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Saueres Wasser kommt nach Brandenburg

Zwei Aufbereitungsanlagen sollen das saure Grubenwasser des Steinbruchs unschädlich machen. Ist der jahrelange Streit damit beendet?

Von Manfred Müller
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Im Steinbruch Brößnitz entsteht beim Abbau von Grauwacke saures Grubenwasser. Das hat in der Vergangenheit für reichlich Ärger gesorgt, weil die umweltverträgliche Entsorgung nicht geklärt war. Nun scheint es endlich eine Lösung zu geben.
Im Steinbruch Brößnitz entsteht beim Abbau von Grauwacke saures Grubenwasser. Das hat in der Vergangenheit für reichlich Ärger gesorgt, weil die umweltverträgliche Entsorgung nicht geklärt war. Nun scheint es endlich eine Lösung zu geben. © Archiv: Klaus-Dieter Brühl

Lampertswalde. Der Umweltverein Sächsisch-Brandenburgischer Höhenzug hat sein Ziel erreicht. Das säurehaltige und mit Schwermetallen belastete Sümpfungswasser des Schieferberg-Steinbruchs soll künftig umweltgerecht entsorgt werden. 

Der Betreiber, die deutschlandweit agierende Matthäi-Gruppe, lässt zwei Aufbereitungsanlagen bauen – eine im Steinbruch selbst und eine weitere im Großthiemiger Klärwerk. Dazu muss ein Ableitungsrohr von 1,20 Metern Durchmesser vom Steinbruch nach Großthiemig verlegt werden. Matthäi kam den Umweltschützern nun auch beim Leitungsverlauf entgegen. 

Das Rohr soll nicht, wie ursprünglich vorgesehen, durch das unmittelbar benachbarte Landschaftsschutzgebiet gezogen werden, sondern entlang eines gemeindeeigenen Weges. Der Lampertswalder Gemeinderat stimmte dem neuen Trassenverlauf am Dienstagabend zu.

„Wir können davon ausgehen, dass mit den zwei Klärstufen alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden“, erklärt Sven Wiedemann-Schulze vom Umweltverein Sächsisch-Brandenburgischer Höhenzug. Der Brößnitzer Verein, der dem BUND angeschlossen ist, hatte dem Unternehmen in den vergangenen Jahren einen hartnäckigen Kampf geliefert – auch die Justiz wurde eingeschaltet. 

In Brößnitz wird Grauwacke für den Straßenbau gebrochen. Dass dabei saures Wasser entsteht, ist ein natürlicher Prozess, den man kaum aufhalten kann. Durch den niedrigen pH-Wert reichern sich im Grubenwasser auch Nickel, Zink, Eisen und Cadmium an.

Den Umweltaktivisten ging es vor allem darum, zu verhindern, dass das belastete Wasser in die Umgebung gelangt. Das benachbarte Flächennaturdenkmal „Kasseln“ sei schon schwer geschädigt. Matthäi ließ das Sümpfungswasser schließlich mit Tanklastern zur Meißner Kläranlage transportieren und dort einleiten. 

Aber auch damit hatten Umweltschützer Probleme. Eine kommunale Kläranlage sei nicht dafür ausgelegt, Säuren und Schwermetalle abzubauen. Sie äußerten den Verdacht, dass die Schadstoffe nahezu ungefiltert in die Elbe gelangen.

Die Auseinandersetzung wurde mit der Zeit immer unübersichtlicher und für Laien kaum noch verständlich. Letztlich brachten neben den Umweltvorschriften wohl auch wirtschaftliche Erwägungen Matthäi zum Einlenken. Durch die Probleme bei der Entsorgung des Grubenwassers war der Grauwacke-Abbau nur noch eingeschränkt möglich. 

Außerdem setzte sich im Unternehmen die Erkenntnis durch, dass die Rohstoffgewinnung nur schwer möglich ist, wenn man Interessen der ortsansässigen Bevölkerung nicht mit ins Kalkül zieht. Zuvor waren bereits die Pläne, auf dem Steinbruchgelände eine Asphaltmischanlage zu errichten, am Widerstand der Brößnitzer gescheitert.

Matthäi wolle jetzt einen besseren Kontakt zum Ort herstellen, versicherte Prokurist Reinhard Schulz am Dienstagabend im Gemeinderat. Außerdem sagte der Firmenvertreter Unterstützung bei der Renaturierung der Kasseln, eines früheren Teichgebietes, zu. Und auch über das Sponsoring regionaler Aktivitäten denke man im Unternehmen nach. 

Das klang schon sehr nach einem Friedensschluss mit den Dorfbewohnern und ihrem Umweltverein. Letzterer hatte auf seiner Jahresversammlung im November erklärt, sein Augenmerk wieder stärker auf die Naturbewahrung zu legen – mit Baumpflanzungen und Aktivitäten zum Storchen- und Insektenschutz. 

„Auf unser Drängen hin bleibt beim Bau der Steinbruch-Abwasserleitung auch der Eingriff in die landwirtschaftliche Nutzfläche minimal“, so das Fazit von Sven Wiedemann-Schulze. Die Renaturierung der Kaseln sei allerdings nach wie vor eine offene Frage, an der der Verein dranbleiben werde.