Feralpi plant Zugverbindung von Riesa nach Italien

Riesa. Am Gleisanschluss mangelt es nicht: Etliche Gleise zweigen ins Werksgelände von Feralpi Stahl ab. Manche führen Richtung Schrottplatz, manche verlaufen direkt in die Werkhallen. Aber nicht jeder Schrottplatz als Lieferant verfügt über einen Gleisanschluss - ähnlich sieht es bei den Baustellen als Abnehmer des Riesaer Baustahls aus. Und so ist es kein Wunder, dass der Schrott bei Feralpi zu 70 Prozent per Lkw angeliefert wird und zu lediglich 30 Prozent per Schiene. Wenn auch mit steigendem Anteil, wie Werksdirektor Uwe Reinecke sagt.
Besser sieht es bei den Produkten aus, die das Werk verlassen. Hier liegt der Wert derzeit bei 50/50, sagt Umweltbeauftragter Mathias Schreiber: Eine Hälfte wird per Güterzug abgefahren. Der relativ hohe Anteil liegt daran, weil momentan viele sogenannte Stahlknüppel aus Riesa zur Weiterverarbeitung nach Italien gehen.
Solange Riesa noch kein zweites Walzwerk hat, kann das Stahlwerk mehr Knüppel herstellen, als vor Ort weiter verarbeitet werden können. Diese werden per Bahn zum Feralpi-Stahlwerk nach Lonato am Gardasee geschafft. Im Gegenzug kauft Riesa beim dortigen Schwester-Werk Stahlstäbe ein, die in Lonato reichlich produziert werden.
Baustelle am Brenner
Und dieser Ablauf ließe sich noch verbessern - mit einem eigenen Güterzug, der regelmäßig zwischen Riesa und Lonato verkehrt. Details werden noch verhandelt, er könnte aber monatlich, 14-tägig oder gar wöchentlich fahren. Feralpi Stahl befindet sich dazu in Gesprächen mit einem privaten Bahnanbieter, sagt Uwe Reinecke. Die Bahn tue sich schwer mit Ganzzügen, also einheitlich mit einer Ware gefüllten Güterzügen, die von einem einzelnen Absender zu einem einzelnen Empfänger fahren - wie von Feralpi gewünscht. Allenfalls einzelne Waggons seien zu bekommen, die bei anderen Güterzügen mit angehängt werden.
Nicht nur bei der Verfügbarkeit von Waggons gehe es knapp zu, auch auf den Schienen selbst sei es eng - etwa wegen Baustellen. "Und wir müssen ja nach Lonato auch über den Brenner, wo noch immer gebaut wird", sagt Reinecke.
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Mehr Verkehr über die Schiene bedeutet weniger Lkws, die durch Gröba fahren. Das werden die Anwohner gern hören - muss der Schwerlastverkehr von Feralpi sonst doch auch an Wohnhäusern vorbei, um zur B 169 und dann zur Autobahn zu kommen.
Ebenfalls im Interesse der Nachbarn ist ein zweites Projekt, an dem man bei Feralpi Stahl gerade arbeitet: Noch bis März wird ein großer Grünstreifen in Richtung der Wohnhäuser an der Paul-Greifzu-Straße angepflanzt. Wobei das Wort "Grünstreifen" etwas in die Irre führt: Die eingezäunte Fläche zwischen Mitarbeiterparkplatz und Wohnbebauung erinnert eher an das Feld einer Baumschule. 3.000 Sträucher und 20 größere Bäume lässt das Unternehmen dort pflanzen, gut 20 Meter breit ist der Streifen.
Bei dem Projekt handelt es sich um eine Ausgleichsmaßnahme, weil Feralpi eine größere Fläche für seinen neuen Parkplatz versiegelt hat. Man habe sich dabei aber eng mit den Nachbarn abgestimmt, sagt Umweltbeauftragter Mathias Schreiber. So habe man auf Wunsch eines Nachbarn auch einen etwas größeren Abstand zu dessen Grundstück gelassen.

Und die Einstufung als Ausgleichsmaßnahme bietet den Nachbarn auch eine zusätzliche Sicherheit: Solche angelegten Grün-Areale darf das Unternehmen auch nicht mehr beseitigen, wenn es beispielsweise in fünf Jahren andere Pläne mit der Fläche hat. Hier gelten strenge Regeln. "Außerdem kümmert sich ein Garten-Landschaftsbau-Betrieb um die Pflanzung und pflegt sie auch noch die nächsten drei Jahre", sagt Schreiber.
Auch einige neue Bäume an der Uttmannstraße gehören dazu. Außerdem wird ein kleiner Schrottplatz mitten auf dem Werksgelände, der durch die Neuordnung der Abläufe nicht mehr benötigt wird, dem Wildwuchs überlassen - sodass dort von allein ein neuer Naturraum entsteht.