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Roßweiner Musiklehrer umrundet die Ostsee per Rad

Maik Oyen nimmt sich eine Auszeit. Zurzeit ist er zwischen Finnland und Schweden und genießt die Auszeit.

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Von Peter Schmieder

Für die Schüler der Grundschule am Weinberg hat das neue Schuljahr bereits begonnen. Seit Montag wird gebüffelt. Auf ihren beliebten Musiklehrer müssen die Kinder leider verzichten. Maik Oyen ist im Sabbatjahr. Das bedeutet, er gönnt sich einfach ein Jahr Pause – aber nur von seinem beruflichen Leben. Auf der faulen Haut liegt Oyen nicht. Er befindet sich derzeit auf einer langen Reise: Der Musikus umrundet die Ostsee. Und dies nicht per Auto oder gar als Pauschalreisender im Reisebus. Maik Oyen ist mit dem Fahrrad unterwegs. Über 6.000 Kilometer will der Lehrer erradeln. Start ist am 5. Juli in Mittelherwigsdorf bei Zittau gewesen. Mitte September wird Oyen wieder zurück erwartet. Mittlerweile ist Tourhalbzeit, jedenfalls glaubt er das. „Wann genau, das werde ich wohl erst hinterher wissen“, schreibt Oyen.

Offenbar gibt es Definitionsschwierigkeiten in Sachen Ostsee. Deren nördlicher Ausläufer heißt Bottnicher Meerbusen. Dieser ragt fast 700 Kilometer in den Norden. Dort wo sich Schweden und Finnen gute Nacht sagen, endet das größte Brackwassermeer der Welt an der schwedisch-finnischen Landgrenze. Da finnische Radfahrwege im hohen Norden zumindest wohlnicht so ausgebaut sind, wie sich das der Mitteleuropäer so vorstellt, kommt Oyen zu dem Schluss: „Der bottnische Meerbusen gehört nicht zur Ostsee“. Zugegeben, das ist eine etwas freie Interpretation. Aber wer will es ihm verdenken. So wird abgekürzt, über die Inselgruppe Aland geht es direkt nach Finnland. Vorgestern hat „Mo“, so der Spitzname des Lehrers, übergesetzt.

Aland, das ist eine autonome und schwedischsprachige Inselgruppe, die per se zu Finnland gehört. Es bleibt immer noch zwischen 3000 und 5000 Kilometer Radelweg im gesamten übrig, auch ohne Meerbusen. Der Hohe Norden bleibt unberührt. Am vergangenen Wochenende ist „Mo“ in Stockholm gewesen. Genächtigt hat er ein einem schwimmenden Hostel. Mit schnarchenden Mitbewohnern, denn auf dem imposanten Segler gibt es nur Mehrbettzimmer. Kontakt zu Freunden und Bekannten zu Hause hält der Lehrer über ein Tagebuch im Internet. Die Ostseeumradelung hält er für den perfekten Einstieg in sein Aussteigerjahr. „Ich war noch nie in Skandinavien und im Baltikum“, erläutert Oyen. Er könne viel mehr von Land und Leuten erfahren, wenn er eben fährt. „Außerdem wollte ich irgendwie aktiv sein, aber ohne dass das Ganze zu einem sportlichen Wettkampf ausartet“ , sagt er zu Wahl des eher unüblichen Fortbewegungsmittels. Um das „Metermachen“ geht es definitiv nicht. „Für bestimmte Regionen nehme ich mir etwas mehr Zeit“, sagt Oyen.

Wenn der rührige Musiklehrer dann im Laufe dieser Woche finnischen Boden betritt, will er sich langsam in Richtung Süden aufmachen. Das Baltikum steht auf dem Programm. Es geht nach Estland, Litauen und Lettland dann erst es nach Hause. Polen muss er fast komplett durchradeln. Erst dann lockt die Heimat. Das freie Jahr hat allerdings gerade erst begonnen. Heißt es schon bald wieder Luft aufpumpen und weiter geht es? Vielleicht, denn der radelnde Kosmopolit ist nich zum ersten Mal unterwegs: Bereits kurz nach der Wende ging es einmal quer durch Europa, per Pedale versteht sich und für das erste „Westgeld“.