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Käufer für Landgasthaus bei Sebnitz gesucht

Die Pension mit Gaststätte wurde jetzt altersbedingt aufgegeben. Nicht das einzige leer stehende Gastronomie-Objekt in der Sächsischen Schweiz. Ein Überblick.

Von Anja Weber
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Bis zu seiner Schließung war diese ehemalige Mühle im Sebnitzer Ortsteil Saupsdorf ein Landgasthof mit Pension.
Bis zu seiner Schließung war diese ehemalige Mühle im Sebnitzer Ortsteil Saupsdorf ein Landgasthof mit Pension. © Daniel Schäfer

Bei Urlaubern und Einheimischen war der von Familie Morche betriebene Landgasthof mit Pension am Dorfbach im Sebnitzer Ortsteil Saupsdorf eine feste Adresse. Zentral gelegen, konnten die Übernachtungsgäste von hier aus die gesamte Hintere Sächsische Schweiz erwandern. Altersbedingt wurde aber der Betrieb jüngst aufgegeben.

Die Mühle wurde erstmals 1711 urkundlich erwähnt. Seitdem war die Geschichte des Hauses ziemlich wechselvoll und es gab mehrere Besitzer. Einmal wurde es sogar zum Geburtsgasgeschenk. Jetzt wird es auf verschiedenen Immobilienseiten im Internet für 149.999 Euro angeboten. Es ist aber nicht die einzige Gaststätte oder Pension in der Sächsischen Schweiz, für die derzeit ein Käufer oder neuen Pächter gesucht wird.

Der Gebäudekomplex wurde einst als Brettschneidemühle in den Geschichtsbüchern geführt. Schon immer schien das Anwesen ein zentraler Ort und Treffpunkt in Saupsdorf gewesen zu sein. So wurde hier im Jahr 1853 ein Handel mit Getreide, Holz und Gartenprodukten betrieben, nebenbei noch ein Kramladen und eine Bäckerei. Das Mahl- und Schneidwerk war zusätzlich in Betrieb. In den Folgejahren wechselte die Mühle mehrmals den Besitzer. So kauft unter anderem im Jahr 1918 Karl Hebenstreit, der Besitzer der traditionsreichen Armaturenfabrik "Buschbeck und Hebenstreit" in Bischofswerda an Anwesen als Kapitalanlage. Er erwirbt zudem noch jede Menge Land ringsum. Anschließend schenkt er das Objekt seiner Frau sogar zum Geburtstag.

Doch offenbar konnte die Familie mit der Mühle nichts anfangen und sie wurde weiterverkauft. Und so gaben sich in den Folgejahren noch mehr Eigentümer die Klinke in die Hand, bis es 1976 an den VEB Baureparaturen Rathenow gegangen war und als Kinderferienlager und Ferienheim um- und ausgebaut wurde. Und so fand es dann auch Familie Morche vor, welche schon kurz nach Wende den Landgasthof erworben hatte. 1994 wurde die Gaststätte eröffnet. Später kam noch die Pension dazu. Bekannt wurde die Gaststätte vor allem für ihre gute Küche.

Rußigmühle im Polenztal hatte mal eigene Bäckerei

Die Eigentümer der Rußigmühle im Polenztal wären froh, wenn der Käufer Gaststätte und Pension fortführen würden.
Die Eigentümer der Rußigmühle im Polenztal wären froh, wenn der Käufer Gaststätte und Pension fortführen würden. © daniel schäfer photography

Die heutige Rußigmühle im Polenztal wurde, wie sich der Besucher anhand der Jahreszahl über der Eingangstür überzeugen kann, 1849 von C.G. Rasche gebaut. Friedrich Rußig, vormals Besitzer der Bergschänke Zeschnig, der heutigen Hocksteinschänke, kaufte sie 1854. Er gab der Mühle auch ihren Namen. 1865 wurde im damaligen Wohnhaus eine Gastwirtschaft eingerichtet. Historische Unterlagen belegen auch, dass um 1880 auf der Wiese neben der Mühle ein Freibad gebaut wurde.

