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Basta für Pasta in Freital-Potschappel

Am Anfang stand die Idee einer Pasta-Manufaktur. Es folgte ein Bistro und jetzt das jähe Ende. Freital verliert nach nur wenigen Monaten sein "Da Nobile".

Von Roland Kaiser & Mathias Herrmann
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Benito Nobile stellt die Stühle hoch. Am 4. März öffnete sein Pasta-Bistro in Potschappel ein letztes Mal.
Benito Nobile stellt die Stühle hoch. Am 4. März öffnete sein Pasta-Bistro in Potschappel ein letztes Mal. © Mathias Herrmann

Hier wurde gescherzt, gelacht und der Arbeitsalltag für einen Moment lang links liegen gelassen: Im Bistro von Benito Nobile in unmittelbarer Nähe des Potschappeler Bahnhofs fand sich auch die Freitaler Rathausspitze des Öfteren zur Mittagszeit gern ein. Ob Pizza oder Pasta - sämtliche Gerichte servierte der 35-jährige Inhaber frisch zubereitet aus der eigenen Manufaktur.

Am Montag hieß es nun Abschied nehmen. Der Kesselsdorfer öffnete ein letztes Mal die Türen. Es folgt der Ausverkauf. Freital wird um ein gastronomisches Angebot ärmer. "Die Rahmenbedingungen haben einfach nicht gestimmt", sagt der Pastaspezialist mit Blick auf das zurückliegende halbe Jahr. Älter ist sein kleines Lokal nicht geworden.

"Pro Monat habe ich eine Warmmiete von 2.000 Euro zu entrichten", sagt Nobile. "Hinzukommen die Investitionskosten im fünfstelligen Bereich für das Inventar, die Gerätschaften in der Manufaktur und die Gestaltung des Gastraums. Die Umsätze reichten einfach nicht aus, um die Ausgaben zu decken."

Sizilien kommt nach Saida

Was ihm zudem aufstößt: Die Menschen auch hier in der Stadt würden verstärkt auf Angebote von Lieferdiensten zurückgreifen. Zudem existiere im Umfeld seines Bistros so gut wie keine Laufkundschaft. Es seien vielmehr die Stammgäste, die ihm für eine gewisse Zeit das Überleben gesichert hätten.

Die sind es auch, die zu Wochenbeginn am letzten Öffnungstag seine Manufaktur noch einmal für eine warme italienische Mahlzeit aufsuchen. Sie sind es, die Benito Nobile von Herzen alles Gute wünschen. Obwohl er sein "Nudelstudio" demnächst in die geregelte Insolvenz überführen wird, kann er hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.

Seine Ehefrau erwartet ein zweites Kind. Auf einen Jungen folge nun ein Mädchen, erzählt sie bei einem Abschiedskaffee. Ihr Mann werde fortan bei seinem Vater hin und wieder im Lokal aushelfen.

Aufbruch im "Freitaler Hof" in Potschappel: Am 10. Juni 2023 eröffnete der 35-Jährige seine Pasta-Manufaktur. Im September wurde diese um ein Bistro erweitert - mit Spezialitäten in Restaurantqualität.
Aufbruch im "Freitaler Hof" in Potschappel: Am 10. Juni 2023 eröffnete der 35-Jährige seine Pasta-Manufaktur. Im September wurde diese um ein Bistro erweitert - mit Spezialitäten in Restaurantqualität. © Egbert Kamprath

Ab dem 14. März will der aus der Region Palermo stammende Sizilianer im Kreischaer Ortsteil Saida Fleisch- und Fischgerichte anbieten, wie sie in seiner Heimat den Gästen aufgetischt werden. "Das sind Dinge, die hierzulande nicht sehr geläufig sind", schiebt der wiederum in Deutschland geborene Benito Nobile hinterher, um gleichzeitig einzuräumen, dass er kein ausgewiesener Spaghetti-Freund ist. Und dennoch werden gerade diese den Besuchern seines Bistros in Erinnerung bleiben.

Aufgrund ihrer besonderen Konsistenz und des Geschmacks. "Der Ei-Anteil in meinen Nudeln ist höher als bei Industrieprodukten", gibt der Unternehmer einen Einblick in sein bis dato gut gehütetes Pasta-Geheimnis. "Außerdem benutze ich für die Herstellung italienisches Mehl, das über einen anderen Stärkegehalt verfügt. Auf diese Weise werden meine Spaghetti bissfester."

Kalkulation ging in Freital nicht auf

Auch wenn seine erste Selbstständigkeit bereits nach wenigen Monaten endet, kann der Junggastronom getrost sagen: An seinen Nudeln ist er nicht gescheitert. Ebenso wenig an den Pizzas, die seine Speisekarte zierten. Dennoch: "Die umsatzstarken Donnerstage und Freitage haben nicht ausgereicht, um das Lokal fortzuführen", resümiert Benito Nobile.

Ursprünglich habe er mit 40 Gästen und einem Umsatz von bis 600 Euro kalkuliert - und das täglich. Doch dieser Plan sollte und wollte nicht aufgehen. "Seit Januar wurde die Situation immer prekärer, sodass ich jetzt die Notbremse ziehe."

Offenbar gibt es bereits einen Interessenten aus Berlin, der sich vorstellen kann, die Räumlichkeiten und einen Teil der Ausstattung zu übernehmen. "Dabei handelt es sich um einen Caterer, der im Raum Dresden einen Standort sucht", so der bald zweifache Familienvater.

Was im "Freitaler Hof" nach dem Aus der Pasta-Manufaktur passieren wird, bleibt abzuwarten. Offenbar gibt es bereits Interessenten, die sich vorstellen können, die Räumlichkeiten anzumieten.
Was im "Freitaler Hof" nach dem Aus der Pasta-Manufaktur passieren wird, bleibt abzuwarten. Offenbar gibt es bereits Interessenten, die sich vorstellen können, die Räumlichkeiten anzumieten. © Egbert Kamprath

Seine Frau drückt ihm fest die Daumen, dass dies auch funktioniert. Dann könnte Benito Nobile eventuell vorzeitig aus dem für drei Jahre geschlossenen Mietvertrag rauskommen. "Wenn ich mich vielleicht in wenigen Jahren noch einmal selbstständig mache, weiß ich, worauf ich achten muss", betont der Kesselsdorfer.

Bis es so weit ist, warten zunächst familiäre Pflichten auf ihn. In wenigen Tagen wird seine Tochter das Licht der Welt erblicken. Wenn im Laufe der Zeit dem Pizza- und Pastaexperten doch einmal die Decke auf den Kopf zu fallen droht, bleibt ihm immer noch die Möglichkeit, seinem Vater in dessen Gaststube unter die Arme zu greifen.

Sein eigenes Lokal geht in die Insolvenz. "Wenn ich im Leben noch einmal eine Chance als selbstständiger Gastronom bekommen sollte, dann soll es an einem besseren Standort mit einem anderen Konzept sein und kleiner", sagt Benito Nobile.