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Ring mit Risiken

Bei der Fightnight am Sonntag wird in Niesky kräftig ausgeteilt. Ioana Grecu wacht über die Gesundheit der Kämpfer.

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Von Alexander Kempf

Hunderte Zuschauer werden am Ostersonntag in der Nieskyer Bahnhofshalle die Kämpfe der Ironsports Fightnight verfolgen. Eine Frau wird dann ganz genau hinschauen. Ioana Grecu, die als Chirurgin im Nieskyer Krankenhaus arbeitet, achtet in der Halle auf die Gesundheit der Kämpfer. Das bedeutet viel Verantwortung für die 31-Jährige. Denn bei den beiden Kampfsportarten Muay Thai und Kickboxen wird kräftig ausgeteilt und natürlich auch eingesteckt. Wenn sie um die Gesundheit eines Kämpfers fürchtet, kann sie den Kampf unterbrechen.

Ioana Grecu dürfte am Sonntag helfen, dass sie die Kämpfe nicht nur als Medizinerin, sondern auch als Sportlerin beobachtet. Denn sie gehört selbst zum Kreis der Nieskyer Kampfsportler, die regelmäßig in der Käthe-Kollwitz-Straße trainieren. Sie bricht dann auch eine Lanze für den Sport, der für Außenstehende schnell sehr martialisch wirkt. „Das Ziel von Muay Thai ist es nicht, seinen Gegner zu verletzen, sondern besser als er zu sein“, sagt die Ärztin. Sie schätze daran, dass die Sportler ihre Koordination und Reaktionsfähigkeit trainieren. Diese Fähigkeiten seien auch in ihrem Beruf gefragt.

Selbst bei großen Kämpfen im Ring zu stehen, das kann sich die Rumänin aus Temeschwar aber nicht vorstellen. Dafür fehle es ihr am nötigen Selbstbewusstsein. „Das positive Denken ist beim Kämpfen sehr wichtig“, sagt sie. Wer in den Ring steigt, der braucht die Zuversicht, sein Gegenüber schlagen zu können. Darum wird die Ärztin gerade bei den Debütanten am Sonntag ganz genau hinschauen. „Ihnen fehlt die Erfahrung und sie sind aufgeregt. Gerade dann ist das Risiko groß, sich richtig zu verletzen“, sagt die Ärztin.

Veranstalter Bruno Kabus kann das bestätigen. Anfänger laufen schneller Gefahr, einen Tunnelblick zu bekommen. „Die haben noch das Gefühl, sie sind in einer Schlägerei“, sagt er. Die große Kulisse verstärkt den Druck zusätzlich. Fünf Sportler aus Niesky stehen am Sonntag im Ring. Für zwei von ihnen ist es der erste große Kampf. „Da wir wissen, wie sich das für sie anfühlt, versuche ich sie natürlich darauf einzustellen“, sagt Bruno Kabus. Ob das immer gelingt, stehe auf einem anderen Blatt.

Trotzdem wollen weder der Veranstalter noch die Ärztin das Risiko für Verletzungen überbewerten. Auch beim Fußball, argumentieren beide, können sich Sportler schnell schwer verletzen. „Wir sind sehr professionell“, sagt Ioana Grecu. So stehe während des Turniers selbstverständlich auch ein Krankenwagen mit Sanitätern bereit. Sie selbst arbeitet ehrenamtlich am Ring. Denn unter den Kampfsportlern hat sie längst gute Freunde. Es ist eine verschworene Truppe.

Das bestätigt auch Bruno Kabus. Viele Hände ziehen für die Fightnight an einem Strang. „Ich habe ein super Team hinter mir“, sagt er. Ohne dieses könnte er die Großveranstaltung gar nicht stemmen. Im Gegensatz zu Ioana Grecu steht Bruno Kabus am Sonntag auch im Ring. Veranstalter, Trainer und Kämpfer zugleich – ist das nicht sehr viel? „Ich schotte mich schon auch ab“, sagt Bruno Kabus. Konzentration braucht es vor einem Kampf. Er steht am Sonntag dem weißrussischen Meister im Thai Boxen gegenüber. „Da gibt es etwas zu tun für mich“, sagt er.

Trotzdem klingeln so kurz vor dem Kampftag nun die Telefone bei den Sportlern heiß. Viele hätten gerne noch eine Karte. Doch während es bei früheren Veranstaltungen immer noch einen kleinen Restposten an der Abendkasse gegeben hat, muss Bruno Kabus dieses Mal alle vertrösten. „Es gibt definitiv keine Karten mehr“, sagt er. Der hohe Zuspruch bestätigt ihn, dass die Kampfsportler in der Vergangenheit in Niesky tolle Veranstaltungen organisiert haben. Am Ostersonntag wird den Zuschauern aber auch besonders viel geboten. Ganze 15 Kämpfe stehen auf dem Programm.

„Wir haben ein bisschen mehr draufgepackt“, sagt Bruno Kabus. Denn in der Vergangenheit ist es auch mal vorgekommen, dass Kämpfe kurzfristig abgesagt worden sind. Doch nun sieht es so aus, als ob alle tatsächlich antreten. Ioana Grecu wird also lange wachsam bleiben müssen. Doch Ausdauer hat sie beim Training und in ihrem Beruf schon reichlich bewiesen. Die Arbeit im Nieskyer Krankenhaus gefällt der Rumänin sehr gut. Sie schätzt den Chefarzt und die Kollegen. Überhaupt sei sie in Niesky 2013 sehr herzlich aufgenommen worden. Als sie ihrer Schwester einmal erzählt hat, wie freundlich sich alle um sie bemühen, hat die gescherzt gefragt: Bist Du wirklich in Deutschland?