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Ruine macht Platz für Klein-Venedig

Die Stadt kauft ein Abrisshaus, um eine Promenade an der Triebisch zu bauen. Trotzdem könnte es noch Jahre dauern.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Der Verwaltungsausschuss des Meißner Stadtrates entscheidet heute über den Kauf des Wohnhauses in der Fährmannstraße 3 für 130 000 Euro. Sollten die Räte grünes Licht geben, hätte die Stadt in den kommenden Jahren gute Chancen, die vom Hochwasser arg gebeutelte Gegend nach ihren Wünschen zu gestalten.

Ein Stichwort, das in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, ist die Idee einer Uferpromenade. Sie würde den bereits vom Hahnemannsplatz bis zur Martinstraße bestehenden Triebischsteg erweitern und einen Hauch von venezianischem Flair nach Meißen zaubern. Stadtrat Frank Lassotta (Unabhängige Liste Meißen) hatte das Thema erstmals angesprochen, als sich die Räte Anfang des Jahres im Bauausschuss mit dem 350 000 Euro teuren Neubau des vom 2013er-Hochwasser stark beschädigten Triebischsteges beschäftigten.

Zugriff der Stadt sichern

Ob es jedoch tatsächlich einmal dazu kommt und die bestehenden Häuser komplett verschwinden, steht bisher noch in den Sternen. „In erster Linie kaufen wir das Grundstück, damit wir einen Zugriff darauf haben“, sagt Baudezernent Steffen Wackwitz. Was konkret in puncto Rückbau und Gestaltung geplant sei, könne er noch nicht sagen, weil dies erst der Bauausschuss und der Stadtrat beraten müssten. Dennoch sagt er deutlich: „Angesichts der schlechten Bausubstanz des Gebäudes wollen wir auf jeden Fall etwas verändern.“

Bereits in den vergangenen zwei Jahren hat sich das Erscheinungsbild der Fährmannstraße deutlich gewandelt. Durch die Beseitigung von Häusern, die dem Juni-Hochwasser 2013 zum Opfer gefallen und stark beschädigt waren, entstand eine freie Fläche, die neu gestaltet werden konnte. Für die Fortsetzung dieses Kurses und den Abriss aller noch bestehenden Häuser plädiert Stadtplaner Claus-Dirk Langer.

Längerer Zeitraum

„Die meisten Häuser sind Ruinen und stehen leer. Da sie sich im Hochwassergebiet befinden, lassen sie sich auch nur ganz schwer versichern. Der Abriss wäre daher die richtige Lösung“, so Langer. Auch für die gegenüberliegenden Häuser wäre dies günstig, weil sie so mehr Licht bekommen würden, sagt der Stadtplaner.

Zu konkreten Planungen möchte er sich aber nicht äußern und verweist ebenso wie Wackwitz auf die Sitzung des Bauausschusses am 2. Dezember. Dennoch räumt er ein, dass die bereits im Stadtrat diskutierte Triebischpromenade vom Nikolaisteg bis zum Hahnemannsplatz ebenso wie eine Weiterführung bis zur Mündung in die Elbe nicht kurzfristig zu realisieren sei. „Ich denke, dass wir da von einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren sprechen“, sagt Langer. Der Architekt und Stadtplaner beschäftigt sich schon seit Längerem mit dem Thema. Bereits vor drei Jahren hatte er ein entsprechendes Konzept vorgestellt.

Aufwertung der Stadt

Als Chance zur Aufwertung der Innenstadt betrachtet der städtische Marketingchef Christian Friedel die Idee. „Grundsätzlich wäre es toll, wenn eine solche Promenade entlang der Triebisch entstehen sollte. Das würde die Attraktivität der Gegend weiter erhöhen“, sagt Friedel. Allerdings sehe er auch, dass dies nicht so einfach umzusetzen sei. „Der Steg führt an vielen Privatgrundstücken vorbei. Daher müssen die Interessen der Grundstücksbesitzer berücksichtigt werden“, sagt Friedel.

Dass die Nachfrage nach derartigen idyllischen Wegen besteht, weiß Eva Zaschke von der Meißner Tourist-Information. „Wir merken es immer wieder an den verkehrsberuhigten Zonen in der Innenstadt. Diese kommen bei den Besuchern besonders gut an.“ Wenn sie darüber hinaus noch die Möglichkeit hätten, abseits des Verkehrs entlang der Triebisch laufen zu können, würden dies sicherlich viele Menschen begrüßen, so Zaschke.