auf dem Energiemarkt dürfte die Großverbraucher für Strom und Wärme hart treffen. Der Fachverband Deutsche Gesellschaft für das Badewesen geht in einer aktuellen Handreichung an die Bäder davon aus, dass die Energieversorgung in Deutschland dieses Jahr "streng reguliert" werden wird. Nach den Erfahrungen mit der Pandemie könne man davon ausgehen, dass Schwimmbäder für die Politik nicht zu den systemrelevanten Einrichtungen gehören werden.

Der Verband hält zwei Szenarios für möglich: Im schlimmsten Fall müssten Schwimmbäder wieder kurzfristig schließen, weil sie nicht als systemrelevant gelten. Im weniger schlimmen Fall würden die Energielieferungen an die Schwimmbäder deutlich reduziert. Ein Betrieb sei dann nur unter eingeschränkten Bedingungen möglich. Dann würden "einschneidende Maßnahmen" erforderlich, heißt es vom Fachverband, "die bis vor Kurzem noch als undenkbar oder inakzeptabel galten und damit auch sehr unpopulär werden dürften".

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen macht dabei sehr konkrete Vorschläge: Bäder sollten die Temperatur in den Becken um zwei Grad absenken, ganzjährig beheizte Außenbecken außer Betrieb nehmen, Attraktionen wie Großrutschen, Saunen, Warmbecken abschalten. In weiteren Schritten könnte auch eine Schließung von Freizeitbädern ohne kommunale Pflichtaufgaben dazukommen, bevor Bäder mit Schul- und Vereinsschwimmen an die Reihe kommen.

Im Riesaer Hallenschwimmbad sind die Wassertemperaturen aktuell noch unverändert: im Sprung- und Kursbecken sind es 31 Grad, weil dort Rehamaßnahmen und Babyschwimmen stattfinden. Im Schwimmbecken sind es 28 Grad, dort laufen derzeit Schwimmlernkurse. Man wolle das Kursangebot uneingeschränkt aufrechterhalten, sagt Katja Sieber von den Stadtwerken Riesa, dem Eigentümer der Anlage.

Man stimme aktuell ab, inwieweit Temperaturabsenkungen sinnvoll sind. Nutzer hätten nach ähnlichen Ankündigungen aus Dresdner Bädern bereits nachgefragt. "Im Spannungsfeld der allgemeinen Preisentwicklungen prüfen wir derzeit alle Optionen von Temperaturabsenkung bis Preiserhöhung", sagt Katja Sieber.

Falk Müller ist Geschäftsführer des Meißner Bads Wellenspiel. Noch gibt es dort keine Einschränkungen - Kunden hätten aber schon Verständnis signalisiert.
Falk Müller ist Geschäftsführer des Meißner Bads Wellenspiel. Noch gibt es dort keine Einschränkungen - Kunden hätten aber schon Verständnis signalisiert. © Claudia Hübschmann

Auch das Meißner Bad Wellenspiel hat die Wassertemperaturen bislang noch unverändert gelassen - je nach Becken zwischen 27 und 33 Grad. Dennoch hätten Kunden bereits grundsätzliches Verständnis geäußert, falls Maßnahmen notwendig würden, sagt Geschäftsführer Falk Müller. Wie viel Kosten ließen sich denn tatsächlich durch eine Absenkung der Temperatur einsparen? "Dies wäre abhängig vom Umfang der Absenkungen, der allgemeinen Wetterlage sowie den resultierenden raumklimatischen Bedingungen", so Müller.

Der Bäderverband hatte argumentiert, dass sich mit zwei Grad kälterem Beckenwasser der Gesamtenergieverbrauch um bis zu 25 Prozent senken lasse: "Diese Maßnahme hat erhebliche Auswirkungen auf die Verdunstung an der Wasseroberfläche, die der größte 'Energiefresser' im Hallenbad ist", so der Fachverband.

Aktuell gäbe es im Meißner Wellenspiel keine Einschränkungen, weder bei Leistungen noch bei Öffnungszeiten. "Gerade in der Ferienzeit werden die Angebote insbesondere von Familien sehr gern angenommen", sagt Geschäftsführer Müller.

Im Radebeuler Krokofit wird die Wassertemperatur um ein Grad reduziert. Außerdem fällt ab sofort der Warmbadetag weg.
Im Radebeuler Krokofit wird die Wassertemperatur um ein Grad reduziert. Außerdem fällt ab sofort der Warmbadetag weg. © Norbert Millauer

In Radebeul ist man schon einen Schritt weiter: Wegen der massiven Preissteigerungen bei den Energiepreisen könne man auch vor unpopulären Maßnahmen nicht halt machen, sagt Titus Reime, Chef der Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH Radebeul.

Man werde alle Temperaturen auf das geforderte Mindestmaß reduzieren - von aktuell 27 auf 26 Grad. Damit ließen sich etwa zehn Prozent Energiekosten einsparen. "Dabei werden wir auch die Besucherströme in den Saunen genau analysieren und die Anzahl an geöffneten Saunen dieser Nutzungsfrequenz anpassen", sagt Titus Reime. Zudem streiche man ab sofort den Warmbadetag in der Schwimmhalle - das spare etwa fünf Prozent Energie ein. Die Beleuchtungstechnik soll ebenfalls überarbeitet werden.

Nutzer des Warmbadetages würden zumeist verständnisvoll reagieren, sagt Radebeuls Bäderchef. "Wie die weiteren Reaktionen ausfallen werden, müssen wir sehen."

In den nächsten Wochen werde man einen Maßnahmenkatalog erstellen. Damit seien dann auch Kürzungen von Öffnungszeiten oder Leistungen denkbar.

Aktuell werde die Schwimmhalle stark frequentiert, auch aus den umliegenden Gemeinden. Eine verlässliche Statistik habe man durch Corona allerdings nicht mehr.

Das Wonnemar in Bad Liebenwerda hat gerade einen Betreiberwechsel hinter sich - und die Herausforderung steigender Energiepreise vor sich.
Das Wonnemar in Bad Liebenwerda hat gerade einen Betreiberwechsel hinter sich - und die Herausforderung steigender Energiepreise vor sich. © Frank Claus

Das Oschatzer Freizeitbad Platsch war zuletzt energetisch saniert worden. Die aktuellen Energielieferverträge habe man 2020/2021 abgeschlossen. "Aktuell sind im Unternehmen keine Veränderungen geplant", sagt Uta Moritz, die Geschäftsführerin der Oschatzer Freizeitstätten GmbH. Man beobachte die Entwicklungen aber aufmerksam.

Im Wonnemar Bad Liebenwerda stehe das Thema Energiepreise gerade ebenfalls im Fokus, sagt Jana Pietzsch, Leiterin Marketing. Eine Absenkung der Wassertemperatur sei aber noch nicht beschlossen. "Wir suchen nach Alternativen, um mit der Situation umzugehen." Im Wonnemar, das gerade einen Betreiberwechsel hinter sich hat, steht eine Sanierung bevor. Dabei werde man das Thema Energiekosten berücksichtigen.

Aktuell ist täglich regulär geöffnet. Gäste kommen nicht nur aus dem gesamten Landkreis Meißen nach Bad Liebenwerda. "Unser Einzugsbereich reicht fast bis Bautzen, auch aus Dresden kommen ganz viele Gäste zu uns", sagt Jana Pietzsch.