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Riesa: Hotel wird Treffpunkt von Polizei und Protestlern

Im Hotel Mercure kommen Menschen zusammen, deren Verhältnis oft konfliktbeladen ist. Was das bringen soll – und warum es in Riesa stattfindet.

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Im Hotel Mercure treffen diese Woche Menschen zusammen, die nicht selten mit Skepsis aufeinander blicken.
Im Hotel Mercure treffen diese Woche Menschen zusammen, die nicht selten mit Skepsis aufeinander blicken. © Archivfoto: Sebastian Schultz

Riesa. Im Riesaer Mercure treffen am Mittwoch und Donnerstag Vertreter von Polizei und Zivilgesellschaft zusammen, um sich auszutauschen.

Das Verhältnis beider Seiten gilt als nicht ganz einfach: Hier die Polizei, die die öffentliche Sicherheit und Ordnung gewährleisten soll und Straftaten verfolgt. Auf der anderen Seite die Zivilgesellschaft mit ihren Vereinen oder sozialen Bewegungen, die mitunter bewusst auf Störungen von öffentlicher Ordnung setzt, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.

Dass es zwischen beiden Seiten nicht immer harmonisch zugeht, zeigt sich zum Beispiel bei Demonstrationen oder Blockaden derselben. Kritik an polizeilicher Arbeit und Vorwürfe gegen Beamte gibt es nicht selten aus den Reihen von Initiativen, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus oder rechte Gewalt engagieren.

Besser mit- als übereinander reden

Weil es zwischen beiden Seiten aber auch immer wieder den Wunsch nach Dialog gibt, hat das Kulturbüro Sachsen, ein Bildungsträger aus Leipzig, die Veranstaltung in Riesa organisiert. Dort treffen in dieser Woche zehn Vertreter der Polizei und zehn Vertreter aus der Zivilgesellschaft aufeinander, um sich "auf Augenhöhe zu begegnen", wie es in einer Ankündigung heißt. Besser mit- statt übereinander reden laute das Motto. Das Ganze versteht sich als Fortbildung in vertraulicher Atmosphäre. Verschiedene Referenten sollen inhaltliche Impulse setzen.

Die Vertreter der Polizei kommen laut Veranstaltungsorganisatorin Susanne Feustel aus unterschiedlichen Regionen und Tätigkeitsfeldern – aus Polizeirevieren, vom Landkriminalamt oder auch der polizeilichen Aus- und Fortbildung. Die Vertreter aus dem Bereich Zivilgesellschaft kämen aus ganz Sachsen. Inhaltlich würden sich die Vereine mit Themen wie Demokratieentwicklung, Antidiskriminierung oder Ähnlichem beschäftigen.

Überschaubare Teilnehmerzahl

Teilnehmer für die Veranstaltung in Riesa zu finden, sei nicht schwierig gewesen, sagt Susanne Feustel. Auf Seiten der Zivilgesellschaft habe es sogar eine kleine Warteliste gegeben. Die Runde für mehr Teilnehmer zu öffnen, sei aber keine Option gewesen: Es solle sich an zwei Tagen jetzt im Oktober und noch einmal an zweien im November intensiv ausgetauscht werden, so Susanne Feustel. "Das kann man in großen Gruppen schlecht machen." 20 Teilnehmer seien eine gute Größe.

Ziel der Veranstaltung sei, vorhandene Spannungen zwischen beiden Seiten zu lösen, so Susanne Feustel. Es solle darum gehen, dass ein Perspektivwechsel bei jeder Seite gelinge und ein gewisses gegenseitiges Verständnis wachgerufen werde. Auch gehe es darum, zu schauen, wo kooperiert werden könne – und wo das seine Grenzen habe.

Grundsätzlich neu seien Austausche zwischen Polizei und Zivilgesellschaft in Sachsen nichts, so die Organisatorin. Ein Seminar in diesem kleinen, aber intensiven Rahmen sei aber eine Premiere.

Dass der Bildungsträger aus Leipzig ausgerechnet Riesa als Tagungsort ausgewählt hat, hängt laut Susanne Feustel vor allem mit der vergleichsweise zentralen Lage der Stadt zusammen: Riesa sei für die Teilnehmer aus dem ganzen Freistaat gut erreichbar, nicht zuletzt über die Bahnanbindung. "Ich weiß, dass der ICE hier hält und es einen Tagungsort in der Nähe vom Bahnhof gibt", so Feustel.