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Satire-Seite nimmt Riesa aufs Korn

Ein Instagram-Kanal persifliert die Verhältnisse in Riesa. Wie steht es ansonsten um den Spott über die Stadt?

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Fotocollagen und -montagen sind das bevorzugte Mittel eines Instagram-Kanals, um sich über Riesa  zu belustigen.
Fotocollagen und -montagen sind das bevorzugte Mittel eines Instagram-Kanals, um sich über Riesa zu belustigen. © Foto: SZ/Eric Weser

Riesa. Die Stadtbahn, der Oberbürgermeister, die Skulptur Elbquelle ab der Bahnhofstraße: Vor dem Spott des Instagram-Kanals "riesa_ist_scheisze" ist nichts und niemand sicher. Auf inzwischen 20 Text-Bild-Kacheln (neudeutsch: "Memes"), veröffentlicht im Laufe der vergangenen zwölf Monate, spöttelt die Seite über Riesa.

Da wird die Stahlskulptur am Riesenhügel bildlich in eine Reihe mit Dingen gestellt, "von denen niemand weiß wofür sie da sind". Dem OB wird – mit Begrifflichkeiten unterhalb der Gürtellinie – mangelndes Durchsetzungsvermögen unterstellt. Eine andere Kachel ist als "Kaufland-Teenie Starter-Kit" beschrieben und zeigt typische Klamotten und Accessoires, die Elbgalerie-Besucher tatsächlich so ähnlich finden dürften, wenn sie vor dem Einkaufszentrum herumlungernde Jugendliche genauer betrachten. Ein Foto von Bundeskanzler Olaf Scholz mit Augenklappe – Scholz hatte sich im Spätsommer 2023 beim Joggen verletzt – ist mit dem Kurztext "War nur kurz in Riesa" unterschrieben.

"Also Riesa find ich jetzt nicht ganz so knorke", heißt es in der Beschreibung der Seite, die zu ihren mehr als 260 Followern auch das Instagram-Konto der Stadtverwaltung zählt. Und in der Tat: Riesa kommt nicht gut weg. Es sei besser, man gehe aus Riesa weg, ist stattdessen ein wiederkehrendes Motiv.

Ob der Kanal mit seinen Memes tiefer gehende Kritik üben will oder jemand einfach nur kurze Lacher um des Lachens willen erzeugen möchte? Das bleibt unklar. Auch wer die Seite erstellt hat, ist nicht ersichtlich. Eine Nachricht von Sächsische.de an die Seite mit der Bitte, etwas über die Beweggründe für das Erstellen des Kanals zu erläutern, bleibt mehrere Wochen ohne Antwort.

Alltagshumor oder Witze über die "große Politik"

In der Form, wie sie der Instagram-Kanal betreibt, ist die satirische Betrachtung von Riesa womöglich noch nicht da gewesen. Hiesige Verhältnisse satirisch aufzuspießen, ist hingegen nicht neu: Wer alt genug ist, um Lutz Walter zu kennen, dem werden auch dessen humorige Sprüche am einstigen Lokal "Dicke Nudel" noch in Erinnerung sein. Auch "Nudelwalter" setzte bei seinen Anmerkungen auf Tafeln. Allerdings keine im Internet, sondern schwarze Platten, die er mit weißer Farbe per Hand beschrieb.

Das macht der vor 13 Jahren aus Riesa gen Westen verzogene Lebenskünstler bis heute – wie man übrigens unter anderem in den sozialen Netzwerken sehen kann. Dort ist der seit etlichen Jahren als Aschaffenburger Stadtmaskottchen "Maulaff" auftretende 72-Jährige ebenfalls bei Instagram vertreten.

Den Riesa-Anteil im Programm zurückgeschraubt hat auch die Riesaer Kabarett-Gruppe "Piesacker", die es seit mehr als 20 Jahren gibt. Waren anfangs auch Gags über Ereignisse in Riesa Bestandteil der Auftritte, sei das inzwischen so gut wie nicht mehr der Fall, macht Mitglied Peter Noack deutlich. Das habe unter anderem mit der Zeit zu tun, die zwischen Vorkommnissen und Auftritten der Truppe vergehe: Bis man ein Ereignis humoristisch bearbeitet auf der Bühne habe, sei das eigentliche Vorkommnis kaum noch präsent.

Und auch das Publikum spiele eine Rolle: Dieses besteht bei den Piesackern auch teilweise aus Leuten aus anderen Orten, sodass Pointen mit Riesa-Bezug mangels Wissen über die lokalen Verhältnisse kaum funktionieren. Weswegen die Gruppe vor allem auf Alltagshumor oder das Witzeln über die "große Politik" setzt. Für die Instagram-Seite über Riesa, deren Text-Bild- oder Text-Video-Schnipsel sich mit einigen Computerkenntnissen schnell erstellen lassen dürften, bleibt also eine gewisse humoristische Marktlücke. (SZ/ewe)