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Rollstuhltest entlang der Beethovenallee

Heimbewohner von Pro Civitate begutachten Straßenübergänge ihres täglichen Einkaufsweges. Einiges hat sich verbessert. Doch einiges muss noch getan werden.

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© Jörg Richter

Von Jörg Richter

Großenhain. Willi Brackmann ist 78 Jahre alt, sitzt im Rollstuhl und wohnt seit fünf Jahren in der Pro-Civitate-Seniorenresidenz an der Mozartallee. Er ist einer von vier Rollstuhlfahrern, die sich am Dienstagvormittag zu einem Test zur Verfügung gestellt haben. Sie sollen ausprobieren, ob die Veränderungen entlang ihres täglichen Einkaufsweges für sie Erleichterungen bringen. Denn auch sie haben ein Recht, einkaufen zu gehen, ohne dass hohe Bordsteine zu unüberwindbaren Hindernissen werden.

„Zwei Jahre haben wir gebraucht, bis es erste Verbesserungen gab“, erzählt Brackmann. Bei einer früheren Rollstuhlwanderung, die von der Linken-Landtagsabgeordneten Kerstin Lauterbach und Stadtrat Harald Kühne (ebenfalls Linkspartei) initiiert werden, hatten die Senioren auf die Tücken ihres Einkaufsweges hingewiesen.

Ursprünglich hatten die Bewohner des Pflegeheimes Pro Civitate einen Zebrastreifen am ehemaligen Amtsgericht gefordert. „Ziel war es, dass die alten Leutchen sicher die Straße überqueren können, um über den Katharinenplatz in das Stadtgebiet zum Aldi oder Netto zu kommen“, erzählt Kühne. Um genügend Sicht sowohl für Kraftfahrer als auch Fußgänger zu schaffen, hätten dazu am Amtsgericht Bäume gefällt werden müssen. „Und wer will das schon?“ fragt Kühne. Deshalb gab einen Alternativvorschlag. Dieser führt von der Mozartallee am Geschwister-Scholl-Denkmal vorbei zur Dresdner Kreuzung.

Schon am Haupteingang zur Pro-Civitate-Seniorenresidenz an der Mozartallee finden die Rollstuhlfahrer lobende Worte. Dort hatte die Stadt im Gehweg Platten statt der hier sonst üblichen Pflastersteine verlegen lassen. Auch die Borde wurden auf beiden Straßenseiten abgesenkt. Mühelos überqueren die vier Testfahrer die Mozartallee. Doch schon auf dem Fußweg in Richtung Meißner Straße werden sie durchgeschüttelt. Das Pflaster ist für Rollstuhlfahrer kein idealer Untergrund. „Senioren mit Rollatoren haben es hier noch schwerer“, sagt Heimmitarbeiter Jens Kurzawa, der einen der Rollstühle schiebt.

Auch der Übergang an der Kreuzung am ehemaligen Sachsenhof ist nicht optimal für langsame Verkehrsteilnehmer. Zwar sind die Bordsteine abgesenkt, aber der gestrichelte Rad- und Fußwege ist eigentlich viel zu lang und zu nah an der Kreuzung, über die die vielbefahrene Bundesstraße 101 verläuft.

Ein paar Meter weiter plädiert Brackmann für einen Fußgängerüberweg am Durchgang zu den Parkplätzen. Das sei die kürzeste Verbindung zu Netto, sagt der Rentner. Doch einen Fußgängerüberweg wird es an dieser Stelle nicht geben, bestätigt Nicole Eremin vom Verkehrsamt Großenhain, die bei dem Test ebenfalls mitläuft. Diese Stelle sei zu nah an der Kreuzung und diese wiederum ein Unfallschwerpunkt. Immerhin gebe es den Vorschlag, an der Kreuzung Meißner Straße/Beethovenallee Ampeln zu errichten.

Die Dresdner Kreuzung hat Ampeln. Aber einige Übergänge lassen zu wünschen übrig. Die Bordsteine ragen heraus. „Das sind echte Knackpunkte“, sagt Heimleiter-Assistent Daniel Zschau. „Hier stehen die Räder von Rollatoren sofort quer.“ – Es gibt also noch einiges zu tun, bis Rollstuhlfahrer ohne Sorge einkaufen fahren können.