Lustlager 2023: Noch mehr Zelte in Zeithain

Zeithain. Wie viele Zelte hatte das Zeithainer Lustlager? Eine genaue Anzahl haben die Geschichtsschreiber nicht überliefert. "Es müssen hunderte gewesen sein", vermutet Jörg Runow, der Vorsitzende des Geschichts- und Traditionsvereins Zeithain/Sachsen. Aber das dürfte glatt untertrieben sein. Denn allein das kurfürstliche Zeltlager von August dem Starken soll aus 300 Zelten bestanden haben. Wie viel mehr waren also nötig, um die gesamte sächsische Armee unterzubringen?
Auf mehreren Kilometern erstreckte sich das Soldatenlager in zwei Reihen auf der Ebene zwischen Glaubitz und Zeithain. Rund 27.000 neu eingekleidete Soldaten bereiteten sich dort auf ihre Manöver vor. Davon soll es jeden Tag eines gegeben haben. Einen ganzen Monat lang. Nicht umsonst ging das Große Campement bei Mühlberg, wie das Zeithainer Lustlager ursprünglich genannt wurde, als größte Truppenschau der Barockzeit in die Geschichte ein.
Die 40 Zelte, mit denen dieses historische Ereignis im vergangenen Jahr am Zeithainer Obelisken nachgestellt wurde, fallen da vergleichsweise gering aus. "Aber es war ein guter Anfang", sagt Runow. Denn in sieben Jahren jährt sich das Lustlager, bei dem es am Tage Manöver und abends Theater, Konzerte und Bälle gab, zum 300. Mal.
Veranstaltung soll bis 2030 wachsen
Jedes Jahr soll das Biwak ein Stück größer werden. Runow und seinen Mitstreitern vom hiesigen Geschichtsverein ist klar, dass sie bis Juni 2030 unmöglich rund 30.000 Komparsen in historischer Soldatenkluft und Barockgewändern zusammenbringen werden. Aber 1.000 sollen es schon sein. Das ist das Ziel. "Bis dahin soll das Lustlager von Mal zu Mal wachsen", sagt Runow, "denn man kann nicht aus dem Stand so viele Leute versorgen."
In diesem Jahr rechnet der Verein bereits mit mindestens 100 Zelten. Auch von militärhistorischen Gruppen aus Norwegen und dem Baltikum, die 2022 wegen des Ukrainekrieges ihr Kommen kurzfristig absagten. Runow hat dafür Verständnis und zugleich großen Respekt für die zeitgeschichtliche Genauigkeit, mit der die meist männlichen Mitglieder der historischen Soldatenvereine ihr Hobby betreiben. "Die Leute wollten nicht im Bett oder auf Matratzen schlafen, sondern auf Stroh", erzählt Runow. Deshalb wurde von einem hiesigen Reiterhof Stroh herangeschafft. In diesem Jahr dürften es ein paar Ballen mehr sein.

Die Gemeindeverwaltung Zeithain unterstützt die Organisatoren des Zeithainer Lustlagers. In der vergangenen Woche habe sich Jörg Runow mit dem hiesigen Bauamtsleiter Holger Koßwig getroffen. Verabredet wurde, dass der Bauhof ehemalige Flutsandsäcke zur Verfügung stellt. Sie werden für den Bau einer Schanze benötigt, die bei Manövern erstürmt werden soll. Davon soll es zwei geben.
Überhaupt sind die Planungen für das diesjährige Zeithainer Lustlager schon ziemlich detailliert. Es beginnt am 23. Juni mit dem Errichten des Biwaks und endet am 25. Juni mit dem Abbau. Der Haupttag für die Besucher soll erneut der Sonnabend dazwischen sein. Neben den beiden Manövern soll diesmal auch das höfische Leben im Mittelpunkt stehen. Es soll kleine Konzerte, Tanzvorführungen und sogar Modeschauen geben – natürlich alles im Stil der Barockzeit.
Erstes Gespräch mit Landtagspräsident
Wie das 300-jährige Jubiläum des Zeithainer Lustlagers im Jahr 2030 begangen werden soll, wer sich beteiligt und welche Dimensionen es erreichen soll, ist dagegen noch völlig unklar. Die Gemeinde Zeithain und der Verein werden eine Großveranstaltung, zu der Zehntausende Besucher erwartet werden, allein nicht stemmen können.
Da dieses historische Ereignis für Sachsen eine immense Bedeutung besitzt, ist es durchaus denkbar, dass der Freistaat Sachsen das Spektakel unterstützt. Ähnlich wie beim Tag der Sachsen. Den wollen aber kaum noch Städte austragen, weil er mit einem großen logistischen und finanziellen Aufwand verbunden ist.
Runow hat deshalb schon Gespräche mit dem Landtagspräsidenten Matthias Rößler geführt, der auch ehrenamtlicher Präsident des Kuratoriums für den Tag der Sachsen ist. Möglicherweise könnte das Zeithainer Lustlager im Jubiläumsjahr 2030 der Tag der Sachsen sein.