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Roadster zum Schnäppchenpreis

Wer einen gebrauchten YES!, der einst in Großenhain gebaut wurde, kaufen will, muss ziemlich weit fahren.

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Großenhain. Er war der Stolz von Großenhain und machte es für ein paar Jahre sogar zur Automobilstadt: Der YES!-Roadster sah schnittig aus und ist nach wie vor ein Hingucker – wenn man ihn überhaupt mal zu Gesicht bekommt. Denn viele wurden davon nicht gebaut. Vermutlich noch nicht mal 200. Das konnte Ende Oktober 2015 auch der Staatsanwalt nicht eindeutig klären, als sich die beiden ehemaligen Autobauer Herbert Funke und Philipp Will wegen Insolvenzverschleppung vor dem Dresdner Landgericht verantworten mussten.

Die geringe Stückzahl macht den puristischen Zweisitzer, der ohne viel Schnickschnack und Komfort auskommt, zum Sammelobjekt. Doch befragt man gängige Internetportale für Gebrauchtwagen, wird der YES! momentan nirgends in Deutschland angeboten. Wer sich einen Großenhainer Superschlitten kaufen möchte, muss bis in die Schweiz fahren. Bei den Eidgenossen stehen fünf YES!-Roadster in Autohäusern und warten auf neue Besitzer. Drei knapp hinter der deutschen Grenze in Bischofszell und Root, einer in Sachseln (südlich von Luzern) und der fünfte in Onex. Bei Letzterem müssten hiesige Interessenten mindestens neuneinhalb Stunden Fahrzeit einplanen, um bis in den westlichsten Zipfel der Schweiz, nahe der französischen Grenze, zu gelangen.

Die beiden YES!-Roadster in Bischofszell sind auch die preiswertesten aus diesem Quintett. Sie werden für jeweils knapp 40 000 Schweizer Franken angeboten. Das sind umgerechnet rund 37 200 Euro. Das kann man durchaus als Schnäppchen bezeichnen. Denn Funke und Will verkauften ihre Neuwagen für bis zu 110 000 Euro.

Alle fünf Sportwagen, die im Internet angeboten werden, sind Modelle der zweiten Generation, wurden 2007 bis 2010 gebaut. Modelle der ersten Generation dürften mittlerweile schon für 20 000 bis 25 000 Euro zu haben sein. Das Problem ist nur, dass der YES!-Roadster gerade wegen seiner geringen Stückzahl ein beliebtes Sammelobjekt unter Autoliebhabern ist. Mancher sieht den Sportwagen made in Großenhain vielleicht sogar als Geldanlage, deren Wert wieder steigt, je älter der YES! ist.

Wiederbelebung gescheitert

Fakt ist, dass der YES! nicht mehr gebaut wird. Pläne des neuen Besitzers dieser Automarke, den Großenhainer Roadster in Hessen wiederzubeleben, sind wohl gescheitert. Der Neuberger Unternehmer Marco Björn Kunz, der einer der ersten Besitzer eines Turbo 3.2 (die zweite Generation des YES!) war, wollte sich 2010 nicht mit dem Ende der Marke abfinden, kaufte sie und gründete die YES! Beteiligungs- und Besitzgesellschaft mbH in Grifte.

Er scharte mehrere Mitstreiter um sich, unter anderem auch den Rennfahrer und Buchautor Wolfgang Weber sowie den Autodesigner Oliver Schweizer, der dem YES! von Anfang an sein Aussehen gab. Doch zu einer Neuauflage des YES! ist es nicht gekommen. Kunzes Firma kümmert sich stattdessen um Ersatzteile für Liebhaber des ehemaligen Stolzes von Großenhain.