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Riesen-Nacktmull im Dresdner Zoo

Die Künstlerin Julia Eichler hat einen nackten Nager aus Silikon gegossen. Die Tiere faszinieren sie schon lange.

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Von Nadja Laske

Sie haben viele Fans – neugierig und staunend drängen sie sich vor der milchigen Glasscheibe des Terrariums im Dresdner Zoo-Foyer. Dahinter wuseln weiche Würmchen, rosa-grau mit langen Zähnen, haarlos und faltig wie Wesen aus einer anderen Welt: Nacktmullen.

Auch Julia Eichler mag die afrikanischen Nager, die tief unter der Erde hausen, dort, wohin kein Sonnenstrahl trifft und kein Ton dringt. Deshalb hat sie eine Nacktmull-Plastik geschaffen, die jetzt im Zoo unter einer Plexiglasglocke ausgestellt ist.

Für ihre Arbeit verbrachte die Künstlerin Stunden vor dem Gehege, beobachtete und zeichnete die sogenannten Sandgräber. „Das Hautige und Transparente an ihnen fasziniert mich“, sagt die 28-Jährige. Spannend findet sie auch die Lebensform der Nacktmullen, die ähnlich wie Bienen in riesigen Kolonien leben und sich um eine Art Königin scharen, was im Schutz ihres Terrariums für die Zoobesucher nicht deutlich zu sehen ist. Ebenso wenig, wie die Nacktmullen selbst, die sich gern ins Dunkel drücken.

Nun aber kann man ein Exemplar ganz in Ruhe ansehen: Rund einen halben Meter groß ist das nackte Abbild. „Ich habe es aus Silikon gegossen“, erklärt Julia Eichler. Zuvor fertigte sie ein Modell, etwa doppelt so groß wie in der Natur.

Zähne aus Kotelettknochen

Dann modellierte die Künstlerin, die vor vier Jahren an der Hochschule für Bildende Künste Dresden ihr Diplom als Maskenbildnerin absolviert hat, den Nacktmull in Ton. Die in Berlin geborenen Künstlerin lebt inzwischen in Halle, wo sie an der Kunstschule Burg Giebichenstein Bildhauerei studiert.

Von der Tonfigur fertigte sie eine Gipsform und goss sie mit dem hautfarbenen Kunststoff aus. Im Bauch hat Julias Figur Füllstoff, sonst wäre sie zu schwer und zu teuer geworden, erklärt sie. „Die Zähne sind aus einem ausgekochten Knochen geschnitzt, das Kotelett habe ich vorher gegessen“, verrät sie. Die feinen Haare, die vereinzelt aus der Plastikhaut des Nacktmulls sprießen, stammen von einem Besen. Im wirklichen Leben orientieren sich die Tiere damit. Ihre Augen und Ohren haben sich nahezu zurückgebildet, weil sie in der Finsternis und Stille ihrer Höhlen damit nichts anfangen können.

Als Julia Eichler die Idee gekommen war, eine solche Plastik zu fertigen, erzählte sie Zoodirektor Karl-Heinz Ukena davon und konnte ihn dafür begeistern. Seit Kurzem ruht der überdimensionierte Nager in einem Sandbett, das auf einem nachempfundenen Felsbrocken vor dem Nacktmullengehege steht. Eine halbrunde Glocke schützt ihn vor zudringlichen Händen.

www.werk-halle.de