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Rotwild im Blick – und Mücken

Wer durch das Dubringer Moor wandelt, sollte nicht zimperlich sein – oder ein gutes Hausmittel kennen.

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© Rainer Könen

Von Rainer Könen

Dubring. Exakt 4,08 Kilometer. Oder rund 7 600 Schritte. Wer bei der SZ-Wanderung, die etwa im Monatsrhythmus gehalten wird, mitmacht, weiß, dass diese Wanderung nicht länger als zwei Stunden dauert. Bisher wurden bei diesen Touren im Schnitt zwischen sechs und acht Kilometer zurückgelegt. Kann man bei etwas mehr als vier Kilometern noch von einer Wanderung sprechen? Ist das nicht mehr eine Art Kurzausflug, ein Spaziergang? Nun, wie war es bei der diesmaligen Tour, die durch das Dubringer Moor führte?

Am vereinbarten Treffpunkt, an der Michalkener Gaststätte „Zum Mühlengrund“, hat sich jetzt ein Dutzend Wanderfreunde eingefunden. Eine Dorfbewohnerin erkundigt sich, wohin es denn gehen solle? Ins Moor, aha. Da solle man aber bloß nicht vom Weg abweichen, andernfalls könnte es problematisch werden. Wer denn alles eine Karte dabei habe, will sie noch wissen. Offensichtlich niemand. Ach so ... Na dann – viel Glück ...

Das Wesen dieser Wanderungen ist es, dass die Teilnehmer entscheiden, wohin es geht. Gut, das muss man ein wenig relativieren, denn bisher war es der Hoyerswerdaer Manfred Borschke, der auf diesen Touren zeigte, wo es lang geht. Was irgendwie aber allen so unrecht auch wieder nicht war. Und zeigt, dass der Wanderer offensichtlich immer Führung braucht. Klare Direktiven. Auf welchen Wegen sollte also das Dubringer Moor erkundet werden? „Wir könnten zum Aussichtspunkt gehen. Der ist nur zehn Minuten entfernt“, so der Vorschlag eines der Wanderfreunde. Ein anderer findet, „dass wir doch etwas von der Gegend sehen wollen“. Irgendwie verständigt man sich auf eine Runde entlang am Vincenzgraben; vorbei an Zelders Teichen. Dann, so der Tenor, könne man schauen, was sonst noch kommt.

Heimspiel für die Mücken

Das Dubringer Moor – eigentlich kennen es die meisten. Manche hatten auch schon mal bei einer vom Nabu geführten Exkursion mitgemacht. Mit anderen Worten: Gefühlt hat man hier alles schon mindestens zehntausendmal gesehen. Und ist dabei wahrscheinlich auch genauso häufig gestochen worden. Von den Mücken.

„Wenn wir schneller gehen, holt uns dieser Schwarm hinter uns nicht ein“, so der Rat von Horst Friedrich, der, um an dieser Wanderung teilzunehmen, mit dem Fahrrad aus Hosena gekommen war. Schneller gehen hilft aber nicht unbedingt. Mückenschutzmittel – das wäre jetzt angesagt. „Man hätte sich vorher mit Essig einreiben sollen“, findet einer, der gequält dreinschaut und sich unentwegt die Arme reibt. Die Mücken, so scheint es, hat man bisher nicht auf dem Plan gehabt. Aber wer ins Moor geht, sollte wissen, dass die „kleinen Biester hier ein echtes Heimspiel haben“, wie man hört. Der Weg führt entlang des Vincenzgrabens, immer wieder stoppt die Gruppe. Schaut nach unten. Es wird fleißig fotografiert. „Hier war gerade einer“, ruft eine Frau, zeigt mit dem Finger ins Gras. Junge Frösche, winzige Kreaturen, die da über den Weg hüpfen. Es ist viel los um diese Zeit im Moor. Fahrradklingeln ertönen. Rund dreißig Damen und Herren der Best-Ager-Generation, angetan in khakifarbenen Freizeitlook, schauen fröhlich, als sie die Gruppe passieren. „Na, die werden sicher nicht gestochen, so schnell, wie die sind“, heißt es. Der Weg führt an den Teichen vorbei. Graugänse ziehen vorüber. Die leben monogam, ihr ganzes Leben, wie man von Horst Friedrich erfährt. Wie auch die Schwäne, die man in der Ferne, im hinteren Bereich des Teiches, beobachten kann. Feldstecher werden gezückt. Eine sanfte Brise erfrischt alle. „Ist das nicht herrlich?“ freuen sich alle. Die Plagegeister sind weg, nur vereinzelt schwirren Mücken herum.

Angetan von der Weite

Wie schildert man eine Wanderung, die alle schon mal in dieser oder jener Form miterlebt haben? Der Schriftsteller Walter Pause, Verfasser zahlreicher Wanderbücher, beschrieb seine Ausflüge in einer Sprache, die an Eichendorff oder Dickens erinnert: „Also ließ sich die Gruppe von den klatschenden Flügelschlägen der abhebenden Gänse in einen entrückten Zustand der inneren Freude versetzen, betrachtete sie die aus dem Wasser springenden Karpfen als Verbündete, als gute Freunde, denen man es bei diesen Temperaturen gerne nachgemacht hätte, eingetaucht ins kühle Nass. Und auf dem Weg zum nächsten schilfbewachsenen Teich beschatteten Ahorne die Ausflügler, standen silbergraue Buchenstämme über winzigen Lichtungen ...“ Wandern war und ist auch Poesie.

Die poetische Ader wird bei so manchem noch etwas beflügelt, als man den Aussichtsturm erreicht. Dann ist man angetan von dieser Weite. Der Größe des Moores. In der Ferne sieht man die Oßlinger Berge. Manche schauen stumm hinaus, andere fragen sich, ob und wie Rotwild sich in einem solch sumpfigen Gelände fortbewegt. Auf dem Weg zurück gibt es noch mal eine kurze Mückenattacke, dann ist er vorbei, dieser nicht lange, aber dafür recht kurzweilige Ausflug ins Dubringer Moor.

Die nächste Wanderung „Ich bin dann mal dort“ findet am Dienstag, dem 30. August, statt. Treffpunkt ist um 10 Uhr auf dem Parkplatz des Caminauer Naturlehrpfades am Kaolinwerk.