Das wurde allerdings nach ein paar Jahren wegen Unrentabilität wieder abgerissen. 1893 kam eine Bäckerei dazu. In dieser Zeit befand sich im jetzigen Gastraum die ehemalige Getreidemühle. Im Nebengelass zersägte der Müller Holz. Der gesamte Mühlenbetrieb wurde 1940 eingestellt, weil die Arbeit nicht mehr ausreichte. Die Gastwirtschaft gab es weiter. Zu DDR-Zeiten war die Restauration auch eine Zeit lang Vertragsgaststätte des FDGB.

Einen Interessenten gibt es für die Immobilie, wie es heißt. Seit 1865 werden hier Gäste bewirtet. Angelika und Rüdiger Pelz hatten zunächst 1996 als Betreiber in der Gaststätte angefangen und sie dann 2003 gekauft. Aus Altersgründen wollen sie diese nun wieder abgeben, in der Hoffnung, dass sie als Pension und Gaststätte weiter betrieben werden kann.

"Reichstein" in Rosenthal-Bielatal braucht Renovierung

Noch etwas tiefer in die Sächsische Schweiz geht es beim nächsten Objekt. Dem ehemaligen Gasthaus Reichstein in Rosenthal-Bielatal will man ebenfalls wieder Leben einhauchen. Das Gebäude ist renovierungsbedürftig. Der Preis ist Verhandlungssache. Allerdings hat der mögliche Käufer viele Optionen offen.

Der Ballsaal im Gasthaus Reichstein soll einmal der schönste in ganz Sachsen gewesen sein.
Der Ballsaal im Gasthaus Reichstein soll einmal der schönste in ganz Sachsen gewesen sein. © SZ/Archiv

Immerhin war der Gasthof Reichstein einer der letzten in dieser Region, der mit seinem großen Saal viele Besucher zu Veranstaltungen angelockt hatte. Das Gebäude wurde etwa um 1900 erbaut. Es umfasst das Vorderhaus mit ausgebautem Dachgeschoss, eine Terrasse und einen Saalanbau. Der Ballsaal selbst soll einmal den Ruf genossen haben, der schönste in ganz Sachsen gewesen zu sein. Zwischen den Jahren 2003 und 2009 wurde mit Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen begonnen.

Sollte sich ein Interessent finden, könnte er den Gastronomiebetrieb wieder aufleben lassen, aber auch eine Pension wäre möglich. Oder das Ganze wird als Wohnhaus umgebaut.

"Zur Gräte" in Sebnitz ist ein Filetstück

Seit 2022 steht die ehemalige Gaststätte "Zur Gräte" in Sebnitz leer.
Seit 2022 steht die ehemalige Gaststätte "Zur Gräte" in Sebnitz leer. © Daniel Schäfer

Für das ehemalige Stadtcafé, zuletzt die Fischgaststätte "Zur Gräte" an der Langen Straße in Sebnitz wird noch immer ein Pächter gesucht. Die letzten Betreiber haben zum Jahresende 2022 aus persönlichen Gründen den Betrieb aufgegeben. Bislang hat sich aber kein Nachfolger gefunden. Die Gaststätte selbst sei noch komplett möbliert, auch alle Küchenmaschinen und die Theke seien noch vorhanden, heißt es von den Eigentümern, der Oberle-Stiftung. Der Pächter oder die Pächterin müssten nicht viel investieren, wenn man nicht alles neu oder anders machen möchte. Der Gastraum selbst ist mit zehn Tischen und 45 Sitzplätzen recht übersichtlich. Auch der Festsaal im Obergeschoss steht zur Verfügung. Der Pachtpreis ist frei verhandelbar.

Urige Finkenbaude in Sebnitz noch zu haben

Seit dem 27. Dezember 2023 ist das Traditionslokal Finkenbaude geschlossen.
Seit dem 27. Dezember 2023 ist das Traditionslokal Finkenbaude geschlossen. © Steffen Unger

Interessenten haben sich die Finkenbaude in Sebnitz schon angeschaut, ebenfalls ein Traditionslokal in Sebnitz. Spruchreif ist da aber noch nichts. Die Ausflugsgaststätte mit einem schönen Blick auf die Stadt kann für 2.000 Euro monatlich gepachtet werden. Auch da ist die Gaststätte noch voll eingerichtet, die Küche komplett ausgestattet. Zusätzlich zum Objekt gehören noch mehrere Ferienwohnungen. Die letzte Pächterin wolle sich mehr ihrem Privatleben widmen und hat deshalb auch den Vertrag nicht verlängert.