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Sächsische Schweiz: So schlimm steht es um die Amselfallbaude

Die Rathewalder sorgen sich um die Zukunft der mehr als 200 Jahre alten Gaststätte. Für ihren Erhalt wollen sie kämpfen. Das haben sie vor.

Von Anja Weber
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Annett und Jens Marticke sind öfters in der Sächsischen Schweiz unterwegs. Sie ärgert es, dass die Amselfallbaude immer weiter verfällt.
Annett und Jens Marticke sind öfters in der Sächsischen Schweiz unterwegs. Sie ärgert es, dass die Amselfallbaude immer weiter verfällt. © Mike Jäger

Der Wanderweg im idyllischen Grünbachtal von Rathewalde in den Kurort Rathen ist beliebt, auch im Winter. Allerdings stoßen die Touristen dort seit Jahren auf einen Schandfleck - die Amselfallbaude. Im Sommer vom Grün überwuchert, sieht das Gelände im Winter miserabel aus.

Wanderer wie Annett und Jens Marticke aus Brandenburg sind schockiert. Sie sind gern im Elbsandsteingebirge. Die Schließung der Amselfallbaude sei ein Verlust für die Sächsische Schweiz, sagen sie. Man sehe, wie die Bausubstanz leide und alles zuwachse. Mit Sorge sehen vor allem auch die Rathewalder, wie das einstige Ausflugseldorado mehr und mehr verkommt. Und sie vermuten, dass dies sogar so gewollt ist. Deshalb regt sich Widerstand.

Amselfallbaude seit 2017 geschlossen

Die beliebte Baude und das Nationalpark-Informationszentrum wurden 2017 geschlossen. Eigentümer ist der Freistaat Sachsen. Der Pachtvertrag mit dem Wirt wurde nicht verlängert. Der Grund waren mehrere kleinere Felsstürze. Vorsorglich wurden von der zuständigen Behörde, dem Staatsbetrieb Zentrales Flächenmanagement Sachsen, Felskontrollen angeordnet. Die wuchtigen Felsmassive überragen die Amselfallbaude von allen Seiten. Einige davon wurden gesichert. Doch seitdem herrscht offenbar Stillstand.

"Es gibt keinerlei Bewegung. Da wir von den Behörden nur hingehalten werden und das Problem von den zuständigen Stellen nur hin und her geschoben wird, ist eine Lösung nicht einmal in Aussicht gestellt", beklagt Uwe Nescheida, Ortsvorsteher von Rathewalde.

Schon seit Längerem machen sich die Einwohner dort stark für den Erhalt, immer in der Hoffnung, dass sie gehört werden, so unter anderem auch Rathewaldes ehemaliger Bürgermeister Kurt Weißhaupt und andere. Zuletzt wurde auch Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) in seiner Funktion als Landtagskandidat sozusagen in privater Audienz von dem ortsansässigen CDU-Stadtrat Stefan Thunig zur Amselfallbaude geführt.

Nur noch durch ein Gitter zu bestaunen - der Amselfall.
Nur noch durch ein Gitter zu bestaunen - der Amselfall. © Mike Jäger

Die Stimmung im Ort ist allerdings gekippt und damit angespannt. "Bei vielen Initiatoren, die sich für den Erhalt der Baude einsetzen, ist inzwischen aus dem Verständnis für lange Entscheidungszeiten seitens der Behörden Resignation und Wut geworden", sagt Uwe Nescheida.

Protestaktion der Anliegergemeinden

Man habe feststellen müssen, dass die Rathewalder nur hingehalten werden und man an einer tatsächlichen Lösung gar nicht interessiert sei. "Es ist eine Schande, wie mit einem Objekt, das mehr als 200 Jahre Wanderern und Gästen zur Einkehr gedient hat, umgeht", sagt der Ortsvorsteher. Gewachsene Strukturen und Traditionen dürfe man nicht so einfach vergammeln lassen.

Und dabei wollen es die Rathewalder nicht belassen. Im Ortschaftsrat wurde die Amselfallbaude unlängst wieder thematisiert, wenn auch nicht zum ersten Mal. Im Ort befürchtet man aber, als Einzelkämpfer nicht weiterzukommen. Man habe deshalb auch darüber diskutiert, mit allen Anliegergemeinden eine gemeinsame Protestaktion zu organisieren, sagt Ortschaftsratsmitglied Konrad Weber.

Diese Aktion soll nun vorbereitet werden. Dazu will man zunächst das Gespräch mit Anliegergemeinden wie Lohmen und dem Kurort Rathen suchen.

Riesig türmen sich die Felsmassive hinter der Amselfallbaude auf.
Riesig türmen sich die Felsmassive hinter der Amselfallbaude auf. © Mike Jäger
Der Wanderweg wurde vor Jahren mit einem Gerüst geschützt. Inzwischen wird der Durchgang immer dunkler.
Der Wanderweg wurde vor Jahren mit einem Gerüst geschützt. Inzwischen wird der Durchgang immer dunkler. © Mike Jäger
Schmierereien bleiben nicht aus.
Schmierereien bleiben nicht aus. © Mike Jäger
An den Gebäude zeigen sich erste Verfallsspuren.
An den Gebäude zeigen sich erste Verfallsspuren. © Mike Jäger
Die Informationsstelle der Nationalparkverwaltung wird hier sowieso nicht mehr öffnen. Sie soll offenbar im ehemaligen Basteikiosk einziehen.
Die Informationsstelle der Nationalparkverwaltung wird hier sowieso nicht mehr öffnen. Sie soll offenbar im ehemaligen Basteikiosk einziehen. © Mike Jäger

Keine Einigung mit Naturschutzbehörden

Sabine Penkawa vom sächsischen Finanzministerium verweist darauf, dass die erfolgten Sicherungsarbeiten dem allgemeinen Risiko angepasst wurden, das auf den öffentlichen Wanderwegen in der Sächsischen Schweiz grundsätzlich bestehe.

"Eine gefahrlose Nutzung der zum Verweilen einladenden Gebäude muss aber höheren Anforderungen an die Steinschlagsicherheit genügen als dies für die allgemeine Wegenutzung erforderlich ist", sagt sie. Die dafür notwendigen Sicherungsmaßnahmen hätten dementsprechend eine höhere Eingriffsintensität, sodass sich die Frage nach der Vereinbarkeit solcher Maßnahmen mit den naturschutzrechtlichen Rahmenbedingungen des Nationalparks stelle. Darüber wird nach Recherchen von Sächsische.de übrigens schon seit 2018 diskutiert. Eine Einigung wurde demzufolge noch nicht erzielt.

Das letzte größere Steinschlagereignis in der Sächsischen Schweiz bei Schmilka habe gezeigt, welchen Anforderungen Steinschlagschutzmaßnahmen genügen müssen. Vor diesem Hintergrund seien noch freistaatsinterne Abstimmungen zwischen den zuständigen Stellen erforderlich, sagt Sabine Penkawa. Daher könnten zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen zum weiteren Verfahren und zu den Kosten getroffen werden.