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Koselitz: Ohne Fleiß kein Eis!

Das bisschen Softeis macht doch keine Mühe. - Denkste! Für Mario Tege in Koselitz bedeutet das, jeden Tag bis zu 13 Stunden durchrackern.

Von Jörg Richter
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Mario Tege siebt in seiner Küche pürierte Erdbeeren, um daraus Softeis zu machen. Die kleinen Kerne würden die Eismaschine nur kaputt machen.
Mario Tege siebt in seiner Küche pürierte Erdbeeren, um daraus Softeis zu machen. Die kleinen Kerne würden die Eismaschine nur kaputt machen. © Jörg Richter

Koselitz. Eisverkäufer haben es schön. Sie können lange ausschlafen, schalten am Mittag die Softeismaschine an und verdienen ganz leicht ihr Geld. - Dieses Vorurteil hat Mario Tege schon oft gehört. Und es stört ihn gewaltig. Seit 20 Jahren betreibt er zusammen mit seiner Frau Katrin das Eiskaffee Tege in Koselitz. Sehr erfolgreich. Aber auch bei Eisverkäufern hat Gott vor dem Erfolg zuerst den Schweiß gesetzt. Mit Ausschlafen ist da nicht viel.

Teges Arbeitstag fängt morgens 6 Uhr an. Dann beginnt er, die Eismaschine auseinanderzuschrauben - in 76 Einzelteile! Jedes muss er desinfizieren und dreimal mit Wasser abspülen. Schließlich baut er alle 76 Teile wieder zusammen. "Und das jeden Tag", sagt Tege und fügt lächelnd hinzu: "Eh dort Eis rauskommt, vergehen drei Stunden."

Auch in diesem Tag bereitet er frisches Softeis vor. Heute gibt es Erdbeer- und Joghurteis. Ganz der Saison entsprechend. Die Erdbeerzeit neigt sich zwar dem Ende. Aber es gibt viele Fans der roten Früchtchen. Und die Erdbeeren werden frisch eingekauft.

Jeden Tag die gleiche Prozedur: Mario Tege schraubt die Eismaschine auseinander und reinigt sie gründlich.
Jeden Tag die gleiche Prozedur: Mario Tege schraubt die Eismaschine auseinander und reinigt sie gründlich. © Jörg Richter

"Wir verwenden für unser Softeis nur natürliche Zutaten, keine aus der Tüte", betont der Mario Tege. "Denn die meisten Leute kommen ja gerade wegen unseres Softeises nach Koselitz." Er schätzt, dass er zu den wenigen fünf Prozent der deutschen Eishersteller gehört, die sich noch die Mühe machen, mit richtigem Obst und ohne künstliche Geschmacksverstärker zu arbeiten.

Im Fall der Erdbeeren bedeutet das, die Früchte zu putzen, zu pürieren und die kleinen Kerne, die eigentlich winzige Nüsse sind, herauszusieben. Wenn Mario Tege sie drinnen ließe, würde die Eismaschine kaputtgehen. Das erhöht zwar den Aufwand, aber dafür gibt es das beste Erdbeer-Softeis weit und breit.

Auch am Sonntag ist Ausschlafen nicht möglich. Wenn andere sich noch mal umdrehen oder den Frühstückstisch decken, sind Familie Tege und ihre Mitarbeiter schon fleißig am Kleinschneiden des Obstes für die Früchteeisbecher. Zurzeit sind das eben Erdbeeren. 20 Kilo davon müssen jeden Sonntag geputzt und geschnippelt werden, damit es die leckeren Erdbeer-Eisbecher geben kann.

Das Kugeleis ist zwar nicht selbstgemacht, sondern wird angeliefert. Aber auch da legt Mario Tege Wert darauf, dass die Qualität stimmt. Sein italienisches Kugeleis bezieht er von einem Radebeuler Fachhändler und ist damit bisher gut gefahren.

Je heißer es wird, umso größer ist natürlich die Nachfrage nach einer kühlen Gaumenfreude. Und umso länger wird dann auch die Schlange vor dem Eiskaffee Tege, das tatsächlich so geschrieben wird und nicht etwa wie üblich Eiscafé.

"Es werden immer weniger Mitbewerber", sagt Tege. Das beobachtet er seit einigen Jahren. Nicht erst seit Corona. Doch die Pandemie hat die Situation sicherlich verschärft. Cafés und Gaststätten in der Umgebung machen zu, weil sie kein Personal mehr finden oder die Inhaber in den Ruhestand gehen und keine Nachfolger finden konnten.

Eisessen macht Spaß und spaßige Sprüche am Eingang des Eiskaffees Tege gehören auch dazu.
Eisessen macht Spaß und spaßige Sprüche am Eingang des Eiskaffees Tege gehören auch dazu. © Jörg Richter

Das führt dazu, dass der Andrang im Koselitzer Eiskaffee zugenommen hat. Darüber will Tege sich nicht beklagen. Aber manche Zeitgenossen werden ungeduldig und reagieren zuweilen verärgert, wenn es ihnen nicht schnell genug geht.

Um diesen Stress zu vermeiden, wird sonntags die Gaststube geschlossen. "Die meisten Gäste wollen bei schönem Wetter sowieso draußen sitzen", so Tege. Deshalb hat er den Außenbereich erweitert, mehr Tische und Stühle für draußen gekauft und auch ein Sonnendach gebaut.

Wenn er sich dann abends mit seiner Katrin hinsetzt und endlich ausruhen kann, weiß er, was sie geleistet haben. "Jeden Tag in der Eissaison arbeiten wir wenigstens 13 Stunden. Und die Saison ist lang." Sie bleiben dabei stets freundlich, was wohl manchen zu der Fehleinschätzung führt, dass das Herstellen von Softeis keine anstrengende Arbeit sei. - Doch ohne Fleiß kein Eis!