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Dänische Königin hat abgedankt: Als Margrethe II. Dresden besuchte

Für Margrethe II. wurde vor 30 Jahren im strömenden Regen der rote Teppich ausgerollt. Wie es damals war: Fotos aus dem SZ-Archiv und der Bericht über den Besuch.

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Die dänische Königin Margrethe II. wird im Dresdner Zwinger im März 1994 majestätisch empfangen. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ist sichtlich amüsiert.
Die dänische Königin Margrethe II. wird im Dresdner Zwinger im März 1994 majestätisch empfangen. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ist sichtlich amüsiert. © Foto: SZ/Marion Gröning

Dresden. Der rote Teppich wird im strömenden Regen ausgerollt. Das Wetter zeigt sich unfreundlich, als die Monarchin am 16. März 1994 in Dresden landet. Deshalb ist die Schar der Schaulustigen, die an der Elbterrasse hinter dem Finanzministerium auf die dänische Königin Margrethe II. warten, mit 200 Menschen überschaubar. "Dafür war die Elbe auf ganzer Länge übers rechte Ufer getreten, um den Ereignis etwas näher zu sein", berichtete die Sächsische Zeitung damals von der Ankunft des hohen Gastes.

Zunächst setzten die vier Begleithubschrauber des Bundesgrenzschutzes millimetergenau in einer Reihe auf. "Dann brummte der fünfte Hubschrauber vom Typ RS 332 heran." Im strömenden Regen wurde der rote Teppich ausgerollt. "Als die schlanke, 54-jährige Königin aus der ältesten Monarchie der Welt in schwarzem Mantel und schwarzem Hut neben ihrem Gemahl Prinz Henrik lächelnd auf Dresdner Boden stand, sendeten die versammelten Dänemark-Fans Applaus", hieß es im Bericht.

Das Königspaar besuchte am Abend eine Aufführung von Verdis „La Traviata" in der Semperoper und trug sich in die Goldenen Bücher des Freistaates und der Landeshauptstadt ein. Am nächsten Tag wurden Margrethe und Henrik bei einem Gang durch den Zwinger mit Sachsens Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf mit dänischen Fähnchen begrüßt. In der Gemäldegalerie Alte Meister ließen sie sich die wichtigsten Kunstwerke erläutern. Im "Grünen Gewölbe" interessierte sich die Königin vor allem für die Kunstschätze, die in Dänemark gefertigt wurden oder einem der Vorfahren der Königin gehörten. Ein Spaziergang entlang des Fürstenzuges musste wegen des schlechten Wetters ausfallen.

Die Fotos vom Besuch in Dresden hier in der Galerie:

Die dänische
Königin Margrethe II. und ihr Gatte Prinz Henrik landen mit dem Hubschrauber in Dresden.
Die dänische Königin Margrethe II. und ihr Gatte Prinz Henrik landen mit dem Hubschrauber in Dresden. © Foto: SZ/Marion Gröning
Herzlicher Empfang der Monarchin durch Sachsens Ministerpräsident Biedenkopf, der im Volksmund "König Kurt" genannt wird.
Herzlicher Empfang der Monarchin durch Sachsens Ministerpräsident Biedenkopf, der im Volksmund "König Kurt" genannt wird. © Foto: SZ/Marion Gröning
Mit einem Blumenstrauß begrüßt der sächsische "König Kurt" die dänische Königin Margreth II.
Mit einem Blumenstrauß begrüßt der sächsische "König Kurt" die dänische Königin Margreth II. © Foto: SZ/Marion Gröning
Lächelnd winkt sie den Schaulustigen - gut gelaunt trotz des strömenden Regens.
Lächelnd winkt sie den Schaulustigen - gut gelaunt trotz des strömenden Regens. © Foto: SZ/Marion Gröning
Trotz des Regens gehen die Königin und ihre Begleiter auf einen kleinen Spaziergang durch den Zwinger ...
Trotz des Regens gehen die Königin und ihre Begleiter auf einen kleinen Spaziergang durch den Zwinger ... © Foto: SZ/Marion Gröning
Mit dabei auch hier Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf.
Mit dabei auch hier Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. © Foto: SZ/Marion Gröning
Überraschend majestätischer Empfang für Königin Margrethe im Zwinger.
Überraschend majestätischer Empfang für Königin Margrethe im Zwinger. © Foto: SZ/Marion Gröning
Was die dänische Königin wohl mit dem Kurfürsten von Sachsen bespricht?
Was die dänische Königin wohl mit dem Kurfürsten von Sachsen bespricht? © Foto: SZ/Marion Gröning

Fotos vom königlichen Besuch von vor fast genau 30 Jahren sind jetzt im SZ-Archiv wieder aufgetaucht. Im Hochwasser 2002 waren rund 900.000 historische Fotos auf Papier verlorengegangen, rund 100.000 konnten durch Schockfrostung und ein aufwendiges Verfahren gerettet werden. Zudem blieben rund 80.000 Negative erhalten, die nun gesichtet, digitalisiert und archiviert werden. Dabei waren diese Bilder ein Zufallsfund.

