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Riesaer Polizist nach Schusswaffengebrauch freigesprochen

Ein Polizeibeamter hatte im November 2022 in Riesa einen 44-jährigen, unbewaffneten Libyer angeschossen. Ein kaum zu vermeidender Irrtum, der tödlich hätte enden können.

Von Manfred Müller
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Bei einem Einsatz in Riesa war im November 2022 ein Libyer angeschossen und schwer verletzt worden. Notwehr war der Schuss nicht, so das Amtsgericht - das aus einem anderen Grund dennoch auf Freispruch entschied.
Bei einem Einsatz in Riesa war im November 2022 ein Libyer angeschossen und schwer verletzt worden. Notwehr war der Schuss nicht, so das Amtsgericht - das aus einem anderen Grund dennoch auf Freispruch entschied. © Symbolfoto: Marion Doering

Riesa. Es gebe Situationen, in denen ein Polizist in Bruchteilen von Sekunden entscheiden muss, wie er Gefahr für sein eigenes Leben abwendet, erklärt ein Angehöriger der Dresdner LebEL-Kräfte vor dem Amtsgericht in Riesa. Im Falle von Messerangriffen aus nächster Nähe sei der Gebrauch der Schusswaffe praktisch ohne Alternative. In der kurzen Zeit bleibe auch keine Möglichkeit, den Angreifer über Kimme und Korn anzuvisieren und an einer genau vorbestimmten Stelle zu treffen.

Die Abkürzung "LebEL" steht für "lebensbedrohliche Einsatzlage", und die Polizeieinheit wird in besonders schwierigen Fällen zur Unterstützung der Reviere im Elbland herbeigerufen. So auch am 11. November 2022 nach Riesa. Als die speziell ausgerüsteten und ausgebildeten Polizisten an der Schloßstraße eintrafen, war der Einsatz allerdings schon vorbei. Ein Beamter vom örtlichen Revier hatte von seiner Schusswaffe Gebrauch gemacht und damit einen Libyer vor dessen Wohnungstür schwer verletzt. Der 44-Jährige wurde rechts am Oberkörper getroffen, wobei das Projektil mehrere Rippen zerschmetterte und dann in die Lunge einschlug.

Das Tragische daran: Der Geschädigte hielt kein Messer in der Hand – das hatte der Beamte nur vermutet. Deshalb sitzt der 35-Jährige nun auf der Anklagebank, und die Staatsanwaltschaft wirft ihm gefährliche Körperverletzung im Amt vor.

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