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Rückendeckung für Meißner Gastwirt

Der Chef der Dresdner Dehoga bringt für die Tisch-Regelung in der Elbtalschmiede Verständnis auf – solange niemand diskriminiert wird.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Für reichlich kontroverse Reaktionen hatte das Vorgehen des Meißner Wirts Matthias Ahlemann gesorgt, über das die SZ Anfang vergangener Woche berichtet hatte. Mehrere Leserbriefe nebst 48 Kommentaren auf der Facebook-Seite der SZ Meißen und sogar 530 auf der Facebook-Präsenz von SZ-Online folgten.

Zur Erinnerung: An einem der letzten sonnigen Herbsttage wollte sich ein Dresdner Ehepaar auf der Durchreise in der Elbtalschmiede in Meißen-Winkwitz niederlassen. Mangels freier Plätze im wärmenden Sonnenlicht fragten die beiden Besucher bei einem jungen Pärchen nach, denn an diesem Tisch waren noch zwei Stühle unbesetzt. Das verliebte Paar willigte ein. Bedient wurden die beiden Gäste von Geschäftsführer Ahlemann jedoch trotzdem nicht. Denn wie auf einem Schild vor dem Eingangsbereich der Elbtalschmiede vermerkt, werden hier in der Regel Bestellungen von Gästen nicht aufgenommen, die sich an einen Tisch dazusetzen.

Begründet hatte der Wirt diesen Schritt damit, dass nach seiner Erfahrung Gäste eine gewisse Privatsphäre schätzten und anderen Restaurantbesuchern meist nur aus Höflichkeit einen Platz am eigenen Tisch anböten. Außerdem, so Ahlemann, sei die Elbtalschmiede kein Schnellrestaurant, wo Biergarten-Atmosphäre akzeptiert werde und auch so gewollt sei.

Weiterhin wies Ahlemann darauf hin, dass Besucher niemals einfach weggeschickt, sondern ihnen übergangsweise andere Plätze angeboten würden. Darum habe man den Unmut des Dresdner Ehepaars nicht nachvollziehen können. Diese hatten das Restaurant verlassen, wollten sich nicht woanders hinsetzten.

Unter den Facebook-Kommentatoren auf der Seite der SZ Meißen konnte die Mehrheit das Vorgehen des Wirts nicht verstehen.

„Ein Grund mehr dieses Restaurant nicht zu besuchen. Ob Gäste Gesellschaft an Ihren Tisch wünschen oder nicht, sollte doch bitte auch der Gast selber bestimmen dürfen“, schrieb etwa Ina Heinemann. Und Martina Richter kommentierte: „Ich habe selbst viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet und kann diese Regelung des Gastwirtes nicht nachvollziehen. Gastronomie heißt für mich Geselligkeit, Menschen kennenlernen...“ Anders das Meinungsbild auf der Seite von SZ-Online. Hier überwiegen Reaktionen wie die von Sabine Dietmann: „Wenn ich essen gehe, möchte ich Privatsphäre und mich entspannt und offen unterhalten, das funktioniert nicht, wenn wildfremde Leute an meinem Tisch sitzen, es waren doch noch andere Tische frei. Schön, wenn ein Gastwirt dem Gast so die unangenehme Aufgabe abnimmt.“

Doch wie ist die rechtliche Lage? Gibt es unter Gastronomen vielleicht eine Art stille Übereinkunft, wie man sich in solchen Fällen zu verhalten hat? Die SZ hat beim Branchenverband des Gastgewerbes Dehoga nachgefragt. Der Dresdner Dehoga-Geschäftsführer Axel Klein verweist darauf, dass es jedem Wirt frei steht, die Platzierung in seiner Gaststätte so zu gestalten, wie er es möchte. „Natürlich darf niemand diskriminiert werden. Das ist die Grundvoraussetzung“, so der Chef der hiesigen Regionalgruppe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Im konkreten Fall gebe es dafür keinerlei Anzeichen.

Offenbar verfolge der Wirt die Strategie, seinen Gästen ein gehobenes und intimes gastronomisches Erlebnis anzubieten. Vor diesem Hintergrund sei es nachvollziehbar, dass keine weiteren Gäste an einem bereits besetzten Tisch erlaubt würden.

„Der Gastronom nimmt den Gästen damit ja auch eine oft unangenehme Entscheidung und Ansage ab“, so Axel Klein. Er setzte offenbar eher auf Umsatz durch eine besondere Qualität, als durch Quantität. „Es macht doch gerade einen guten Wirt aus, dass er ein Konzept verfolgt, es konsequent umsetzt und nicht einfach so draufloswirtschaftet“, sagt der Dehoga-Geschäftsführer.