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Riesas jüngste Schule : "Mit vielen Dingen haben wir nicht gerechnet"

Nach dem Ende des ersten Halbjahrs zieht der Trägerverein der Auenwaldschule in Jahnishausen eine Bilanz – mit Licht und Schatten.

Von Eric Weser
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Nadine Hauswald vom Verein Freies Lernen Jahnishausen mit ihrer kleinen Tochter im Klassenraum der Auenwaldschule. Dort ist derzeit ferienbedingt nichts los – Zeit, um eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Nadine Hauswald vom Verein Freies Lernen Jahnishausen mit ihrer kleinen Tochter im Klassenraum der Auenwaldschule. Dort ist derzeit ferienbedingt nichts los – Zeit, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. © Sebastian Schultz

Riesa. An einem normalen Schultag wäre um diese Zeit etwas los in der Auenwaldschule. Aber nicht an diesem Montag. Denn es sind Winterferien. Und wie in allen anderen sächsischen Schulen ruht dann auch in Jahnishausen der Schulbetrieb.
Ein halbes Jahr ist es her, dass die freie Grundschule an den Start gegangen ist. Die dreijährige Gründungsphase sei anstrengend gewesen, hatte Schul-Mitgründerin Nadine Hauswald bei der Einschulungsfeier im August 2022 gesagt. Wie sich zeigt, gilt das auch für das erste Schulhalbjahr.

Die Auenwaldschule in Jahnishausen liegt mitten im Ort. Der Trakt im Erdgeschoss links vom Eingang soll demnächst saniert werden.
Die Auenwaldschule in Jahnishausen liegt mitten im Ort. Der Trakt im Erdgeschoss links vom Eingang soll demnächst saniert werden. © Archivfoto: Sebastian Schultz

Einzige Lehrerin ausgefallen

Schon recht kurz nach dem Start sei die einzige Lehrerin und Schulleiterin gravierend erkrankt. „Wir wussten nicht, was wir jetzt machen sollen“, erzählt Nadine Hauswald. Gemeinsam hätten Eltern und der Schulträgerverein Freies Lernen Jahnishausen versucht, die Betreuung der Kinder sicherzustellen. Um die gesundheitliche Belastung der Lehrerin zu verringern, habe man sich mit ihr auf eine Teilzeitwoche geeinigt: Drei Tage sind „akademisch“, wie Nadine Hauswald sagt, zwei würden für Projektarbeit genutzt. Den Kompromiss hätten die Eltern mitgetragen. Und er habe sich bis heute bewährt.

Konflikt beim Pädagogenteam

Nicht bewährt hat sich indes das Duo aus Lehrerin und Schulbegleiter, die im August noch die Kinder begrüßt hatten. Auch Gespräche hätten den Konflikt zwischen beiden nicht lösen können, erzählt Nadine Hauswald. Am Ende habe sich der Schulbegleiter zurückgezogen. An seine Stelle sei eine frühere Waldorf-Lehrerin aus der Lebenstraum-Gemeinschaft in Jahnishausen getreten.

Seit die Frauen den Schulbetrieb gestalten, laufe er recht stabil. Dazu komme, dass in letzter Zeit weniger Kinder krank gewesen seien. „Wir hatten zeitweise einen extremen Krankenstand und nur zwei, drei Schüler da“, so Nadine Hauswald. Zuletzt hätten die zehn Schüler, die trotz unterschiedlichen Alters alle gemeinsam lernen, die Herbst- und Winterinfekte hinter sich gehabt und sich durch das Beisammensein mehr als eine Gruppe fühlen können.

Hier wartet Arbeit: Wo heute noch Schubkarre, Stühle und andere Utensilien stehen, soll in den nächsten Monaten ein zweiter Klassenraum gebaut werden.
Hier wartet Arbeit: Wo heute noch Schubkarre, Stühle und andere Utensilien stehen, soll in den nächsten Monaten ein zweiter Klassenraum gebaut werden. © Sebastian Schultz

Optimismus bei der Lehrerin-Nachfolge

Überhaupt habe es viele schöne Dinge gegeben, sagt Nadine Hauswald, deren große Tochter die Schule besucht. Gerade Kinder, die zuvor bereits auf anderen Schulen waren und eine eher schwierige Zeit dort hatten, würden ihre Verweigerungshaltung ablegen und mitmachen. Das sei ein Erfolg. Und auch außerhalb des Unterrichts passiere viel Schönes. „Wir hatten ein Martinsfest mit Übernachtung in der Schule. Demnächst geht es in die Porzellanmanufaktur nach Meißen.“ Zustande komme so etwas oft über Kontakte der Eltern – die auch vollzählig mit zu den Exkursionen fahren. Was alles andere als selbstverständlich sei, wie Nadine Hauswald findet.

Kontakte von Eltern könnten es auch sein, die letztlich die Existenz der kleinen Dorfschule sichern. Denn die Gründungslehrerin hat erklärt, nach diesem ersten Schuljahr wieder in ihre Wahlheimat Neuseeland zurückzukehren. Eine Nachfolge zu finden, sei aber „zum Glück leichter, als gedacht“, so Nadine Hauswald. Man habe Kontakt zu Interessenten. Eine Lehrerin will im Laufe des zweites Schulhalbjahrs für eine Hospitation vorbeischauen. Sie arbeite derzeit noch in einer staatlichen Schule. Und es gebe noch jemand weiteren. „Von daher sind wir optimistisch, bis August jemanden zu finden.“

Schulgeld wird wohl steigen

Mit vielem habe man nicht gerechnet, sagt die Schulgründerin über manche Herausforderung der ersten Monate. Hinzu komme etliches an Bürokratie. Momentan beschäftige die Schule der Gedanke ans Bauen: Ab Frühling bis Ende der Sommerferien soll die zweite Hälfte des Erdgeschosses in Schuss gebracht werden. Besonders im Sanitärtrakt sei das nötig, so Nadine Hauswald. Trotz geplanter Eigenleistungen von Eltern und Trägerverein ein teures Unterfangen.

Was die Kosten angeht, wird die mit 100 Euro Schulgeld pro Kind und Monat gestartete freie Schule wohl auch nachjustieren, sagt Nadine Hauswald. Schließlich seien die Kosten in vielen Bereichen gestiegen. Man wolle sich an den 120 Euro orientieren, die auch an anderen freien Schulen derzeit verlangt würden. Darüber wolle man aber – wie bei vielen anderen Themen auch – mit den Eltern sprechen.