Glaubitzer Bürgermeister: "Ja, ich trete wieder an"

Glaubitz. An mehreren Stellen in und um Glaubitz wird gebaut. Ob an der Bahnstrecke, im Industriegebiet oder mitten im Dorf - in diesem Jahr passiert einiges, das die Zukunft der Gemeinde prägen soll. Die SZ sprach darüber mit Bürgermeister Lutz Thiemig. Doch vorher ist eine Frage besonders wichtig.
Herr Thiemig, stellen Sie in diesem Jahr noch mal zur Wahl?
Ja, ich trete wieder an. Der Gemeinderat hat entschieden, dass es in Glaubitz auch in Zukunft einen ehrenamtlichen Bürgermeister geben soll. Im anderen Fall hätte ich ja aufgrund meines Alters nicht kandidieren können.
Das neue Kommunalrecht in Sachsen hätte es ja möglich gemacht, dass auch kleine Gemeinden wie Glaubitz wieder einen festangestellten Bürgermeister erhalten sollen. Warum hat sich die hiesige Gemeinde dagegen entschieden?
Der Gemeinderat hat darüber beraten und ist zum Entschluss gekommen, dass es aus finanzieller Sicht die beste Lösung ist. Und ich habe auch eingeschätzt, dass die Zusammenarbeit in der Verwaltungsgemeinschaft mit Nünchritz gut funktioniert. Wir bleiben aber trotzdem eine rechtlich selbstständige Gemeinde.
Also geht das "Erfolgssystem Thiemig" weiter?
Das weiß ich nicht. Diese Einschätzung müssen die Bürger treffen, ob ich auch für die nächsten sieben Jahre ihr Bürgermeister sein soll.
Immerhin passiert zurzeit viel in Glaubitz, auch wenn nicht immer die Gemeindeverwaltung damit direkt zu tun hat. Ich denke dabei an die Bahnbaustelle oder den Neubau der Logistikhalle im Industriegebiet. An Letzterem haben Sie doch sicherlich auch Ihren Anteil daran, oder?
Großen Anteil sogar. Dadurch, dass die ganzen freien Flächen der Sanierungsgesellschaft gehören, deren Liquidator ich bin, liefen alle Verhandlungen über meinen Tisch.
Dort geht es ja jetzt richtig los.
Ja, ab Februar wird auf der Fläche gegenüber der JVA gebaut. Im Moment steht dort noch mittendrin ein Trafo. Und der muss weg. Das ist aber Sache der Sachsen-Energie. Sie ist gerade dabei, den Trafo links neben die Einfahrt der JVA zu versetzen. Das gehört aber noch zu den Vorbereitungsarbeiten, damit das Speditionsunternehmen Finsterwalder anfangen kann zu bauen.
Und auch am Dorfteich hat sich was getan. Das baufällige Nebengebäude der ehemaligen Kfz-Schlosserei ist abgerissen worden. Sie soll zum neuen Feuerwehr-Domizil ausgebaut werden.
Das ist ein ganz wichtiges Thema für uns. Das alte Gerätehaus platzt aus allen Nähten, weil wir in Glaubitz sehr viele Feuerwehrleute haben und sie sich nicht ordentlich umziehen können.
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Da kann man ja eigentlich als Bürgermeister nur froh sein, so viele Kameraden zu haben.
Das ist so. Es gibt andere Gemeinden, die haben viele größere Probleme, Leute für den ehrenamtlichen Dienst in der freiwilligen Feuerwehr zu begeistern. Wir in Glaubitz zum Glück nicht. Dafür bin ich unserer Wehrleitung und allen Kameraden sehr dankbar. Aber gerade deshalb brauchen wir ein neues Domizil für die Feuerwehr, das den Unfallverhütungsvorschriften entspricht.
Soll es ein Umbau oder ein kompletter Neubau werden?
Darüber haben wir im Gemeinderat diskutiert. Wir haben uns für den Umbau der ehemaligen Kfz-Schlosserei entschieden. Das spart ein Drittel der Kosten ein, die für einen Neubau notwendig geworden wären.
Auf der anderen Seite von Glaubitz baut die Bahn. Inwieweit sind Sie bei diesem Riesenprojekt involviert?
Der Ausbau der ICE-Strecke und der Umbau der beiden bisherigen Bauübergänge in Glaubitz werden schon seit Jahren geplant. Da kann man nicht von vornherein alles hundertprozentig über die Gegebenheiten vor Ort wissen. Deshalb ist es für die Bahn und für die Gemeindeverwaltung wichtig, ständig im regen Austausch zu sein. Zum Beispiel ist vergessen worden, dass die Parkplätze für die Baufreiheit benötigt werden. Das heißt, sie mussten neu angelegt werden.
Wie gut ist die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn?
Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir mittlerweile einen sehr guten Kontakt zur Projektleitung der DB Netz AG. Wenn es Probleme gibt, setzen wir uns zusammen und tauschen uns aus. Das ist ein sehr gutes Arbeiten mit den Verantwortlichen von der Bahn und den beteiligten Baubetrieben.
In Glaubitz passiert derzeit viel. Sind denn noch die Vermesser für die Ortsumfahrung der B 98 da?
Ja, sie haben viel zu tun. Das geht noch bis Mitte des Jahres. Sie vermessen ja nicht die zukünftige Straße, sondern das gesamte Gelände, durch das die Ortsumfahrung mal führen soll.
Beginnt mit der Vermessung nun auch die richtige Entwurfsplanung?
Na ja, wenn die Vermesser fertig sind, geht es in die nächste Stufe. Wir sind in Deutschland. Da dauert alles lange. An der Trasse, so wie wir die Pläne bisher kennen, wird sich aufgrund der örtlichen Bedingungen wenig ändern. Wir haben das Vogelschutzgebiet als Grenze und wollen gleichzeitig auch ein bisschen weg vom Ort, sonst ergibt es keinen Sinn.
Und noch ein Bau beschäftigt die Glaubitzer. Die Erweiterung des Ervin-Stahlwerks. Einige Anwohner sehen das kritisch. Wie steht die Gemeinde dazu?
Bei der Kritik an Ervin geht es in erster Linie um Lärm in den Abendstunden. Der Immissionsschutz ist zwar Sache der Landesdirektion Sachsen. Dennoch haben wir uns bemüht herauszufinden, wo die Lärmquellen sind. Mittlerweile wissen wir, dass der überwiegende Lärm gar nicht von Ervin kommt, sondern vom Stahlhandel von Mannesmann, wenn dort Waggons beladen werden.
Möglicherweise erledigt sich das Problem von allein, wenn dazwischen die große Logistikhalle von Finsterwalde errichtet ist. Dann dürfte der Krach vom Stahlhandel in Glaubitz nicht mehr zu hören sein.
Darüber hinaus bin ich der gleichen Meinung wie Ervin-Betriebsleiter Mike Schwarz, dass es besser ist, den direkten Kontakt zu suchen, um auf Dinge, die die Anwohner stören, hinzuweisen. Außerdem soll ja die Schrotthalle erweitert werden. Die Lkws können dann hineinfahren und den Schrott bei geschlossenen Toren abladen. Auch das wird Verbesserungen bringen.
- Das Gespräch führte Jörg Richter.