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Wie geschmiert: Erster Brückenvorschub auf der A14 bei Grimma

Die Bauarbeiten für die neue A14-Brücke bei Grimma erreichen einen vorläufigen Höhepunkt: Die Brücke wird Stück für Stück über die Mulde geschoben. Auch Neuigkeiten zur Fertigstellung gibt es.

Von Lea Heilmann
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Unter dem „Schnabel“ machten die Bauarbeiter die letzten Vorbereitungen für den Brückenvorschub. Mithilfe von Stahlseilen werden insgesamt 700 Tonnen Stück für Stück nach vorne geschoben.
Unter dem „Schnabel“ machten die Bauarbeiter die letzten Vorbereitungen für den Brückenvorschub. Mithilfe von Stahlseilen werden insgesamt 700 Tonnen Stück für Stück nach vorne geschoben. © SZ/DIetmar Thomas

Grimma. Als zweiten besonderen Termin während des bisherigen Baus beschrieb Bernd Urbank, Projektleiter der Deges, den Montag. Der erste war der Spatenstich für den Bau der neuen Muldebrücke an der A14 bei Grimma vor etwas mehr als einem Jahr. Der zweite Moment ist nun der Verschub der neuen Brücke.

Stück für Stück soll der Unterbau von einer auf die andere Muldentalseite geschoben werden. „Im Juni nächsten Jahres soll dann die vorübergehende Endposition erreicht sein“, sagte Peter Bartuschka vom Entwurfs- und Ingenieurbüro Straßenwesen aus Dresden. Er ist Fachbereichsleiter für Bauüberwachung, auf der Baustelle an der A14 ist er Bauoberleiter.

In sieben Monaten soll Brücke über die Mulde geschoben sein

Die Brücke ist insgesamt in sieben Takte eingeteilt, genau so viele Verschubvorgänge soll es auch geben. „In ungefähr 40 Zentimeter-Schritten wird der Überbau nach vorne geschoben“, sagte Bartuschka weiter.

Ziel sei es, dass der Vorbauschnabel am Dienstag über dem ersten Pfeiler hänge. Dieser Schnabel, der seit ein paar Wochen bereits rot auf der Baustelle leuchtete, ist wichtig für den Verschub. Er verhindert, dass der Unterbau beim Nachvorneschieben unterhalb der Pfeiler hängt und erleichtert die Umsetzung.

In den letzten Monaten wurden die Vorbereitungen dafür getroffen. In einem großen Zelt, ein sogenannter Taktkeller, gibt es zwei Bereiche: den Korrosionsschutz- und den Schweißbereich. Dort wird die Brücke Stück für Stück vorbereitet und zusammengeschweißt.

Über dem ersten Brückenpfeiler (links) soll der Vorbauschnabel innerhalb eines Tages hängen.
Über dem ersten Brückenpfeiler (links) soll der Vorbauschnabel innerhalb eines Tages hängen. © SZ/DIetmar Thomas

Bisher sind sieben „Schüsse“, also einzelne Teile, aneinander geschweißt mit einer Gesamtlänge von 85 Metern und einem Gewicht von 640 Tonnen. Damit sich der zusammengeschweißte Unterbau samt Schnabel nach vorne bewegt, wurden Stahlseile unter der Brücke verlegt. „Diese wurden am ersten Widerlager verankert. Man zieht an den Seilen und hat eine Abstützung hinten am Überbau dran. Wenn daran gezogen wird, wird der Bau weiter vorgeschoben“, erklärte der Bauoberleiter.

An insgesamt acht Stahlseilen werden die 700 Tonnen vorwärts gezogen. Die Konstruktion ist mit dem Fels darunter massiv verankert. „So hangelt sich die Brücke durch das Zelt über die Mulde“, sagte Bartuschka weiter. Damit bei dem Vorschub auch nichts schief geht, ist auch eine Breme installiert. Dort halten drei Stahlseile den Überbau. „Im Zelt selbst ist der Bau auf zwei Stellen aufgelagert“, erklärte er weiter. Damit die Reibung möglichst gering ist, werden Teflonplatten verwendet. „Außerdem werden sie noch mit Schmierseife regelmäßig eingeseift, dass es flutscht.“

Fertigstellung verzögert sich

Bei dem Bau der Brücke kommt auch ein neues System zum Korrosionsschutz zum Einsatz. „Wir setzen erstmalig im Großversuch ein fortgeschriebenes System um. Die Schichtdecken sind etwas stärker, wodurch die Dauerhaftigkeit verlängert werden soll“, erklärte Bernd Urbank.

Üblicherweise habe der Korrosionsschutz eine Haltbarkeit von 25 bis 30 Jahren. Die neuen Systeme sollen mindestens 50 Jahre halten. Urbank schätzt, dass die Brücke an sich 80 bis 100 Jahre halten soll. Wie auch der jetzige Unterbau wird der neue wieder Grün sein. Die Farbe nennt sich Resedagrün.

Peter Bartuschka vom Dresdner Entwurfs- und Ingenieurbüro Straßenwesen ist Bauoberleiter.
Peter Bartuschka vom Dresdner Entwurfs- und Ingenieurbüro Straßenwesen ist Bauoberleiter. © SZ/DIetmar Thomas

Nachdem der Überbau über die Mulde geschoben wurde, muss unter anderem noch die Fahrbahnplatte aufgebracht werden. „2025 sollen die Autofahrer dann über die Brücke fahren können“, sagte Peter Bartuschka weiter. Die kompletten Bauarbeiten sollten eigentlich 2027 abgeschlossen werden.

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„Über die ersten anderthalb Jahre hat sich jedoch herausgestellt, dass die planerischen Anforderungen umfassender sind. Aber auch die Ausführung sowie die Konstruktion brauchen Wochen oder Monate zusätzlich“, sagte Bernd Urbank. Deshalb werde sich die Fertigstellung verschieben.

Die Deges rechnet damit, dass der Brückenbau Mitte oder Ende 2028 abgeschlossen sein wird. Auch die Kosten werden sich wohl erhöhen. Aktuell betragen die Projektkosten 80 Millionen Euro. „Es wird mit ziemlicher Sicherheit nicht bei der Vergabesumme bleiben“, sagte Urbank. Jedoch habe jede Maßnahme gewisse Finanzpuffer. Innerhalb dieses Rahmens sollen die Bauarbeiten auch bleiben.