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Sachsen sind die besten Breakdancer

Deutschlands momentan beste Breakdancer kommen aus Sachsen. Am Wochenende treten sie bei der diesjährigen Weltmeisterschaft an.

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© dpa

Von Lars Müller

Dresden. Felix Roßberg ist eigentlich immer in Bewegung. Der 26-jährige Physiotherapeut aus Deutschenbora im sächsischen Landkreis Meißen ist Breakdancer aus Leidenschaft. In jeder freien Minute trainiert Roßberg - probiert in der Sprunghalle neue Saltos aus, studiert mit anderen Tänzern Choreographien ein oder stemmt im Fitnessstudio Gewichte, um seine lädierte Schulter mit gezieltem Muskelaufbau zu stärken. Vor elf Jahren hat der Sachse auf einer Gartenparty mit Breakdance begonnen, seine ersten Schritte vom einstigen mehrfachen DDR-Meister im Breakdance, Heiko Hahnewald aus Meißen, gelernt, der immer noch Showauftritte absolviert.

Vor einem Jahr gründete Roßberg gemeinsam mit Alex Miller und Phillip Lehmann den Breakdancer-Zusammenschluss „The Saxonz“. Mitte September räumten die sächsischen Tänzer beim Battle of the Year National in Hannover ab und wurden Deutsche Meister. „Damit haben wir uns automatisch für die Weltmeisterschaft am Wochenende in Braunschweig qualifiziert“, sagt Roßberg nicht ohne Stolz.

Kein Vollzeit-Job

Insgesamt 16 Breakdance-Gruppen aus ebenso vielen Ländern sind am Start. „Vor allem die Russen und die Holländer sind stark“, sagt Roßberg, der in der Szene nur als „Rossi“ bekannt ist. Viele Tänzer kennt er von internationalen Battles, so heißen die Wettkämpfe bei den Breakdancern. Er und weitere Mitstreiter sind schon in Frankreich, Belgien, Süd-Korea, Russland, auf der Krim oder zuletzt im US-amerikanischen San Diego, also im Mutterland des Breakdance, angetreten. Auch für Theaterinszenierungen wurden die sächsischen Tänzer schon gebucht. Trotzdem könne noch keiner von ihnen allein vom Tanzen leben, betont Roßberg.

Zurzeit gehören 13 Tänzer aus Bautzen, Chemnitz, Dresden und Leipzig zum festen Stamm der Saxonz. Sie sind im Alter zwischen 16 und 28 Jahren. „Wir trainieren abwechselnd an drei Standorten, um die Fahrtkosten und den Zeitaufwand für alle gleichmäßig zu verteilen“, erläutert Roßberg. Die zehn besten Tänzer der Company würden bei der WM gemeinsam in die Arena steigen.

Keimzellen von The Saxonz waren die Gruppen Söhne des Kreises aus Chemnitz und Battalion East aus Leipzig sowie die Chemnitzer Nachwuchs-Crew Project Wild, wie der Mitbegründer Alexander Miller erzählt. Die erfahrenen Saxonz-Tänzer haben es sich auf die Fahnen geschrieben, den Nachwuchs gezielt zu fördern. Schon einige Jahre bietet beispielsweise Roßberg Breakdance-Kurse in Schulen und Freizeiteinrichtungen an.

Das Konzept der Nachwuchsgewinnung gehe augenscheinlich auf, bestätigt Sozialpädagogin Petra Schuster vom Verein Kraftwerk in Chemnitz. Sechs der heutigen Saxonz-Tänzer haben unter ihren Fittichen das Breakdancen gelernt. Anfangs habe sie den Zusammenschluss kritisch gesehen, erinnert sie sich. Schließlich warb The Saxonz die besten Tänzer ab. Inzwischen versteht es Schuster aber als logischen Schritt, den die besten Breakdancer mit dem Wechsel für ihre Weiterentwicklung tun.

In Chemnitz gibt es mit den Next Juniors längst eine neue Gruppe. Rund 60 Kinder und Jugendliche betreiben im Kraftwerk Breakdance, seit inzwischen 21 Jahren wird das Tanztraining dort angeboten. Auch Felix Roßberg hat mit seiner ersten Gruppe, den Söhnen des Kreises, oft in Chemnitz trainiert. Zur WM wird nicht zuletzt deshalb ein Fanclub aus Chemnitz die Sachsen in Braunschweig anfeuern.

Studio in Dresden geplant

Roßberg blickt unterdessen schon weiter nach vorn: Um endlich aus seinem Hobby einen Beruf zu machen, will er mit seinem Saxonz-Mitstreiter Phillip Lehmann in Dresden ein Tanzstudio eröffnen und dort mit Workshops noch mehr Nachwuchs für die sächsische Breakdance-Szene gewinnen.

Die Wurzeln von Breakdance reichen bis 1970 zurück. Junge Einwanderer in den USA hatten den Tanz seinerzeit als Alternative zur Gewalt der Straßengangs in der New Yorker Bronx etabliert. In der DDR war die Tanzbewegung Anfang der 1980er Jahre in Mode gekommen, anfangs jedoch argwöhnisch von der Staatsmacht beobachtet. Erst nachdem der Amerikaner und Imperialismuskritiker Harry Belafonte 1984 den ersten Breakdance-Film „Beat Street“ finanzierte, schwanden auch in der Ost-Berliner Machtzentrale die Bedenken. (dpa)