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Stolpens Bürgermeister sagt Tschüss

Uwe Steglich war 21 Jahre Bürgermeister in der Burgstadt. Daran hängen viele schöne Erinnerungen und einige wenige nicht so gute.

Von Anja Weber
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Uwe Steglich vor der malerischen Kulisse der Burg Stolpen.
Uwe Steglich vor der malerischen Kulisse der Burg Stolpen. © Steffen Unger

Schon vor reichlich einem Jahr hatte Uwe Steglich (FDP) seinen Rückzug aus dem Stolpner Rathaus bekannt gegeben und sorgte damit schon für Aufregung in der Kleinstadt. Schließlich hätten ihm die Stolpner noch eine weitere Amtszeit zugetraut. Er hätte auch sagen können, er tritt wieder an und hört dann mittendrin auf. Das wäre für ihn aber unehrlich gewesen. Und das ist nicht sein Ding. Deshalb gab es einen klaren Schnitt und die Stolpner hatten Gelegenheit, sich selbst einen neuen Bürgermeister zu suchen, den sie ja auch gefunden haben.


Nach 21 Jahren im Amt bleiben Uwe Steglich sicherlich viele gute, aber auch weniger schöne Erinnerungen. Es gebe aber gar nicht soviel Anhaltspunkte, worüber er sich direkt in Stolpen geärgert habe, sagte er im letzten Gespräch mit der Sächsischen Zeitung. Nein, es waren eher die Dinge, die einem Bürgermeister das Arbeiten schwer machen. "Das ist die unmögliche Bürokratie, die Bevormundung und das man der unteren Ebene, also uns nicht mehr Verantwortung überlässt. Denn wir sind ja an den Bürgern dran und wissen um die Probleme", sagt er. Man sei doch Manns genug, Entscheidungen treffen zu können und nicht in Abhängigkeit stehen zu müssen.

Manches seien unsinnige Vorschriften, die die Städte und Gemeinden viel Geld kosten. Er nennt die zweimal jährlich vorgeschriebenen Baumkontrollen. Jedes Mal müsse man mehrere 100 Seiten dafür ausfüllen und die Stadt würde das jährlich 9.000 Euro kosten. Geld, was man zum Beispiel gut für Eigenmittel nutzen könnte, wenn man Zuschüsse beantrage. Beim Thema Sparen gehe es weiter. "Warum setzt man nicht mal auf höherer Ebene ein Zeichen und verkleinere den Land- und den Bundestag personell?", fragt er. Und es sei kein Wunder, dass der Frust in der Bevölkerung wachse. All das hat wohl auch letztlich dazu geführt, dass er gesagt hat, eine weitere Amtszeit komme für ihn nicht infrage. Er sei dann 67 Jahre. Das sei schon ein Wagnis auch gesundheitlich. Jeder müsse selber erkennen, dass man nicht an einem Sessel hänge, sondern das jemand mit frischem Elan die richtige Entscheidung ist.

Ein Stratege mit Sachkompetenz

Uwe Steglich ist ein Mensch, der seine Meinung nicht auf Biegen und Brechen durchsetzt. Er hört auf Gegenargumente, wiegt die ab, trifft dann eine Entscheidung. Hier sei nur ein Beispiel genannt: die über 100 Jahre alte Kastanie in Lauterbach. Ursprünglich wollte die Stadt sie fällen lassen. Der damalige Pfarrer Wolfram Albert kämpfte für deren Erhalt. Und neidlos erkennt Uwe Steglich heute an: "Sie steht noch immer wie eine Eins."

Unaufgeregt, sich nicht in den Vordergrund spielend - so ist er. Kommt er mit seinem Vorschlag beim Stadtrat nicht durch, dann ist es eben so. Er betont immer wieder, dass er ja nicht alles, was in Stolpen geschaffen wurde, allein gemacht habe. "Das war die Arbeit der gesamten Verwaltung, Entscheidungen im Stadtrat oder in den Ortschaftsräten", sagt er. Und wären da nicht die Einwohner im Stolpner Land. Da gebe es so viele engagierte Menschen, die etwas auf die Beine stellen, nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Ortsteilen. Das sind nicht nur die Feste, sondern auch jede Menge Vereinsarbeit, auch generationenübergreifend. Viele private Bauprojekte wurden angekurbelt und von der Stadt unterstützt. Und so blickt er vor allem stolz auf die 21 Jahre zurück.

Viele große und kleine Projekte hat er in seiner Amtszeit begleitet, angeschoben und umgesetzt. 2003 habe man zum Beispiel vor der Herausforderung gestanden, den Kindergarten in Stolpen zu erweitern. 1,3 Millionen Euro hat das gekostet und war das erste Projekt, welches die Stadt selbst finanziert hat. Auch bei anderen Investitionen war immer ein großer Eigenanteil dabei, so beim Erweiterungsbau des Schulkomplexes in Stolpen, der neuen Sporthalle, dem neuen Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr. "Wir haben viele Kredite aufgenommen, sicher, aber eben auch viel in die Zukunft des Stolpner Landes investiert", sagt Uwe Steglich. Denn eines ist sicher, die Infrastruktur ist komplett vorhanden über Kitas, Schulen bis hin zu Seniorenwohnungen, Ärzte gibt es und Einkaufsmöglichkeiten. Und da sei es kein Wunder, dass neue Wohngebiete nicht lange leer blieben, auch bei höheren Quadratmeterpreisen nicht. Für sich persönlich resümiert er, dass die strategischen Entscheidungen zwar mitunter mutig und risikofreudig, aber eben richtig waren. Man sei gut aufgestellt im Stolpner Land. So richtig daneben sei kein Projekt gegangen. "Wir haben eben eine sehr gute fachlich kompetente Verwaltung. Das ist ein ganz wichtiges Pfund", sagt er.

Neuer Beruf bleibt ein Geheimnis - vorerst

Auch wenn er solche Entscheidungen nicht mehr treffen muss, so denkt er doch über die Zukunft auch in Stolpen nach. Einfacher werde das Wirtschaften bei Weitem nicht. "Ich denke, in den nächsten Jahren wird unter anderem auch bei baulichen Dingen mehr Eigeninitiative der Vereine gefragt sein, wie zum Beispiel bei der Sanierung des Sportplatzgebäudes in Stolpen", sagt er und appelliert an die Stolpner, es müsse nicht immer alles gleich neu gebaut werden. Dankbar sei er vor allem, dass viele in den letzten 21 Jahren mitgezogen sind, ihn unterstützt haben. Nicht verraten will er allerdings, was er künftig machen wird. Beruflich werde er sich neu orientieren. Mitglied im Kreistag bleibt er noch bis 2024. "Wenn es zu Ende ist, ist es zu Ende, aber es hat Spaß gemacht."