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Das flüssige Gold vom Tharandter Wald

Bergbau, Kunst und Whisky haben eine Gemeinsamkeit - und die kommt vom Rande des Tharandter Waldes. Allerdings in streng limitierter Größe.

Von Mathias Herrmann
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Schenkt ein: Carsten Gieseler aus Dorfhain mit seinem Whisky aus der zweiten Edition.
Schenkt ein: Carsten Gieseler aus Dorfhain mit seinem Whisky aus der zweiten Edition. © Egbert Kamprath

Der Korken quietscht leise, bevor er aus der Flasche ploppt. Jetzt umschmeicheln Aromen von Sommerblumen die Nase. Golden und träge fließt der Whisky in das Glas. Es ist ein Rausch der Sinne, den die zweite Whisky-Edition der Culture Destillers vermittelt. Die 1.456 Flaschen der Komposition sind der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden gewidmet. Abgefüllt wurden sie im November 2023 in Dorfhain bei Tharandt.

"Der Whisky ist eine Hommage an die Fama, die auf der Akademiekuppel thront", sagt Carsten Gieseler. Zusammen mit Thomas Schütze hat er die Culture Destillers gegründet und produziert den Whisky. Die Fama ist die Gottheit des Ruhmes wie auch des Gerüchts. "Sie passt perfekt zu unserem Whisky, weil sie den Ruhm verkündet, den wir hoffentlich mit unserem Whisky haben", sagt der Whisky-Kenner. Die zweite Edition hat noch etwas Besonderes: Mit einem Teil der Erlöse sollen junge Künstlerinnen und Künstler der Akademie gefördert werden. Derzeit planen Schütze und Gieseler mit der Hochschule, wie die Unterstützung aussehen kann.

Eine Leidenschaft die reift

Bevor "Fama" auf den Etiketten des Whiskys vom Rande des Tharandter Waldes den Ruhm verkündete, gab es eine erste Edition. Sie trug den Namen "Tharandter Wald". Die insgesamt 740 abgefüllten Flaschen sind inzwischen verkauft. Alle nummeriert und signiert von den Herstellern. Das Außergewöhnliche für diese Kollektion war, dass das Getränk im Aurora Erbstolln bei Dorfhain reifte. "Wir sind glücklich, dass unsere Idee des Whiskys aus der Region so gut angenommen wird", sagt Carsten Gieseler. Der Whisky ist in vielen Geschäften in Tharandt, Dippoldiswalde, Freital sowie in einem großen Lebensmittelmarkt in der Nähe der Forststadt erhältlich.

Wie ihre Whiskys schmecken sollen, wissen die beiden Macher genau. Zum Vergleich verkosten sie andere Destillate aus Gerste. Dabei sammelte sich so manche Flaschen im heimischen Regal an. Gieseler selbst hat rund 30 verschiedene Sorten zu Hause. "Ausschließlich, um zu wissen, wie andere Whiskys schmecken", erklärt der Connaisseur. Denn Whisky ist seine Passion.

Edel verpackt: Der Whisky aus Dorfhain ist Genuss für den Gaumen - und Genuss für das Auge.
Edel verpackt: Der Whisky aus Dorfhain ist Genuss für den Gaumen - und Genuss für das Auge. © Egbert Kamprath

Die Idee zur eigenen Destille entstand eher spontan. An einem sommerlichen Abend - bei einem genussvollen Schluck Whisky - hatten die Freunde und Geschäftspartner Gieseler und Schütze die Idee, einen eigenen Whisky zu kreieren. "Im Erzgebirge wurde schon immer Whisky gebrannt", sagt Carsten Gieseler. Er muss es wissen. Bereits sein Großvater veredelte Gerste zum schottischen Nationalgetränk. Wenn auch nicht legal, brannte er den Moonshiner am Rande des Erzgebirges. Als Moonshiner werden oft privat gebrannte Whiskys genannt, von denen das Finanzamt nichts wissen soll.

Gieseler und Schütze stellen ihren heute Whisky ganz legal her. Das Außergewöhnliche an ihrem Destillat ist die strenge Begrenzung der Flaschenmenge. "Jede Edition ist limitiert und wird es so nie wieder geben, wenn sie ausverkauft ist", erklärt der Aficionado. Aber optisch können Sammler lange Freude an dem Tropfen vom Rande des Tharandter Waldes haben. Jede der eckigen Flaschen wird in einem Schuber verkauft, und jede Sorte hat eine eigene Etikettenfarbe. "Auch wenn die Flasche ausgetrunken ist, sieht sie elegant wie ein Buch im Regal aus", erklärt Gieseler die Idee hinter dem Design.

Die dritte Edition reift

Diese Gestaltung wird auch die dritte Whisky-Generation haben. Sie lagert bereits in einem Steinbogenkeller aus dem 15. Jahrhundert. Natürlich wieder im Tharandter Wald. Carsten Gieseler ist begeistert von dem Ort. "Es ist faszinierend zu erleben, wie der Whisky reift, ohne die Fässer zu öffnen", sagt er. Es ist der Angel Share, der den Whisky-Machern verrät, dass der Gerstenbrand reift. "Die Fässer fühlen sich völlig trocken an und doch riecht man im Keller den Whisky." Angel Share nennen die Brenner den Teil Alkohol, der die Holzfässer durchdringt und in der Luft verdunstet. Die Verdunstung wird beeinflusst von der Raumtemperatur und der Luftfeuchtigkeit. Je nach der Menge, die verdunstet, entwickelt sich der Geschmack des Whiskys. So nimmt die Lagerumgebung einen großen Einfluss auf Aromen und Geschmack. Wann die dritte Edition abgefüllt wird, ist aber noch nicht bekannt.

Der Traum von einer eigenen Destille

In Zukunft wollen die Männer von Culture Destillers mehr Einfluss auf die Whisky-Herstellung nehmen. Derzeit wird die gemälzte Gerste noch in Süddeutschland produziert und reift dann an besonderen Orten in der Nähe von Dorfhain. "Wir planen eine eigene Destille", beschreibt Gieseler die Zukunft. Der Start könnte dieses Jahr sein. Aber fest steht es noch nicht.

Bis dahin wird erst einmal die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste intensiviert. Kommende Woche treffen sich die Whisky-Macher mit der Hochschule und überlegen, wie die Studenten und jungen Künstler gefördert werden können.