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Sachsens Chef in der Bütt

Beim lokalpolitischen Aschermittwoch gab es mehrere Premieren. Der Altkreis Döbeln war nur im Publikum vertreten.

Von Verena Toth
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Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) stieg beim kommunalpolitischen Aschermittwoch im Schützenhaus in Penig zum ersten Mal in die Bütt.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) stieg beim kommunalpolitischen Aschermittwoch im Schützenhaus in Penig zum ersten Mal in die Bütt. © Verena Toth

Penig. „Ganz tief im Osten haben wir nichts zu lachen, deshalb bin ich hierher gekommen.“ Mit diesen Worten eröffnete der sächsische Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) seine kurze Büttenrede am Mittwochabend in Penig. Er adelte als besonders prominenter Gast den kommunalpolitischen Aschermittwoch, die Abschlussveranstaltung der diesjährigen Faschingssaison im Westen des Landkreises.

Kretschmer ließ es sich nicht nehmen, selbst in die Bütt zu gehen. Er war sich nicht zu schade, über seine Heimatregion herzuziehen. Bissige Seitenhiebe gab es für die bundesdeutsche Verteidigungsministerin und den bayrischen Heimatminister. Auch Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU), der ebenfalls im Publikum saß, und die hysterische Diskussion um die Rückkehr der Wölfe nahm er auf die Schippe. Mittelsächsisch regional wurde Kretschmer, als er notorischen Verhinderern von diversen Bau- und Radwegprojekten deutlich den Kampf ansagte. Insbesondere „dem Lord Voldemort der Grünen Liga, dessen Namen nicht genannt werden darf“, rief er zu: „Wir bauen das jetzt trotzdem.“

Zum 19. Mal wurde in Penig, im äußersten mittelsächsichen Westen, der lokalpolitische Aschermittwoch gefeiert. In den vergangenen Jahren hatte sich die städtische Karnevalssitzung zu einer überregionalen Veranstaltung entwickelt, die für Aufmerksamkeit über die Grenzen Mittelsachsens hinausgesorgt hat. Die Gastgeber des Karnevalsclubs Penig begrüßten in ihrem Jubiläumsjahr auch Lokalpolitiker aus Chemnitz und führende Köpfe aus den Hallen des Freistaates. Der Freiberger Oberbürgermeister Sven Krüger (parteilos) stieg gemeinsam mit Jörg Woidniok, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, erstmals in die Bütt.

Einmal mehr wurde deutlich, dass die Achse Freiberg-Mittweida bestens funktioniert und die Region Döbeln – eben so, wie im mittelsächsischen Alltag auch – immer irgendwie außen vor bleibt. Selbst bei den lokalpolitischen Sticheleien spielte der nördlichste Teil des Landkreises keine Rolle. Aber zumindest durch einige lokalpolitische Vertreter aus der Region im Publikum war der Altkreis Döbeln vertreten.

Die Peniger Faschingsnarren, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feierten, nahmen den im Publikum sitzenden Landrat Matthias Damm (CDU) zwar recht ordentlich auf die Schippe. Dennoch ging es dabei ausschließlich um Peniger Befindlichkeiten, wie den Friedwald, für den sich die Stadt schon seit fünf Jahren stark macht. Bislang scheiterte es jedoch offenbar an dem „Damm-Ritual“, einer Verzögerungs- und Abwarte-Taktik. Für einen kurzen Moment sorgte der Peniger Unternehmer Martin Bergmann mit seiner Büttenrede für richtige Aschermittwochstimmung. Mit drei „ultimativen Tipps“ wendete er sich direkt an den Ministerpräsidenten. Der Kleinkläranlagenunternehmer kritisierte die stetig wachsende Bürokratie und den Behördenwahnsinn, der den Bürgern und Unternehmern das Leben zunehmend schwermacht. Und er mahnte den sächsischen Chef: „Manche Dinge funktionieren nur einmal, wie zum Beispiel, dass die AfD Wahlen gewinnt und Sie trotzdem zum Ministerpräsidenten gemacht werden.“

Für Schenkel-Klopfer-Stimmung in dem proppevollen Saal des Peniger Schützenhauses sorgte noch der Dresdener Peter Flache. Zum sechsten Mal hatten die Faschingsnarren den Kabarettisten und Schauspieler zum Aschermittwochabend eingeladen. Für allgemeine Heiterkeit sorgten seine Kurzgedichte, die aber völlig unpolitisch blieben. Und so feierte das geübte Publikum seine Lieder wie „Bockwurst und Kartoffelsalat“ und die musikalische Liebeserklärung an das „Hackepeterbrötchen“.

Für den Rest des Abends gab es belanglose Witzeleien, typisches Faschingsgetöse und zu später Stunde Schunkelmusik eines Peniger Originals.