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Riesa: Die Sonnenfinsternis im Blick

Die Bedingungen für Hobbyastronomen waren am Dienstag nicht die besten. An der Sternwarte gab es dennoch Andrang.

Von Sarie Teichfischer
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Bei der Sternwarte in Riesa war am Dienstag Sonnenfinsternis-Beobachtung angesagt.
Bei der Sternwarte in Riesa war am Dienstag Sonnenfinsternis-Beobachtung angesagt. © Fotos: Andreas Weihs/Montage: SZ

Riesa. "Aufpassen … Achtung, Achtung – da isse!" So hieß es am Dienstag kurz vor Mittag mehrfach an der Riesaer Sternwarte. Knapp 30 Leute stehen gespannt vor der Sternwarte und schauen gen Himmel. Alle haben eine Spezialbrille auf. Die schützt nicht nur die Augen – ohne sie wäre von dem Ereignis am Himmel auch kaum etwas zu sehen. Zur Mittagszeit ist der Höhepunkt der partiellen Sonnenfinsternis angesagt, die am Dienstag theoretisch in ganz Deutschland zu sehen war.

In Riesa hält sich der Himmel allerdings genau um diese Zeit bedeckt – entgegen der Wettervorhersage. "Geduld gehört zum Hobby dazu", sagt Sternwarten-Chef Stefan Schwager. Er habe am Morgen um 9 bei strahlendem Sonnenschein angefangen, die Technik aufzubauen, um den gesamten Verlauf der Sonnenfinsternis aufzunehmen und gleichzeitig durchs große Fernrohr schauen zu können, erzählt er. Dann aber seien die Wolken gekommen.

"Wir hätten das Ereignis gern gefilmt, aber dafür bräuchte es eine Einrichtungszeit von etwa einer Stunde, die bei dem wechselhaften Wetter natürlich nicht gegeben ist", sagt Schwager, in der Sternwartenkuppel neben einem großen Teleskop stehend. "Ein paar Wolken waren ja angesagt, aber dass es so dicht wird, war überhaupt nicht abzusehen." Die Art der Wettervorhersage habe sich in den vergangenen Jahren enorm verändert. "Es läuft alles nur noch automatisiert über Computerauswertung; es fehlen die Beobachter", erzählt er. Die Wetterstationen seien nicht mehr personell besetzt; es fände nur noch statistische Auswertung über den Computer statt; da fehlten eben die Erfahrungswerte.

Die Sonnenfinsternis vom Dienstag ist bis zum Jahr 2025 die einzige, die von Riesa aus zu sehen ist. Gerade scheint sich wieder eine sekundenkurze Möglichkeit fürs Beobachten zu ergeben: "Achtung!", heißt es. Alle zücken ihre Brillen. "Heute Morgen fragte mich jemand, ob ich mich ärgere, dass es gerade heute so bewölkt ist. Für mich ist es die fünfzehnte Sonnenfinsternis. Schade ist es für die Kinder, die sich drauf gefreut haben."

Eine davon ist die neunjährige Liselotte Nitsche aus Grubnitz. Sie ist mit ihrer Mutter und ihrer Cousine da. Im Juni sind sie bei der Ehrenamtsmeile in Riesa auf den Stand der Sternwarte gestoßen. Dort kaufte Ricarda Kniesel-Nitsche ihrer Tochter eine Sonnenfinsternis-Brille. "Seitdem hat sich Liselotte drauf gefreut. Ich selbst hätte es schon wieder vergessen." Um 12.15 Uhr soll die größte Verfinsterung erreicht sein.

Kurzes Aufblitzen

Pünktlich zu diesem Zeitpunkt hat sich der Himmel zugezogen. Stefan Schwager nimmt es mit Humor: "Das ist in der Astronomie so, dass die besten Bedingungen erst nach dem Ereignis kommen", sagt er und lacht. Dann zückt er sein Handy und sucht nach einer Live-Übertragung. Er findet eine aus Hamburg, die er den Umstehenden direkt zeigt. Mit einem Auge ist er dabei allerdings immer am Himmel. "Achtung!", durchbricht er erneut die Gruppengespräche. "Jetzt, jawohl!", "Wow", "Nein!" Jauchzer, gefolgt vom staunendem Schweigen. Die Sonne mit dem Mondschatten sieht aus wie ein Teufel mit zwei Hörnern. Und schon sind wieder Wolken im Weg.

Bei der Sternwarte ist Schwager seit 30 Jahren. Hauptberuflich arbeitet der 41-Jährige als Förderschullehrer in Riesa. Auch dort stellt er regelmäßig sein Fernrohr auf. Seine Urlaube plant er nach astronomischen Ereignissen und reist dafür nach China, Australien, Spanien, in die Türkei: "Der eine Tag ist geblockt für das Ereignis und die restlichen Tage genießt man die Eindrücke des Landes." Zur Sonnenfinsternis 2015 war Schwager nicht an der Riesaer Sternwarte, sondern saß mit anderen Sternenfreunden in einem Flugzeug in Richtung Nordpol. "Wir sind damals direkt in den Mondschatten hineingeflogen; das Flugzeug ist mit dem Mondschatten mitgeflogen."