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Riesa: Gelangten die Chaoten hier ins Stadion?

Vermummte haben in der Riesaer Feralpi-Arena Fans von Erzgebirge Aue provoziert. Aber wie kamen sie ins Stadion? Ignorierte die Polizei Hinweise der Gastgeber?

Von Jörg Richter
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Diese zwei Absperrgitter "verschließen" ein Loch im Maschendrahtzaun im hinteren Teil der Feralpi-Arena. Sind die Vermummten, die das Pokalspiel zwischen Aue und Riesa gestört haben, hier durchgegangen?
Diese zwei Absperrgitter "verschließen" ein Loch im Maschendrahtzaun im hinteren Teil der Feralpi-Arena. Sind die Vermummten, die das Pokalspiel zwischen Aue und Riesa gestört haben, hier durchgegangen? © Sebastian Schultz

Riesa. Einen Tag nach dem Landespokalspiel von Stahl Riesa gegen den FC Erzgebirge Aue ist noch unklar, wie die Chaoten, die offenbar einen Spielabbruch provozieren wollten, in die Feralpi-Arena gelangen konnten. Wenige Minuten vor dem geplanten Abpfiff waren etwa ein Dutzend vermummte Personen im hinteren Bereich des Stadions aufgetaucht. Nach Informationen des BSG-Vorstandsmitglieds Sebastian Schwurack hätten sie in Sichtweite des Gästeblocks eine Aue-Fahne zerrissen.

Wie ein Polizeisprecher bestätigt, kletterten daraufhin zahlreiche Gästefans über die Absperrungen und rannten in den Innenraum. Einsatzkräfte der Polizei griffen ein, woraufhin sich die Aue-Fans wieder in den Gästeblock begaben. Bis sich die Lage wieder beruhigt hatte, unterbrach Schiedsrichter Ronny Walter das ansonsten sehr friedliche und faire Pokalspiel. Nach knapp einer halben Stunde pfiff er es wieder an.

Tumulte live im Fernsehen

In der MDR-Sendung "Sport im Osten", die live aus Riesa berichtete, sagte Schwurack: "Für uns ist es eine herbe Enttäuschung. Wir hatten als BSG Stahl Riesa in den letzten Wochen einen hohen Organisationsaufwand betrieben. Das ist für uns ein Nackenschlag."

Wer die Vermummten waren, ist unklar. Stahl-Fans wollen angeblich unter den dunklen Jacken schwarz-gelbe Kleidung gesehen haben. Möglicherweise ein Hinweis auf Fans der SG Dynamo Dresden, die wie Aue in der dritten Liga spielt. Die Fanlager beider Vereine gelten als erbitterte Gegner.

Dass Riesaer Fans die Aue-Fahne zerrissen haben, schließt Stadionsprecher Heiko Schubert aus. Zwischen den beiden ehemaligen Betriebssportgemeinschaften, die in der DDR-Oberliga sich gegen die "großen" Klubs behaupten mussten, gebe es eine Fanfreundschaft.

Bleibt die Frage, wie die Provokateure in den Hinterbereich der Feralpi-Arena gelangen konnten. Eine Vorortbegehung offenbart, dass das kein Problem zu sein scheint. Gleich an mehreren Stellen ist der alte Maschendrahtzaun heruntergedrückt. In der Nähe zur Kleingartenanlage gibt es sogar eine Stelle, an der der Maschendrahtzaun ganz fehlt. Zwei Absperrgitter wurden hier aufgestellt. Mehr nicht. Hier kann jeder, der es will, unbemerkt in die Feralpi-Arena spazieren. Ohne Mühe.

Ein Blick durch die Bäume im hinteren Teil der Feralpi-Arena. Gleich an mehreren Stellen könnte man über den Zaun klettern.
Ein Blick durch die Bäume im hinteren Teil der Feralpi-Arena. Gleich an mehreren Stellen könnte man über den Zaun klettern. © Sebastian Schultz
Eine von mehreren Stellen im Maschendrahtzaun, die runtergedrückt sind.
Eine von mehreren Stellen im Maschendrahtzaun, die runtergedrückt sind. © Sebastian Schultz
Das ist der offizielle Eingang zum Gästefanblock in der Riesaer Feralpi-Arena. Viele Wismut-Aue-Aufkleber "zieren" seit Dienstag diesen Bereich.
Das ist der offizielle Eingang zum Gästefanblock in der Riesaer Feralpi-Arena. Viele Wismut-Aue-Aufkleber "zieren" seit Dienstag diesen Bereich. © Sebastian Schultz

"Wir haben im Vorfeld des Spiels auf diese Stellen hingewiesen", sagt Schwurack. Das sei möglicherweise von der Polizei ignoriert worden. Sie sei in und um der Feralpi-Arena mit 127 Beamten im Einsatz gewesen, bestätigt ein Polizeisprecher.

Im weiteren Verlauf des Pokalspiels leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren gegen einen 28-Jährigen ein. Der Mann, der unter den Riesaer Fans stand, soll den Linienrichter massiv beleidigt haben. Als die Polizei seine Personendaten aufnahm, habe sich ein anderer Fan (27) dazu hinreißen lassen, einen Polizisten tätlich anzugreifen, so der Sprecher. Auch dieser Fan muss mit einer Anzeige rechnen. Von diesen beiden Vorfällen weiß Schwurack nichts. Jedenfalls seien sie nicht im Spielbericht des Schiedsrichters erwähnt.