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Start der Dresdner Reden vor leerem Haus

Im Schauspielhaus spricht Schriftstellerin Jenny Erpenbeck über Ostler, Grenzerfahrungen und tote Winkel der Gesellschaft.

Von Karin Großmann
 6 Min.
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Wer sind wir, dass wir aufgrund von Auslese auf Kosten anderer glücklich sein dürften?“, fragt Jenny Erpenbeck in ihrem engagierten Appell für mehr Gleichberechtigung aller.
Wer sind wir, dass wir aufgrund von Auslese auf Kosten anderer glücklich sein dürften?“, fragt Jenny Erpenbeck in ihrem engagierten Appell für mehr Gleichberechtigung aller. © J. Loesel, loesel-photographie.d

Vielleicht würde mancher abwinken, wenn Jenny Erpenbeck an bittere Erfahrungen der Nachwendezeit erinnert. Wie Fabriken geschlossen wurden. Wie die Elite ausgetauscht wurde. Wie Wohnungen in den Warenkreislauf zurückgeführt wurden und sich die sogenannten neuen Bundesländer in einen riesigen Markt verwandelten, auf dem nicht nur Bananen hervorragend abgesetzt werden konnten. Schnee von gestern. Aber mancher würde sich vielleicht bestätigt fühlen und Beifall klatschen. Doch da ist niemand. Das Publikum fehlt. Die Reihen sind leer. Wo sonst im Dresdner Schauspielhaus beim Inszenieren das Regiepult steht, wurden Monitore und Kamera installiert. Der Saal liegt im Halbdunkel. Noch elf Sekunden, sagt einer.

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