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Kleiner Gehaltstipp: Warum Politiker streiken sollten!

Wer nicht streikt, bekommt weniger Geld, verrät SZ-Redakteur Gunnar Saft in seiner satirischen Kolumne und meint, das sollten unsere Abgeordneten wissen.

Von Gunnar Saft
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Busse und Bahnen fahren nicht? Das Flugzeug bleibt am Boden? Wer als Beschäftigter mehr Geld will, macht damit alles richtig. Davon könnten sich auch unsere Politiker etwas absehen. Machen sie bisher aber nicht!
Busse und Bahnen fahren nicht? Das Flugzeug bleibt am Boden? Wer als Beschäftigter mehr Geld will, macht damit alles richtig. Davon könnten sich auch unsere Politiker etwas absehen. Machen sie bisher aber nicht! © dpa/Robert Michael

Liebe Leser, seit dieser Woche steht endgültig fest: Wer nicht streikt, ist immer der Blöde! Das haben in diesem Land zum Glück viele Menschen und Menschinnen erkannt und bleiben daher öfter ihrer Arbeit fern. Die ausgebrochene „Streikeritis“ ergänzt sich in ihren Folgen inzwischen sogar perfekt: Wer braucht Busse, wenn auch kein Zug fährt? Wer braucht Bordservice, wenn der Pilot vergeblich auf die Bahn wartet? Und warum soll ausgerechnet der Lokführer pünktlich zum Flughafen losfahren, wenn es zuvor doch kein Mitreisender per ÖPNV zum Bahnhof schafft? Sehen Sie, wer nicht streikt, hat nichts kapiert. Zur Strafe muss er deshalb auch zur Arbeit gehen.

Und das Wichtigste: Ein Streik ist lukrativ. Am Ende gibt es dafür in den meisten Branchen viel Geld mehr – zumindest, wenn man in einer Branche tätig ist, bei der man durch Nichtstun vielen anderen den Tag versauen kann. Zum Beispiel, weil die dann zu spät zur Arbeit und wieder nach Hause kommen. Also Sachsen-Jugend, gut aufgepasst bei der Berufswahl! Sucht euch nur Jobs, bei denen es für das Chillen als Streikposten zehn bis zwölf Prozent mehr Gehalt gibt. Und achtet darauf, dass im Betrieb per Sofa-Home-Office gestreikt werden kann und das alles maximal in einer 20-Stunden-Woche mit doppeltem Lohnausgleich. Ansonsten ist euer Leben gescheitert und ihr endet wie Papa und Mama in richtigen Berufen. Also so etwas mit Arbeit und am Freitag keine Zeit fürs Klimaretten, schlimm!

Doch woher soll die Jugend das auch alles wissen? Von unseren Politikern jedenfalls nicht. Denn die haben keine Ahnung von Streiks, was Sachsens Landtagsabgeordnete diese Woche schmerzhaft zu spüren bekamen. Weil man sich die eigene regelmäßige Diätenerhöhung dooferweise nur in ein Gesetz geschrieben hat, statt dafür mal offiziell die Arbeit niederzulegen, gibt es ab April nur 450 Euro obendrauf – ein Plus von nicht mal sieben Prozent! Dafür geht doch heute niemand auch nur zu einem Warnstreik. Und die, die arbeiten, haben keine Zeit, von sieben Prozent zu träumen.