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Rassistischer Auftritt beim Bad Schandauer Fasching

Wieder einmal sorgt der Faschingsumzug in Bad Schandau für Kritik. Schwarz geschminkt und mit Anspielung auf afrikanische Flüchtlinge zogen Teilnehmer durch die Stadt.

Von Erik Geipel
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Blackfacing und geschmacklose Flüchtlingsanspielung: So lustig fanden sich die "Narren" aus Bad Schandau.
Blackfacing und geschmacklose Flüchtlingsanspielung: So lustig fanden sich die "Narren" aus Bad Schandau. © Daniel Förster

Es scheint mittlerweile Tradition für den Faschingsumzug in Bad Schandau zu sein, mit grenzwertigen und geschmacklosen Aktionen für Aufmerksamkeit zu sorgen. Eine Vierer-Gruppe, die am Sonntag mit etwa 400 anderen Karnevalisten durch die Stadt zog, posierte schwarz angemalt mit Kraushaar-Perücken und dem Schild "Die lange Schlange aus der Savanne". Die beiden Frauen tragen bunte Kleider, die afrikanisch anmuten sollen, und die beiden Männer Coca-Cola-Shirts. Das Schild mit dem Slogan "Die lange Schlange aus der Savanne" spielt offensichtlich auf Flüchtlinge aus Afrika an.

Die vier Karnevalsteilnehmer verstehen es als Spaß, doch Blackfacing gilt seit langem als rassistisch. Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus erklärt, dass "Blackfacing" als rassistisch betrachtet wird, da es die Identität und Erfahrungen schwarzer Menschen als Kostüm behandelt, das weiße Menschen einfach an- und ausziehen könnten. Stereotype Darstellungen, die mit "Blackfacing" einhergehen, verfestigen Vorurteile und ignorieren die Diskriminierungserfahrungen für viele Menschen.

Auch Landtagsabgeordnete Ines Kummer (Grüne) kritisiert die Aktion in Bad Schandau. "Die Vorfälle auf dem Karnevalsumzug in Bad Schandau sind völlig daneben. Blackfacing hat nichts mit legitimer politischer Meinungsäußerung zu tun, sondern ist Rassismus. Leider kommt es hier zum wiederholten Male zu einer klaren Grenzüberschreitung. Die eigentlich schöne Tradition des Karnevals in unserer Region wird durch solche Aktionen beschädigt."

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur äußerte sich Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt: "Karneval darf die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten. Wenn aber wie hier Millionen Menschen unter Nutzung rassistischer Stereotype herabgewürdigt werden, hört der Spaß auf". Bei einigen Teilnehmern des Umzugs scheine seit Jahren "die Lust an menschenfeindlicher Provokation" zu überwiegen. "Daraus sollten die Verantwortlichen vor Ort endlich Lehren ziehen."

Auch SPD-Chef Henning Homann findet deutliche Worte für den Vorfall. "Billigster Rassismus und zur Schau gestellte Menschenfeindlichkeit sind einfach nur abstoßend. Wir erleben hier, wie die Saat, die AfD & Co gesät haben, aufgeht", sagte SPD-Chef Henning Homann: "Ich liebe den Fasching. Er dient auch dazu, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten. Aber Fasching tritt nicht nach unten. Offenbar haben manche jeden Anstand, jeden restlichen Funken an Respekt gegenüber anderen Menschen verloren."

Die vier Personen waren allerdings nicht die einzigen, mit einer grenzwertigen "Verkleidung" beim Faschingsumzug in der sächsischen Gemeinde. Eine als Ratten verkleidete Gruppe zog neben einer als Außenministerin Annalena Baerbock kostümierten Figur durch die Stadt. Auf den Bäuchen der Karnevalisten standen die Namen von Parteien, während ein Plakat verkündete: "Annalena träumt vom grünen Leben, doch nur die Ratten an ihrem Leimtopf kleben."

Ratten und die Grünen: Eine als Ratten verkleidete Gruppe zog neben Außenministerin Annalena Baerbock durch die Stadt.
Ratten und die Grünen: Eine als Ratten verkleidete Gruppe zog neben Außenministerin Annalena Baerbock durch die Stadt. © Daniel Förster

Es ist nicht das erste Mal, dass der Fasching in Bad Schandau für Aufsehen sorgt. Im Jahr 2020 richteten sich die Narren gegen die Umweltaktivistin Greta Thunberg. Ein Wagen zeigte eine Hütte mit der Aufschrift "Fuck you Greta", während Teilnehmer in grünen Overalls mit Gasmasken umtanzten. Im vergangenen Jahr bei der Schifferfastnacht im Ortsteil Prossen zeigte eine Gruppe einen gefesselten Regenbogen-Mann an einem Marterpfahl, während Winnetou auf einer "Asyl-Ranch" tanzte. Sachsen hat in den letzten Jahren immer wieder mit fragwürdigen Karnevalswagen und -gruppen für Schlagzeilen gesorgt.