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Stolpener Hobbyfotograf hütet einen Schatz

Klaus Schieckel betreut das Archiv des Malers und Fotografen Hellmut Fuchs. Aus Anlass dessen 110. Geburtstages gibt es jetzt eine Ausstellung.

Von Anja Weber
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Der Stolpener Hobbyfotograf Klaus Schieckel betreut das Archiv von Hellmut Fuchs.
Der Stolpener Hobbyfotograf Klaus Schieckel betreut das Archiv von Hellmut Fuchs. © Karl-Ludwig Oberthür

Stolpen geht auf eine Zeitreise und Spurensuche. Möglich ist das jetzt durch eine besondere Ausstellung im Alten Amtsgericht, die im Gedenken an den Stolpener Maler und Fotografen sowie Ehrenbürger der Stadt, Hellmut Fuchs, aus Anlass seines 110. Geburtstages eröffnet wurde. Er hat fast überall im Stolpener Land seine Spuren hinterlassen. Bekannt ist er eher als Maler. Die Sonderschau zeigt ihn von einer ganz anderen Seite, als Fotografen. Er hat mit seinen Aufnahmen praktisch das Leben in Stolpen festgehalten, den Menschen ins Gesicht geschaut und so Erinnerungen lebendig gehalten.

Die Ausstellung ist Teil des Stolpener Jahresthemas "Spuren 2023". Denn diese hat Hellmut Fuchs auf jeden Fall hinterlassen. Der Stolpener Hobbyfotograf Klaus Schieckel betreut sein umfangreiches Archiv. Gemeinsam mit Annett Immel hatte er die Idee zu dieser besonderen Fotoschau. Und passend zum Jahresthema können sich nun auch Stolpener auf Spurensuche begeben.

Wie viele Aufnahmen im Archiv sind, kann Klaus Schieckel nicht genau sagen. 400 davon hat er bereist digitalisiert. Das war nicht so einfach. "Viele Fotos sind in einem schlechten Zustand. Sie müssen erst aufgearbeitet werden", so der Stolpener. Gut beraten habe ihn dabei das Fotokabinett Dresden. Aus seiner Sicht sei es aber für Stolpen wichtig, die Fotos für die Nachwelt zu erhalten und damit den Einblick in das frühere Stolpen zu bewahren. Hellmut Fuchs hat zum Beispiel tausende von Stadtansichten hinterlassen, unzählige Fotos mit den Menschen, die in Stolpen gelebt haben und noch leben. Denn unter den Fotos sind auch viele Aufnahmen von Kindern. Und so dürfte die Sonderschau für den einen oder anderen eine Wiederbegegnung mit den Erlebnissen aus Kindheitstagen sein.

Den richtigen Blick für das Detail

Die Ausstellung konzentriert sich auf die 1950er- bis 1970er-Jahre. Da sind zum Beispiel Aufnahmen vom sogenannten "Ochsentee", einer Stammtischrunde der Stolpener Gewerbetreibenden, vom Gemischtwarenladen Siedel oder die Bilder von Männern, die auf einer schiefen Bank in einer noch schieferen Gasse von Stolpen sitzen. Die einzige Frau in der Runde durfte mit Schürze auf einem Stuhl Platz nehmen. Einzigartig sind auch die Aufnahmen von Frauen mit einem Kinderwagen. Damit dieser beim Plausch an der Haustüre nicht wegrollt, hatten sie einen Stein unter ein Rad gelegt. "Hellmut Fuchs hat sich auf die Menschen konzentriert und dabei immer den Blick für das Detail gehabt", sagt Klaus Schieckel.

