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Schiedsrichter-Rauswurf wird Fall fürs Gericht

Zwei Unparteiischen wurde der kostenfreie Zutritt zu einem Dynamo-Spiel in Neustadt verwehrt. Das war falsch.

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© SZ/Katarina Gust

Von Katarina Gust

Neustadt. Das letzte Dynamo-Spiel in Neustadt hat ein juristisches Nachspiel. Allerdings nicht für die Schwarz-Gelben, die Ende Juli im Volksbank-Stadion gegen die Erste Mannschaft des FC Slovan Liberec aus Tschechien gewonnen haben. Es geht vielmehr um eine denkwürdige Randerscheinung, mit der sich nun das Sportgericht befassen musste. In dem Fall geht es um die beiden Schiedsrichter Gotthard Mutscher und Tobias Kowalow. Die beiden Männer wollten sich die hochkarätige Partie ansehen. Als ehrenamtlich tätige Schiedsrichter bekommen sie normalerweise kostenlosen Eintritt zu allen Spielen im Gebiet des Deutschen Fußball-Bundes. Dies gilt für die Spiele auf Kreisebene genauso wie für die Spiele der Bundesliga. Auch die Partie Dynamo gegen Liberec gehörte dazu.

Auf einem speziellen Schiedsrichter-Ausweis, den Kowalow und Mutscher in Neustadt bei sich trugen, ist diese Regelung vermerkt. Der Ordner am Einlass wollte das Dokument jedoch nicht gelten lassen. Er weigerte sich, die Schiedsrichter kostenlos auf das Gelände des Neustädter Stadions zu lassen. Der Ausweis sei hier nicht gültig, behauptete er. Auch ein kurzes Telefonat mit dem Vorsitzenden des SSV Neustadt, Martin Beck als Gastgeber des Fußballspiels, brachte keine Lösung. Es blieb dabei. Gotthard Mutscher und Tobias Kowalow wurde der kostenlose Zutritt verwehrt. Sie mussten sich eine normale Eintrittskarte kaufen, die zehn Euro kostete.

Die beiden Männer ließen die Sache nicht auf sich beruhen. Sie legten offiziell beim Kreisverband Fußball Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Beschwerde gegen den SSV Neustadt ein. Sie fordern ihren Eintritt zurück. Allerdings nicht des Geldes wegen, wie Gotthard Mutscher betont. „Uns geht es einfach ums Prinzip“, sagt er. Er und Kowalow fühlen sich im Recht. Gotthard Mutscher will den Fall geklärt wissen. Deshalb hätte er den Fußballverband eingeschaltet. Auch, weil es ein Präzedenzfall werden könnte, befürchtet er.

Die Chemie stimmt nicht

So weit hätte es aber wohl gar nicht kommen müssen. „Wenn die Verantwortlichen vom SSV Neustadt das Gespräch mit mir gesucht und sich entschuldigt hätten, wäre die Sache schon längst vom Tisch“, sagt Mutscher. Quasi von Sportfreund zu Sportfreund. Doch dergleichen sei nicht passiert. Gut zwei Monate ist der Vorfall her. Ein klärendes Gespräch, ausgehend vom Schiedsrichter-Obmann oder dem Vereinsvorstand, hätte es bis heute nicht gegeben. Das ärgert Gotthard Mutscher am meisten. Zumal er die Verantwortlichen gut kennt. Seit 1978 pfeift er Spiele – am Wochenende steht er regelmäßig auf dem Platz. Im Fußball gehe es immer um Fairness, um ein respektvolles Miteinander. Das vermisst Mutscher im Moment.

Neben dem Kreisverband Fußball hat sich auch der Schiedsrichterausschuss mit dem Fall beschäftigt. Dieser empfahl Mutscher und Kowalow, sich gleich an eine höhere Instanz zu wenden – an das Sportgericht des Kreisverbandes Fußball Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. „Sonst wäre gar keine Bewegung in die Sache gekommen“, schildert er. Richter Harald Glauche hatte den Fall auf dem Tisch. Und Mutscher und Kowalow recht gegeben. Der SSV Neustadt soll den Männern den Eintritt erstatten. So lautete die Empfehlung, die der Richter ausgesprochen hat. Auf SZ-Anfrage wollte sich Harald Glauche zu dem Fall nicht äußern. Er bestätigte aber das Ergebnis der Beschwerde.

Der SSV Neustadt hat darauf prompt reagiert. Gotthard Mutscher und Tobias Kowalow haben die insgesamt 20 Euro zurückbekommen. Für sie ist der Streit damit beigelegt. Das Geld werden die beiden aber nicht behalten. Sie wollen den Betrag an eine Neustädter Kindereinrichtung spenden. An welche, wird in den nächsten Tagen entschieden. „Damit es sich lohnt, stocken wir den Betrag sogar noch etwas auf“, sagt Gotthard Mutscher.