Prozess gegen Lina E.: „Die Antifa ist hier!“

Dresden. Nach einer coronabedingt längeren Unterbrechung wurde der Prozess gegen die Leipziger Studentin Lina E. und drei Männer diese Woche fortgesetzt. Dem Quartett, das laut Anklage einer militant-linksextremistischen Vereinigung angehören soll, werden sechs massive Überfälle auf Rechtsextreme vorgeworfen.
Die Verhandlung vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden (OLG) läuft seit September 2021. Obwohl ein Ende nicht absehbar ist, kündigte der Senat für Mai/Juni Pläne einer mehrwöchigen Unterbrechung an. Anlass ist der Prozess gegen einen Leipziger Geschäftsmann, dem Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Außenwirtschaftsgesetz bei Russland-Geschäften vorgeworfen werden. Der 56-Jährige sitzt bereits seit Mai 2021 in Untersuchungshaft.

Im Lina E.-Prozess vernahm das Gericht weitere Geschädigte und Zeugen eines Angriffs auf eine Eisenacher Kneipe im Oktober 2019. Ein 48-jähriger Gast etwa berichtete, wie plötzlich zehn bis 15 dunkel gekleidete Vermummte in das Lokal stürmten. Er habe jemanden „Die Antifa ist hier!“ rufen hören – dann sei er von einem Mann mit Reizgas besprüht und niedergeschlagen worden. Er und zwei weitere Opfer seien später ins Krankenhaus gebracht und behandelt worden.
Der Kneipeninhaber soll im Dezember 2019, zwei Monate nach dem Angriff, erneut nachts von der „Gruppe E.“ überfallen worden sein. Dieses Mal sei er laut Anklage vor seinem Wohnhaus abgepasst worden. Der Mann hatte bereits im Januar vernommen werden sollen, doch konnte wegen einer Erkrankung nicht nach Dresden reisen. Seine Zeugenvernehmung soll nun Mitte März stattfinden.