Hellmut Fuchs war Maler und Anstreicher. Und er hat offenbar in viele Stolpener Häuser neue Farbe gebracht. Das sieht man auch auf einigen seiner Fotos. Er hatte durch seine Arbeit praktisch auch den Blick von oben. Klaus Schieckel weiß zu berichten, dass Hellmut Fuchs bei seinen Malerarbeiten immer eine Fotokamera mit dabei hatte. Wenn er dann so auf der Leiter stand und sich unter ihm ein Motiv ergab, griff er schnell zur Kamera und zack, die Momentaufnahme war im Kasten. Und das macht das ganze so besonders. Zeitlebens hatte Hellmut Fuchs Wert darauf gelegt, nicht als Künstler, sondern als Handwerker gesehen zu werden. Da sein Vater früh gestorben war, musste er schon als junger Erwachsener im Jahr 1933 die Geschäfte mit seiner Mutter übernehmen. Nach der Kriegsgefangenschaft kehrte er 1948 nach Stolpen zurück und führte den Malerbetrieb mit seiner Frau weiter. Im Jahr 1993 wurde er zum Ehrenbürger von Stolpen ernannt. Am 26. Februar 2002 ist er im Alter von 88 Jahren in einem Altenpflegeheim in Pirna verstorben. Die Stolpener halten sein Werk weiter in Ehren, wie auch diese Fotoschau zeigt. Sie kann jedoch nur einen Bruchteil seines Schaffens wiedergeben.

Hellmut Fuchs am Familientisch.
Hellmut Fuchs am Familientisch. © (C)2020 Klaus Schieckel
Wer beim Fleischer nicht anstehen wollte, brachte sich eben einen Stuhl mit. Diese Aufnahme entstand aus einer Wohnung heraus, wo Hellmut Fuchs sicherlich mit Malerarbeiten beschäftigt war.
Wer beim Fleischer nicht anstehen wollte, brachte sich eben einen Stuhl mit. Diese Aufnahme entstand aus einer Wohnung heraus, wo Hellmut Fuchs sicherlich mit Malerarbeiten beschäftigt war. © Hellmut Fuchs
Menschen zu fotografieren war seine Leidenschaft.
Menschen zu fotografieren war seine Leidenschaft. © Hellmut Fuchs
Im Gemischtwarenladen Siedel gab es damals alles und den Kunden wurde auch noch der Einkauf in die Tasche gepackt.
Im Gemischtwarenladen Siedel gab es damals alles und den Kunden wurde auch noch der Einkauf in die Tasche gepackt. © Hellmut Fuchs
Dieses Foto (rechts) diente als Malvorlage für das Wandbild im Gasthof Müller.
Dieses Foto (rechts) diente als Malvorlage für das Wandbild im Gasthof Müller. © Hellmut Fuchs
Hellmut Fuchs sah sich selbst als Handwerker, nicht als Künstler.
Hellmut Fuchs sah sich selbst als Handwerker, nicht als Künstler. © Hellmut Fuchs
Ohne dieses Foto gebe es auch keine Erinnerung an ein tief verschneites Stolpen.
Ohne dieses Foto gebe es auch keine Erinnerung an ein tief verschneites Stolpen. © Archiv Hellmut Fuchs
Auch das in einer Schneewehe stecken gebliebenes Auto entging ihm nicht.
Auch das in einer Schneewehe stecken gebliebenes Auto entging ihm nicht. © Archiv Hellmut Fuchs
Eine Momentaufnahme in der Schlossstraße.
Eine Momentaufnahme in der Schlossstraße. © Archiv Hellmut Fuchs

Hellmut Fuchs hinterlässt jedoch noch viel mehr. So zum Beispiel seine vielen Bilder und riesigen Wandgemälde mit dem Markenzeichen - ein Fuchs. Irgendwo ist immer einer versteckt, so auch beim Wandbild im ehemaligen Gasthof Müller im Ortsteil Rennersdorf-Neudörfel. Im Archiv fanden sich Fotos mit Detailaufnahmen für dieses Wandgemälde. Und fast eins zu eins hat er diese dann auf das große Bild übertragen.

Passend zur Ausstellung gibt es auch ein Begleitbuch mit der Lebensgeschichte von Hellmut Fuchs und einigen seiner Fotos. Mirko Kappler hat die Gestaltung und die grafische Umsetzung der Publikation übernommen. Diese ist für 8,90 Euro in der Stolpen-Information und im Alten Amtsgericht Markt 26 erhältlich.

Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten der Stolpen-Information besichtigt werden: von April bis Oktober jeweils von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr. Von November bis März jeweils dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr. Es ist aber auch möglich, die Ausstellung zu einem anderen Zeitpunkt zu besuchen, zum Beispiel am Wochenende. In diesem Fall wird eine telefonische Absprache empfohlen oder man schreibt eine E-Mail an die Stolpen-Information. Die Fuchs-Fotoausstellung ist bestens für eine Besichtigung im Rahmen eines Klassentreffens geeignet.