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Wie der Ostbahnhof Döbeln ein Ort der Geselligkeit wurde

Ob Darts-Turnier, Tanz oder Schlachtfest - im Bürgercafé im alten Ostbahnhof ist einiges los. Auch auf der Speisekarte hat sich einiges geändert.

Von Annemarie Banek
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Ob Darts, Schlachtfest oder Tanz -  Birgit Rentsch sorgt im Bürgercafé Ostbahnhof für Gemütlichkeit und tischt Gerichte auf, die viele noch aus DDR-Zeiten kennen.
Ob Darts, Schlachtfest oder Tanz - Birgit Rentsch sorgt im Bürgercafé Ostbahnhof für Gemütlichkeit und tischt Gerichte auf, die viele noch aus DDR-Zeiten kennen. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Uniformen, große Schilder an den Wänden, die auf die nächsten Fahrtziele hinweisen, vergilbte Fahrpläne und Fahrbücher. „Vieles ist original aus der Entstehungszeit des Bahnhofgebäudes aus dem Jahr 1911. Wir wollten den Charme des ehemaligen Ostbahnhofs erhalten“, so Pächterin Birgit Rentsch.

Soljanka und "Tote Oma" auf der Speisekarte

Den meisten Döbelnern ist die Gaststätte noch als Burgercafé bekannt, doch seit dem Sommer 2022 hat Birgit Rentsch das Haus, das ihrer Schwester gehört und von dieser zuvor geführt wurde, gepachtet und das Konzept verändert.

So wurde aus dem Burgercafé das Bürgercafé. Außer den Ü-Strichen hat sich mit dem Namenswandel auch die Speisekarte geändert. „Die Idee mit den Burgern war nicht so mein Ding. Amerikanisches Fast Food haben wir hier schon genug. Deswegen habe ich gesagt, ich mache jetzt gutbürgerliche, ostdeutsche Küche.“


Auf dem Speiseplan stehen nun Bockwurst, Soljanka, Würzfleisch oder Strammer Max. „Aber auch die typisch ostdeutschen Gerichte wie ‚Tote Oma‘ und das Wurstgulasch sind sehr beliebt. Denn das kennen viele noch aus der DDR-Schulküche“, so Rentsch.

Neben dem kulinarischen Angebot ist das Bürgercafé auch ein Ort der Gemeinschaft. „Hier kommen viele Menschen zusammen und das ist richtig so. Schließlich braucht der alte Bahnhof Leben.“

So haben einige Vereine ein Zuhause im ehemaligen Ostbahnhof gefunden. Der Darts-Club „Undertaker“ trifft sich regelmäßig bei Birgit Rentsch. Zudem sind eine Schach- und eine Skatgruppe wöchentlich im Bürgercafé zu Gast und pflegen dort ihre Sportleidenschaft, die Gemeinschaft und veranstalten Turniere. Auch für Hobby-Dartsspieler, die keinem Verein angehören, organisiert Birgit Rentsch regelmäßig Turniere.


Schilder erinnern an die Zeit, als der Ostbahnhof noch ein Bahnhof war.
Schilder erinnern an die Zeit, als der Ostbahnhof noch ein Bahnhof war. © SZ/DIetmar Thomas

Abgesehen von Sport und Spiel gibt es noch weitere Gelegenheiten für Geselligkeit. Am Rosenmontag war Karneval im Bürgercafé angesagt. Ein DJ ist aufgetreten und sorgte für ordentlich Stimmung. Birgit Rentsch hat ein paar Showeinlagen gegeben und macht den Spaß gerne mit. „Ich habe lange in Köln gewohnt und will das Faschingsfieber nach Döbeln bringen. Ich bin einfach eine Stimmungskanone“, sagt sie.

Sonntags-Schwoof für die reifere Jugend

Zum Sonntags-Schwoof kommen regelmäßig tanzfreudige Gäste und bringen das Parkett zum Glühen. „Allerdings eher die reifere Jugend, eine Disco sind wir definitiv nicht!“, so Rentsch. Auch zum Schlachtfest-Buffet lädt die Cafébesitzerin immer wieder ein. Dabei komme alles vom frisch geschlachteten Schwein auf den Tisch. „Nichts für Vegetarier“, sagt Birgit Rentsch und lacht. Denn die würden sich erstaunlicherweise immer mal wieder zum Schlachtfest verirren. Auch Grillfeste finden regelmäßig statt und auf das Softeis, das im Sommer im Bürgercafé angeboten wird, freuen sich schon viele.

Den hinteren Teil des ehemaligen Bahnhofs vermietet Birgit Rentsch für Geburtstage, Jubiläen und Trauerfeiern. Nur Hochzeiten könne man nicht im Bürgercafé feiern. „Die Feier für den schönsten Tag im Leben vorzubereiten, bei dem alles stimmen muss, das traue ich mir nicht so zu.“ Bei ihrer eigenen Hochzeit hat die 55-Jährige allerdings eine Ausnahme gemacht. „Das war damals noch halb im Umbau und unsere erste große Feier hier im Gebäude. Trotzdem war es toll, das Ambiente hat mir gefallen.“

Das Essen soll bezahlbar bleiben

Dass die Gäste sich bei ihr wohlfühlen und das kulinarische Angebot bezahlbar bleibt, ist ihr sehr wichtig. „Ich will vor allem Gerichte für kleines Geld anbieten. Und da gehört auch mal ein Eintopf dazu.“ Die Gastronomie sei wirtschaftlich ein schwieriges Geschäft geworden, während der Corona-Pandemie und jetzt während der Inflation. „Viele Wirte kämpfen ums Überleben und machen Klimmzüge am Brotkasten. Die Gäste halten sich zurück. Wir müssen abwarten, was der Sommer bringt.“

Birgit Rentsch hat in der DDR Kellnerin gelernt und einige Jahre im Beruf gearbeitet. Später wechselte sie zur Bundeswehr und war als Sanitätssoldatin tätig. Trotz der Probleme in der Gastronomie will sie sich beruflich nicht mehr verändern. „Ich brauche einfach das Gesellige. Einen anderen Job kann ich mir nicht vorstellen.“ Sie sei ein Lebenskünstler und optimistisch für die Zukunft. „Ich sage mir, wenn es in schlechten Zeiten irgendwie läuft, dann gibt es auch wieder gute Zeiten.“