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Rot ist Trumpf

Schiedsrichter Paul Oehme hat in der Fußball-Kreisoberliga sechs Spieler vom Feld geschickt. Er kennt seine Pappenheimer.

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Paul Oehme ist als Fußballschiedsrichter in der Kreisoberliga aktiv. In bisher fünf Spielen in dieser Saison zeigte der 27-Jährige 33 Mal die gelbe Karte. Sechsmal schickte er Spieler vorzeitig vom Feld.
Paul Oehme ist als Fußballschiedsrichter in der Kreisoberliga aktiv. In bisher fünf Spielen in dieser Saison zeigte der 27-Jährige 33 Mal die gelbe Karte. Sechsmal schickte er Spieler vorzeitig vom Feld. © Dietmar Thomas

In der Fußball-Kreisoberliga sind etwas mehr als die Hälfte der Spiele absolviert. Die 33 eingesetzten Schiedsrichter haben 494 gelbe, 21 gelb-rote und acht rote Karten verteilt. Der Mann, der die Karten am häufigsten gezeigt hat, ist Paul Oehme vom Döbelner SC. In fünf Spielen sprach er sechs Feldverweise (einmal Rot, fünfmal Gelb-Rot) aus und zückte 33 Mal Gelb. Dennoch sieht er sich nicht als Spielerschreck. Im Gespräch verrät er, wie es zu seiner „Kartenflut“ kam.

Paul Oehme, am ersten Spieltag haben Sie im Spiel zwischen Ostrau und Leisnig drei gelb-rote und neun gelbe Karten verteilt. War die Begegnung wirklich so ruppig?

Das Spiel war eigentlich nicht so ruppig. Es war zwar von Emotionen getragen, weil es ein Derby war. Es gab aber viele gelbe Karten, die sinnlos waren. Zum Beispiel wegen Ballwegschlagens oder Verkürzen des Mauerabstands bei Freistößen. Ein Spieler hatte den Ball weggeschlagen und hat dann nach einer meiner Entscheidungen gemeckert, weshalb er mit Gelb-Rot vom Platz musste, ohne ein gelbwürdiges Foul begangen zu haben.

Auch die Begegnungen Gnandstein gegen Borna am zwölften und Burkartshain gegen Großsteinberg am 15. Spieltag verliefen sehr kartenreich. Bleiben solche Spiele länger in Erinnerung?

Nicht alle. Aber das Spiel Burkartshain gegen Großsteinberg war eines der schwersten Spiele, die ich geleitet habe. Beide Mannschaften standen am Tabellenende, die Emotionen kochten hoch. Besonders in der zweiten Halbzeit war es sehr schwer. Die rote Karte gab es wegen einer Tätlichkeit. In dem Spiel bin ich vom Schiedsrichterausschuss beobachtet worden, und habe die beste Bewertung meiner Schiedsrichterlaufbahn bekommen.

Führen Sie für sich selbst eine Kartenstatistik?

Nein. Das steht alles im Internetportal des Deutschen Fußball-Bundes.

In der Kreisoberliga sind in der vergangenen Saison insgesamt 20 gelb-rote und 13 rote Karten verteilt worden. In den bisherigen Partien der aktuellen Spielzeit sind es 21 beziehungsweise acht. Ist der Fußball rauer geworden?

Nach meiner Einschätzung sind die taktischen Fouls häufiger geworden. Aber dass es rauer geworden ist, kann ich nicht bestätigen.

Gibt es Mannschaften, die bei den Schiedsrichtern als Rüpeltruppen verschrien sind?

Es gibt meiner Ansicht nach keine Mannschaft, die man als Rüpeltruppe bezeichnen kann. Allerdings gibt es Spieler, die immer wieder durch Fouls und andere Unsportlichkeiten auffallen. Manche sind wirklich unbelehrbar, bei denen ist immer der Schiedsrichter schuld.

Wie bereiten Sie sich auf ein Spiel vor?

Ich kann den Abend vorher gut schlafen. Ich weiß ungefähr, wo die Mannschaften stehen, aber mit der Tabelle befasse ich mich nicht. Ich will unbefangen ins Spiel gehen. Ich bin eine Stunde vor Spielbeginn am Ort, mache die Platzabnahme und unterhalte mich kurz den Verantwortlichen der Mannschaften. Wichtig ist die Absprache mit den beiden Assistenten.

Was ist ihre Spielphilosophie? Laufen lassen oder durchgreifen?

Ich bin dafür, ein Spiel laufenzulassen. Es liegt mir nichts daran, ein Spiel zu zerpfeifen. Wenn es geht, wende ich die Vorteilsregelung an. Wenn es aber härter wird, ziehe ich die Leine an.

Seit wann sind Sie Schiedsrichter und was hat Sie bewogen, einen Lehrgang zu machen?

Die Ausbildung habe ich im Dezember 2005 gemacht. Seit der Saison 2006/2007 bin ich offiziell Schiedsrichter. Eigentlich hatte ich keine richtige Lust auf den Lehrgang, aber der Spaß kam dann mit den ersten Spielen.

Sehen Sie eine Chance, in höheren Ligen als in der Kreisoberliga zu pfeifen?

Ich war in der Saison 2017/2018 schon in der Landesklasse aktiv. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr wieder den Aufstieg. Viel höher als Landesliga dürfte es für mich aber nicht gehen.

Was wünschen Sie sich von Spielern beziehungsweise Trainern?

Es sind die Begegbenheiten vor dem Spiel. Manchen Betreuern merkt man an, dass sie dem Schiedsrichter gegenüber negativ eingestellt sind. Etwas mehr Aufgeschlossenheit würde guttun.

Es fragte: Frank Korn