Und das im doppelten Sinne. Denn die Fotos sind ein Stück sächsischer Zeitgeschichte, zumal die Königin am Sonntag mit nun 83 Jahren wie angekündigt abgedankt und das Amt an ihren Sohn Frederik übergeben hat. Das hatte sie in ihrer Neujahrsansprache überraschend angekündigt und mit einer Rückenoperation vom Februar 2023 begründet. Diese habe sie nachdenken lassen, ob es nicht an der Zeit ist, die Verantwortung an die nächste Generation abzugeben. Margrethe II. amtierte 52 Jahre und galt seit dem Tod der britischen Queen Elizabeth II. im September 2022 als dienstälteste Monarchin der Welt. (SZ)

Und so berichtete die SZ damals - Ein Lächeln bei den Alten Meistern

Der dänischen Königin Margrethe II. blieb beim Dresden-Besuch keine Verschnaufpause - der Bericht vom 18.03.1994:

Ruth und Rudolf Bercht sind absolute Dänemark-Fans. "Wir lieben alles, was dänisch ist", sagt das Rentnerehepaar. Vor allem die Königin. "Klug, charmant und attraktiv", sei die. Gleich fünf Dänemark-Fähnchen, die am Kronentor ausgegeben wurden, holte sich Rudolf Bercht, um ihr im Dresdner Zwinger zuzuwinken. Trotz schlechtem Wetter.

Das verfolgte die Königin. Hatte es schon bei der Ankunft am Mittwoch geregnet, begann es gestern morgen zu schneien, als sie sich die Stätten sächsischer Monarchie ansah. Majestät aber, dunkler Umhang über grauem Kostüm, lächelte. Selbst Leierkastenmann Bernd Köhler störte nicht. Verkleidet als August der Starke erinnerte er an gemeinsame Vorfahren. War doch eben jener August Sohn einer dänischen Königstochter. Und schon Kurfürst August von Sachsen hatte 1548 eine dänische Prinzessin, die spätere "Mutter Anna", geheiratet.

Die künstlerisch interessierte Margrethe malt gern selbst, modern realistisch. In Dresden sah sie die Alten Meister. Rubens, die Sixtinische Madonna und französische Meister ließ sie sich mit ihrem Gatten Prinz Henrik, einem gebürtigen Franzosen, auf Französisch erläutern. Bei Regen und Wind sparte man sich den Fürstenzug und fuhr gleich weiter zum Albertinum, wo zum Grünen Gewölbe auch Kleinodien dänischer Künstler gehören. Viel Zeit blieb nicht bei der Dienstreise. Die erste Dänin wollte natürlich auch Werbung für ihr Land machen.

Einigen Autofahrern wird der Besuch der Königin gar nicht gefallen haben. Während Margrethe und Gefolge am Mittwoch abend noch Verdis "La Traviata" in der Semperoper genossen, wurden rund um das Hilton-Hotel reihenweise geparkte Autos abgeschleppt. Majestät sollte schließlich ungestört zum anschließenden Bankett kommen. Nach einem vollgepackten Programm im klassischen Weimar war sie nämlich schon leicht gestreßt an der Elbe gelandet. Wenig Zeit blieb auch im Maritim-Hotel, um die rehbraune Nachmittagsgarderobe mit weinrotem Gala-Taftkleid und Nerzstola zu wechseln.

Schaulustige waren kaum vor die einstmals königliche Semperoper gekommen, um so mehr Fotografen. Die wurden enttäuscht. Übereifrige Polizisten versperrten rigoros den Weg, es gab sogar Rangeleien. Auch Majestät würdigte die Berichterstatter keines Blickes.

Mit geladenen Gästen wurde am Abend gespeist, Fasenenkraftbrühe, Roulade von Seezunge und Lachs in Champagnersauce, Mohnstollen und Radebeuler Spätburgunder. Als Präsent erhielt Margrethe ein Meissner Service. Auch zwei Frauenkirchen-Uhren nahm sie mit heim.

Margrethes Gatte, Prinz Henrik, blieb während der ganzen Visite eher im Hintergrund. Der Gastgeber, Kurt Biedenkopf, kam allein, Frau Ingrid ist zur Kur. "König Kurt" nennen wenig Getreue den Ministerpräsidenten zuweilen. Für die königsbegeisterten Ruth und Rudolf Bercht aber sind die Verhältnisse klar: "Monarchien haben etwas Faszinierendes, aber für Sachsen hat sich das überlebt." Heinrich Löbbers