Von Jens Hoyer
Döbeln. Nach den erneuten Überflutungen in Döbeln durch die Starkniederschläge vom vorvergangenen Sonnabend gab sich Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer zumindest in einem Punkt selbstkritisch: Nach den Beschwerden von Anwohnern, dass die Straßeneinläufe nicht oft genug gesäubert werden, sagte er in der Sitzung des Stadtrates, dass nicht alle Körbe der Einläufe gereinigt worden seien (DA berichtete). „Wir müssen sehen, wie wir das besser machen“, so Egerer vor den Stadträten. Wo es nach seiner Einschätzung Defizite gab und was die Verwaltung besser machen kann, wollte das Stadtoberhaupt allerdings nicht weiter ausführen. Auf Anfrage ließ er den Stadtsprecher ausrichten, dass er sich dazu nicht äußern werde.
Auch nicht zu den Anmerkungen des Stadtrates Sven Weißflog (FW), der anmahnte, dass der Bauhof auch den Spielraum haben müsse, wichtige Wartungsarbeiten an den Entwässerungssystemen regelmäßig auszuführen, auch Müll und Totholz zu beräumen. Nach den erneuten Überschwemmungen müsse eine sachliche Aufarbeitung und Analyse erfolgen, „was geht und was besser werden muss“, sagte Weißflog. Er regte unter anderem an, andere Gitter an den Straßeneinläufen zu testen, die nicht so schnell verstopfen.
Die Menschen an den überschwemmungsgefährdeten Stellen in der Stadt seien unzufrieden, eine sachliche Diskussion sei dann oft nicht mehr möglich, sagte Weißflog: „Das ist ein unerträglicher Zustand, an der Dresdner Straße alle drei Jahre abzusaufen.“
Am vorvergangenen Sonnabend hatte das kleine Rückhaltebecken der Stadt im Pommlitzgrund die enormen Wassermassen nur begrenzt aufnehmen können. Funktioniert hatte allerdings das Hochwasserrückhaltebecken im Amselgrund, das einen großen Teil des Wassers aus Richtung Zschackwitz auffing. „Das Becken ist riesig, der Stauraum war vielleicht zu zehn Prozent ausgelastet. Wäre es nicht sinnvoll, in so einem Fall den Abfluss zu drosseln?“, fragte Weißflog.
Axel Bobbe, Chef der Talsperrenmeisterei Rötha, hat dazu eine klare Antwort. „Wenn man den Abfluss drosselt, spielt man mit dem Feuer“, sagt er, wobei er in diesem Fall Wasser meint. „Man müsste Prophet sein, um zu wissen, wie viel es regnet.“ Der Ablauf sei so eingestellt, dass das Wasser unterhalb des Dammes keinen Schaden anrichtet und dass das Becken einen „Jahrhundertregen“ aufnehmen kann. Der Ablauf lasse sich nicht fernsteuern – in keinem der Rückhaltebecken der Region. „Wir müssten jemanden hinstellen. Man kann da auch viel falsch machen.“ Die größte Katastrophe für die Unterlieger wäre ein volles Becken. Die Hochwasserabläufe seien nämlich ungesteuert. „Da hat man plötzlich die mehrfache Wassermenge im Abfluss“, sagte Bobbe.
Weißflog macht auch der Hochwasserschutz an der Mulde Sorgen. Es sei zu überlegen, wie sich der Bau von Mauern und Deichen mit Durchläufen und Rückschlagklappen auf die sogenannte „Binnenentwässerung“ der Stadtgebiete auswirke. Steigt das Wasser in der Mulde stark an, könnte etwa das Wasser des Amselgrundbachs nicht mehr ohne Weiteres abfließen.
Axel Bobbe gibt auch dazu Auskunft. Wie die Binnenentwässerung der Stadt, also das Ableiten der Niederschlagswässer, funktioniert, ist durch den sogenannten Planfeststellungsbeschluss für alle verbindlich festgelegt. „Es ist geregelt, dass wir an solchen Einmündungen groß dimensionierte Schächte einbauen, aus denen mit mobilen Pumpen das Wasser abgepumpt werden kann“, sagte Bobbe. Diese Pumpen im Ernstfall aufzustellen und zu betreiben, sei aber Aufgabe der Stadt beziehungsweise des Abwasserzweckverbands Döbeln-Jahnatal.
Anders sieht es beim zweiten Teil der „Binnenentwässerung“ für Döbeln aus. Steigt das Wasser in der Mulde, dann steigt auch der Grundwasserspiegel. An mehreren Stellen im Stadtgebiet soll deshalb das Grundwasser abgepumpt werden. Diese Anlagen sind dann fest installiert und werden durch die Landestalsperrenverwaltung betrieben.